Friederike Cornelius geb. Rosenthal

Verlegeort
Nassauische Str. 54
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. Mai 2008
Geboren
08. März 1886 in Neustadt (Westpreußen) / Wejherowo
Deportation
am 13. Juni 1942 nach Sobibór
Ermordet

Friederike – oder Frieda – Rosenthal wurde am 8. März 1886 in Neustadt in Westpreußen (heute Wejherowo in Polen) geboren. Ihr Vater war der Kaufmann Isidor Rosenthal, die Mutter hieß Amalie, geborene Michalowitz. Friederike hatte mindestens sieben Geschwister.

Die Rosenthals zogen um die Jahrhundertwende nach Berlin und wohnten dort in der Kulmbacher Straße in Wilmersdorf. 1912 heiratete Friederike den zehn Jahre älteren Kaufmann Martin Reissner und zog mit ihm nach Cottbus. Martin war an dem sehr erfolgreichen Getreide- und Futtermittel-Großhandel seiner Familie beteiligt. Am 17. Mai 1914 bekamen Friederike und Martin in Cottbus einen Sohn, Arthur Joachim. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ließ sich das Ehepaar scheiden.

1925, mit 39 Jahren, heiratete Friederike in zweiter Ehe den 23 Jahre älteren Münchener Philosophen Hans Cornelius (1863-1947), der zu diesem Zeitpunkt Ordinarius für Philosophie an der Universität in Frankfurt am Main war. Für Professor Cornelius war es die dritte Ehe, er war bereits einmal geschieden und einmal verwitwet. Sein Vater, der Historiker Carl Adolph Cornelius, war Mitglied der altkatholischen Kirche in München. Es ist anzunehmen, dass Friederike und Hans Cornelius zusammen in Frankfurt am Main lebten. Sie hatten keine Kinder. Cornelius' wissenschaftliche Arbeit ist weitgehend in Vergessenheit geraten; man kennt ihn heute vor allem als Lehrer von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. 

1928 wurde er emeritiert, hielt aber weiterhin Vorlesungen in Frankfurt. 1937 wurde ihm wegen seiner Ehe mit Friederike als „jüdisch versippt" die Lehrerlaubnis entzogen. Bald darauf wurde die Ehe geschieden.

Hans Cornelius ließ nicht viel Zeit vergehen, bis er 1939 zum vierten Mal heiratete; Friederike zog zurück nach Berlin, wo noch Familienmitglieder lebten, darunter ihre ältere Schwester Paula mit ihrem Mann.

Am 2. Juli 1942 wurde Friederike Rosenthal mit dem „14. Berliner Osttransport" deportiert. Ziel war mit größter Wahrscheinlichkeit das Vernichtungslager Sobibor, wo die 56-jährige Frau ermordet wurde.

Ihre Schwester Paula, verheiratete Meyer, und ihr Mann Isidor wurden 1944 in Theresienstadt ermordet.

Auch ihr Ex-Mann Max Reissner, der in Cottbus wieder geheiratet hatte, und dessen zweite Frau Friederike, geborene Cohn, wurden im Holocaust getötet. Hier ist die Datenlage nicht eindeutig; sie starben zwischen 1942 und 1944 entweder im Warschauer Ghetto oder im Lager Piaski.

Friederikes Sohn aus erster Ehe, Arthur Joachim Reissner (17. Mai 1914 – 27. März 2003), hatte Deutschland schon 1936 verlassen und an der Universität Basel Jura studiert. Er emigrierte dann nach Peru und später in die Vereinigten Staaten, heiratete eine Amerikanerin und war in Kalifornien als Rechtsanwalt tätig. Er wurde 88 Jahre alt.