Friedrich Jendrosch

Verlegeort
Osloer Straße 110
Historischer Name
Christianienstraße 110
Bezirk/Ortsteil
Wedding
Verlegedatum
08. Oktober 2022
Geboren
22. Mai 1890 in Lomnitz (Schlesien) / Łomnica
Beruf
Eisenbahnarbeiter
Deportation
am 24. August 1944 nach Sachsenhausen
Ermordet
28. November 1944 in Sachsenhausen

Friedrich Jendrosch wurde am 22. Mai 1890 in Lomnitz, Kreis Rosenberg (heute Lomnica/Olesno) in Polen geboren.

Nach dem Besuch der Volksschule in Rosenberg und Pitschen begann Jendrosch eine Bäckerlehre, die er aber wegen einer Schlosser-Lehre vorzeitig abbrach.
Ergänzend dazu besuchte er die Fortbildungsschule in  Rosenberg. Danach lebte er als Eisenbahnarbeiter im oberschlesischen Hindenburg.

Bei der Reichsbahn startete er seine berufliche Tätigkeit im Jahr 1908. Damit begann ebenso seine gewerkschaftliche Aktivität bei der DEV/EdED (DEV, Deutscher Eisenbahner-Verband, freie Gewerkschaft für Eisenbahner, von 1916 bis 1925. EdED, Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands, vom 27. Juni 1925 bis 1933).

Dort wurde er später ausgeschlossen und wechselte dann zur RGO IG Eisenbahn (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition), einer KPD-nahen Gewerkschaft, gegründet im Dezember 1929.

Sein beruflicher Werdegang ging einher mit großem Einsatz für seine Kollegen bei der Bahn. Für die RGO war Friedrich Jendrosch 1930 Mitglied des Hauptbetriebsrates der Deutschen Reichsbahn.

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Jendrosch der SPD an. 1919 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei.

Friedrich „Fritz“ Jendrosch war seit dem 24. Juli 1923 mit Hedwig Theresie Jendrosch, verwitwete Mondry, geborene Kroll verheiratet. Seine Frau brachte die beiden Kinder Gerhard und Gertrud Mondry mit in die Ehe; gemeinsam hatte das Paar die Tochter Sonja Jendrosch.

Friedrich Jendrosch war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Hindenburg und zeitweise Vorsitzender derselben. Zudem war er Abgeordneter des Provinziallandtages Oberschlesien und im Jahr 1924 Mitglied des Reichstags sowie von Dezember 1924 bis 1932 Mitglied des preußischen Landtages. 1925–1929 war Jendrosch politischer Leiter des KPD-Bezirks Oberschlesien. 1931 wurde er Referent für den Landtagswahlkampf der KPD in Hessen und seit 1932 war Jendrosch beim Zentralkomitee der KPD angestellt.

Friedrich Jendrosch wurde aufgrund seiner kommunistischen Aktivitäten bereits 1931 gemaßregelt und bei der Reichsbahn entlassen. Er bestritt seinen Unterhalt ab dieser Zeit als Markthändler. Nach dem Verbot der KPD blieb er weiterhin in Kontakt mit der illegalen Parteileitung, ohne sich jedoch aktiv am Widerstand zu beteiligen. Daher stammten auch die bei einer Hausdurchsuchung am 16. Juni 1933 bei ihm gefundenen illegalen Schriften der KPD.

Friedrich Jendrosch wurde im Zuge der „Aktion Gewitter“ am 24. August 1944 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Als politischer Schutzhäftling wurde er unter der Nummer 93363 registriert und im Block 10 untergebracht.

Ende 1944 teilte die Lagerverwaltung der Ehefrau mit, dass ihr Mann am 28. November 1944 an einer eitrigen Hirnhautentzündung verstorben sei. Es ist wahrscheinlich, dass er in Wahrheit den widrigen Haftumständen oder den Misshandlungen durch die SS zum Opfer fiel und ermordet wurde.

Seit 1992 befinden sich vor dem ehemaligen Reichstagsgebäude in Berlin 96 Gedenktafeln für vom Naziregime ermordete Reichstagsabgeordnete. Eine dieser Tafeln ist Friedrich Jendrosch gewidmet.