Eugen Herzberg

Verlegeort
Nassauische Str. 54
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. Mai 2008
Geboren
29. Mai 1870 in Mehlsack / Pieniężno
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 24. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
01. März 1943 in Theresienstadt

Eugen Herzberg wurde am 29. Mai 1870 in Mehlsack (dem heutigen Pieniężno) in Ostpreußen geboren. Er heiratete die am 21. September 1870 in Deutsch-Krone, Pommern, (heute Wałcz) geborene Irma Anna Jaffe. Das Paar muss schon in jungen Jahren nach Berlin gekommen sein, denn hier wurde am 13. März 1895 ihre Tochter Ilse geboren. Zwei Jahre später starb Irma Herzberg. Eugen Herzberg heiratete wieder, die Braut war die ein Jahr jüngere Kläre Gattel aus Spandau. Am 26. Juli 1901 wurde ihr Sohn Gerhard geboren. Herzbergs wohnten erst im heutigen Hansaviertel, nach 1900 zogen sie in die Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße).<br />
<br />
Seit mindestens 1895 verdiente Eugen Herzberg sein Brot als Agent für Textilien, 1904 ließ er seine „Agentur für Tuche“ in das Handelsregister eintragen. Laut seinem Sohn Gerhard, der 1924 Mitinhaber der Firma wurde, vertraten sie „nur allerbeste deutsche und ausländische Tuchfabriken“. Der Sitz der Firma war zunächst in der Kaiser-Friedrich-Straße, dann am Hausvogteiplatz und schließlich in der Mohrenstraße. Eugen Herzberg wurde Handelsgerichtsrat und war auch Vizevorsitzender des Vereins Deutscher Handelsvertreter.<br />
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Ende der 1920er Jahre, vermutlich als beide Kinder verheiratet und aus dem Haus waren, bezog Eugen Herzberg mit seiner Frau eine Wohnung in der Neuen Bayreuther Straße 20. Etwa 1934 zogen sie dann in die Nassauische Straße 54/55. Um diese Zeit begann auch die Firma schlechter zu laufen, da aufgrund der Diskriminierungen und Boykottmaßnahmen der NS-Regierung die Kundschaft wegblieb. 1938 kamen die Geschäfte praktisch zum Erliegen. Im Oktober dieses Jahres verwitwete Eugen Herzberg nochmals. Kurz vorher war sein Sohn Gerhard mit Frau und zwei Kindern nach England ausgewandert.<br />
<br />
Eugen Herzberg, inzwischen von den zahlreichen antisemitischen Verordnungen der Regierung betroffen und weitgehend verarmt, wurde von der Handelskammer aufgefordert, seine Firma zu löschen. Im Oktober 1939 beantragte er die Löschung von Amts wegen, da sowohl er wie sein Sohn in England mittellos seien. Um die sogenannte „Sühneabgabe“ zu zahlen, die Juden nach den Pogromen vom November 1938 auferlegt wurde, sah er sich genötigt, seine Lebensversicherung zu verkaufen.<br />
<br />
Ende 1939 war er auch gezwungen, eine sicherlich kleinere Wohnung in der Jenaer Straße 22 zu nehmen. Es sollte nicht sein letzter Umzug sein. Als er im August 1942 „abgeholt“ wurde, da er für die „Umsiedlung“ in das „Altersghetto“ Theresienstadt vorgesehen sei, wohnte er, wohl nicht freiwillig, zur Untermiete bei Valerian Wechsler in der Prager Straße 35. Er kam zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26, ein von der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und wurde am 24. August des Jahres nach Theresienstadt deportiert.<br />
<br />
In Theresienstadt angekommen musste er feststellen, dass das „Altersghetto“ nichts anderes als ein Konzentrationslager war, in dem die Menschen unter erbärmlichen Umständen untergebracht waren. Raumnot, Hunger, Kälte, katastrophale Hygiene verursachten viele Krankheiten, die ein Großteil der Insassen nicht überlebte. Auch der 72-jährige Eugen Herzberg nicht. Laut der dort ausgestellten „Todesfallanzeige“ erkrankte er an Darmkatarr und starb am 1. März 1943 an „Inanition (völlige Erschöpfung und Abmagerung)“. Es ist wohl kein Zufall, das solch eine unüblich realistisch vermerkte Todesursache – für gewöhnlich wurden keine Hinweise auf die lebensbedrohlichen Bedingungen im Lager gegeben – von einem jüdischen Totenbeschauer eingetragen wurden: Dr. Ernst H. „Israel“ Steiner.<br />
<br />
Eugen Herzbergs Tochter Ilse wurde am 1. März 1943, dem Todestag ihres Vaters und einen Tag vor ihrem Mann Walter Weile, nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Für sie liegen zwei Stolpersteine vor dem Haus Wielandstraße 17.

Eugen Herzberg wurde am 29. Mai 1870 in Mehlsack (dem heutigen Pieniężno) in Ostpreußen geboren. Er heiratete die am 21. September 1870 in Deutsch-Krone, Pommern, (heute Wałcz) geborene Irma Anna Jaffe. Das Paar muss schon in jungen Jahren nach Berlin gekommen sein, denn hier wurde am 13. März 1895 ihre Tochter Ilse geboren. Zwei Jahre später starb Irma Herzberg. Eugen Herzberg heiratete wieder, die Braut war die ein Jahr jüngere Kläre Gattel aus Spandau. Am 26. Juli 1901 wurde ihr Sohn Gerhard geboren. Herzbergs wohnten erst im heutigen Hansaviertel, nach 1900 zogen sie in die Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße).

Seit mindestens 1895 verdiente Eugen Herzberg sein Brot als Agent für Textilien, 1904 ließ er seine „Agentur für Tuche“ in das Handelsregister eintragen. Laut seinem Sohn Gerhard, der 1924 Mitinhaber der Firma wurde, vertraten sie „nur allerbeste deutsche und ausländische Tuchfabriken“. Der Sitz der Firma war zunächst in der Kaiser-Friedrich-Straße, dann am Hausvogteiplatz und schließlich in der Mohrenstraße. Eugen Herzberg wurde Handelsgerichtsrat und war auch Vizevorsitzender des Vereins Deutscher Handelsvertreter.

Ende der 1920er Jahre, vermutlich als beide Kinder verheiratet und aus dem Haus waren, bezog Eugen Herzberg mit seiner Frau eine Wohnung in der Neuen Bayreuther Straße 20. Etwa 1934 zogen sie dann in die Nassauische Straße 54/55. Um diese Zeit begann auch die Firma schlechter zu laufen, da aufgrund der Diskriminierungen und Boykottmaßnahmen der NS-Regierung die Kundschaft wegblieb. 1938 kamen die Geschäfte praktisch zum Erliegen. Im Oktober dieses Jahres verwitwete Eugen Herzberg nochmals. Kurz vorher war sein Sohn Gerhard mit Frau und zwei Kindern nach England ausgewandert.

Eugen Herzberg, inzwischen von den zahlreichen antisemitischen Verordnungen der Regierung betroffen und weitgehend verarmt, wurde von der Handelskammer aufgefordert, seine Firma zu löschen. Im Oktober 1939 beantragte er die Löschung von Amts wegen, da sowohl er wie sein Sohn in England mittellos seien. Um die sogenannte „Sühneabgabe“ zu zahlen, die Juden nach den Pogromen vom November 1938 auferlegt wurde, sah er sich genötigt, seine Lebensversicherung zu verkaufen.

Ende 1939 war er auch gezwungen, eine sicherlich kleinere Wohnung in der Jenaer Straße 22 zu nehmen. Es sollte nicht sein letzter Umzug sein. Als er im August 1942 „abgeholt“ wurde, da er für die „Umsiedlung“ in das „Altersghetto“ Theresienstadt vorgesehen sei, wohnte er, wohl nicht freiwillig, zur Untermiete bei Valerian Wechsler in der Prager Straße 35. Er kam zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26, ein von der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und wurde am 24. August des Jahres nach Theresienstadt deportiert.

In Theresienstadt angekommen musste er feststellen, dass das „Altersghetto“ nichts anderes als ein Konzentrationslager war, in dem die Menschen unter erbärmlichen Umständen untergebracht waren. Raumnot, Hunger, Kälte, katastrophale Hygiene verursachten viele Krankheiten, die ein Großteil der Insassen nicht überlebte. Auch der 72-jährige Eugen Herzberg nicht. Laut der dort ausgestellten „Todesfallanzeige“ erkrankte er an Darmkatarr und starb am 1. März 1943 an „Inanition (völlige Erschöpfung und Abmagerung)“. Es ist wohl kein Zufall, das solch eine unüblich realistisch vermerkte Todesursache – für gewöhnlich wurden keine Hinweise auf die lebensbedrohlichen Bedingungen im Lager gegeben – von einem jüdischen Totenbeschauer eingetragen wurden: Dr. Ernst H. „Israel“ Steiner.

Eugen Herzbergs Tochter Ilse wurde am 1. März 1943, dem Todestag ihres Vaters und einen Tag vor ihrem Mann Walter Weile, nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Für sie liegen zwei Stolpersteine vor dem Haus Wielandstraße 17.