Martha Prager geb. Wolff

Verlegeort
Nassauische Str. 61
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. April 2010
Geboren
26. November 1886 in Neukirch
Deportation
am 19. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Am 26. November 1886 kam in Neuteich Krs. Marienburg in Westpreußen Martha Wolff zur Welt. Ihre Eltern Aron Wolff und Lina geb. Michaelis hatten sieben Kinder.

Wilhelm, geb.1875, ermordet 1942 in Auschwitz, Georg, geb.1876, ermordet 1944 in Auschwitz, Martin geb.1879, gest.1880, Cäcilie, geb. 1877 gest.1880, Alma, geb.1878, gest.1970, Richard geb.1880 mit unbekanntem Sterbedatum und als jüngstes Kind Martha, geboren am 26. November 1886. Wilhelm, Georg und Alma wurden in Massow Krs. Naugard geboren, die anderen Kinder außer Martha in Stettin. Aron Wolff, von Beruf Ingenieur, wechselte also mehrfach mit seiner Familie den Wohnort, bis er sich endgültig in Berlin niederließ, wo er im April 1905 starb.

Am 5. Juni 1908 gebar Martha Wolff im Alter von 20 Jahren ihre einzige Tochter Hedwig, genannt Hedy. Der Vater des Kindes, der Kaufmann Alfred Prager war 20 Jahre älter als Martha. Martha war zu diesem Zeitpunkt ledig und als Wirtschafterin tätig, möglicherweise führte ihre Tätigkeit das Paar zusammen. Erst 13 Jahre später, am 8. Juni 1921 heirateten sie. Beide gaben zu diesem Zeitpunkt die Helmstedter Straße 24 als gemeinsame Adresse an. Die Tochter Hedy feierte dort 1934 mit dem Diplomingenieur Jacob Jacoby ihre Hochzeit. Sie war zu diesem Zeitpunkt die Geschäftsführerin eines Modesalons.

Martha und Alfred Prager zogen 1935 in die Nassauische Straße 61. Alfred verstarb am 18. August 1938 im Krankenheim der Israelitischen Synagogengemeinde Adass Jisroel in der Elsässer Straße 85 (heute Torstraße).

Martha Prager blieb in der ehelichen Wohnung und wurde im Adressbuch bis 1940 als Haushaltsvorstand mit dem Zusatz Wwe. (Witwe) unter der Adresse Nassauische Straße 61 aufgeführt. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden und die damit verbundene Aufhebung des Mieterschutzes wurde sie gezwungen, die große Wohnung zu verlassen und „2 Zimmer ohne Küche bei Schulz – arisch, Vh 5 Treppen rechts“ im selben Haus zu beziehen.

Martha wurde zur Zwangsarbeit herangezogen. Sie gab in ihrer Vermögenserklärung vom 11. Februar 1943 an, als Arbeiterin und Reinemachefrau bei der „Reichsführung SS“ für einen Wochenlohn von 25,00 RM beschäftigt gewesen zu sein. Unter der von ihr angegebenen Adresse Kaiserallee 76 befand sich jedoch das Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde Friedenau, das wohl gemeinte SS Führungshauptamt befand sich hingegen an der Kaiserallee 188.

Zu dem beschlagnahmten Vermögen von Martha Wolff gehörten nur einige wenige Möbelstücke – von einer ehemaligen Mitbewohnerin in derselben Wohnung als gut und gediegen wenn auch alt bezeichnet – die mit einem Gesamtwert von 95,00 RM taxiert wurden.

Martha Prager wurde am 19. Februar 1943 mit dem sogenannten 29. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Hedy und Jacob Jacoby müssen noch vor dem Umzug der Eltern in die Nassauische Straße – vermutlich überhastet und ohne wichtige Familiendokumente - nach Australien ausgewandert sein. In dem 1958 gestellten Entschädigungsantrag konnte Hedy weder das Sterbejahr ihres Vaters, noch das Geburtsjahr der Mutter und die Adresse ihrer Eltern korrekt angeben.

Marthas Schwester Alma und ihre Ehemann Max Rosenow waren rechtzeitig mit ihren 2 Söhnen geflüchtet. Sie ließen sich in Michigan, USA, nieder.