Werner Pich wurde am 5. März 1909 in Bütow (Bytów), Pommern (heute Polen) geboren. Die Stadt liegt in Hinterpommern, in einer hügeligen Wald- und Seenlandschaft, früher „Blaues Ländchen“ genannt. Sein Vater war der Kaufmann Leo Pich, seine Mutter hieß Klara geborene Weck und stammte aus Hammerstein.
Werner besuchte, laut eigener Auskunft auf einem Formular des Konzentrationslagers Auschwitz, drei Jahre die Volksschule und anschließend vier Jahre die Mittelschule. Wenn er ca. 1916 eingeschult wurde, beendete er die Schule also ca. 1923. Wie sein Vater wurde er Kaufmann von Beruf. Wo die Familie die Zeit bis 1936 verbrachte, ist nicht bekannt.
Am 15. September 1935 wurde das "Reichsbürgergesetz" und das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" von den Nationalsozialisten verabschiedet. Beide "Nürnberger Gesetze" stempelten die jüdischen Mitbürger zu Menschen minderen Rechts. Im Gegensatz zu den mit vollen Rechten versehenen "Reichsbürgern", die "deutschen oder artverwandten Blutes" sein mussten, konnten Juden fortan nur noch "Staatsangehörige" des Deutschen Reichs ohne politische Rechte sein.
Als am 20. Januar 1936 Werners Großmutter väterlicherseits in Berlin starb, entschied sich seine Familie, auch in Berlin ansässig zu werden. Sie fanden eine 2-Zimmer Parterre-Wohnung im Gartenhaus der Nassauischen Straße 27.
Wann genau er seine spätere Ehefrau Käthe Wolffberg aus der Bayreuther Straße 26 kennenlernte und heiratete, ist nicht bekannt. Sie zog zu ihm in die Wohnung in der Nassauischen Straße 27, die er sich mit seinen Eltern teilte.
Ab ca. 1941 mussten Werner und Käthe Zwangsarbeit leisten. Werner arbeitete als Tischler in der Möbelfabrik Paul Dickow in der Schönhauser Allee 159 in Berlin-Prenzlauer Berg. Er verdiente 40RM wöchentlich.
Am 22. Februar 1943 holte die Gestapo Werner, seine Ehefrau Käthe und seine Eltern ab und brachten sie in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26. Vermögenswerte wurden bei Werner keine festgestellt. Mit dem 30. Osttransport wurden sie gemeinsam mit noch weiteren 1.096 gelisteten Personen am 26. Februar 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Seine Eltern wurden vermutlich sofort nach Ankunft des Transports in Auschwitz in den Gaskammern ermordet. Käthe und Werner kamen in getrennte Arbeitslager. Werner bekam die Häftlings-Nr. 104 493 auf den Unterarm tätowiert. Als besonderes Kennzeichen gab er auf dem Formular an, dass er eine Narbe an der rechten Leibseite habe. Als Wohnort gab er das Konzentrationslager Auschwitz an und die Anschrift seines Onkels Hermann in der Hermannstraße 229 in Berlin-Neukölln. Dieser war zu dem Zeitpunkt der letzte noch nicht deportierte Verwandte in Berlin.
Nur zwei Monate später, Ende April, wurden auch Werner und Käthe ermordet.
Werner Pich musste aufgrund von antisemitischem Rassenwahn und Verschwörungstheorien mit 34 Jahren sterben.