Dr. Alfons Kempner

Verlegeort
Passauer Str. 5
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
12. Juli 2019
Geboren
09. September 1878 in Bromberg / Bydgoszcz
Beruf
Arzt
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
11. November 1942 in Theresienstadt

Alfons Eduard Moritz Kempner wurde am 8. September 1878 in Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz in Polen, geboren. Sein Vater, der Geheime Justizrat Alfons Kempner, war jüdisch, seine Mutter Elisabeth, geb. Hahndorff, evangelisch. Bereits im Jahr zuvor, am 31. März 1877, hatten die Eltern die Tochter Philippine bekommen. Der Sohn Franz kam am 19. Oktober 1879 zur Welt. Alle Kinder wurden evangelisch getauft. Die Familie lebte in der Mauerstraße 63–65. Im Jahr 1893 starb die Mutter Elisabeth, die drei halbwüchsigen Kinder lebten nun alleine mit ihrem Vater. Die Tochter Philippine heiratete am 4. November 1899 den Leutnant Otto Heinrich Franz Banke. Der Sohn Franz studierte Jura und war nach seiner Promotion ab 1906 in der Kolonialverwaltung in Deutsch-Ostafrika tätig.<br />
Alfons Kempner studierte in Berlin und München Medizin und promovierte. Seine Approbation als Arzt erhielt er 1903 in München. Er war Militärarzt der Bayrischen Armee und dort einem Sanitätskorps zugeteilt, zuletzt als Oberarzt.<br />
Ab 1907 war Alfons Kempner in Berlin gemeldet und zwar in der Kantstraße 24 in Berlin-Charlottenburg, dann in der Kantstraße 138 und ab 1915 schließlich in der Kantstraße 35. <br />
Am 25. März 1908 heiratete Alfons Kempner vor dem Standesamt Charlottenburg Eva Zucker, geboren am 31. August 1886 in Berlin. Zu dieser Zeit war Alfons Kempner Assistenzarzt an der Charité, wo er auch wohnte. Er spezialisierte sich auf Nervenheilkunde und innere Leiden.<br />
Während des Ersten Weltkriegs war Dr. Alfons Kempner Soldat und versah Sanitätsdienst im Lazarett. Sein Bruder Franz, der in Deutsch-Ostafrika am Krieg teilnahm, zog nach dem Krieg nach Berlin und war dort Staatsbeamter in die Reichskanzlei, 1925/1926 als Staatssekretär. <br />
Am 7. September 1929 traten Alfons und Eva Kempner von Hamburg aus eine Reise nach Malaga an, sie hatten auf dem Dampfschiff Tanganjika der Hamburg-Amerika-Linie eine Kabine in der ersten Klasse gebucht.<br />
Zu Beginn der 1930er-Jahre zog die Eheleute Kempner in das Haus Passauer Straße 5, wo sie eine 5-Zimmer-Wohnung im Vorderhaus bewohnten. Eva Kempner war neben ihren drei ledigen Schwestern Selma, Margarete und Getrud Miteigentümerin des Hauses, das ihr Vater, der Kaufmann Baruch Zucker, 1898 erworben hatte.<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war das gut situierte Paar erheblichen Repressionen und Demütigungen ausgesetzt. Die Eheleute mussten sich die Wohnung mit den drei Schwestern von Eva Kempner teilen und auch Alfons’ Bruder Franz lebte eine Zeitlang in der Wohnung.<br />
Um den Zwangszahlungen an den NS-Staat nachkommen zu können, musste das Haus mit mehreren Hypotheken belastet werden.<br />
Am 14. Juni 1937 wurde Alfons Kempner die Approbation entzogen. Eventuell durfte er noch jüdische Patientinnen und Patienten als „Krankenbehandler“ versorgen. Zumindest finden sich Unterlagen, nach denen er noch 1942 als solcher im Sammellager Große Hamburger Straße tätig war. <br />
Die Möbel und weitere Gegenstände in der Wohnung Kempner erwarben nach der Deportation der Eheleute verschiedene Interessenten, darunter ein SS-Untersturmführer aus Zehlendorf.<br />
Am 3. Oktober 1942 wurden Alfons und Eva Kempner mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Wenige Wochen später, am 11. November 1942, starb Alfons Kempner dort, laut Todesfallanzeige an einer Lungenentzündung. Seine Frau Eva wurde am 23. Januar 1943 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. <br />
Alfons Kempners Bruder Franz, der in Opposition zum NS-Regime stand und viele Kontakte zu Widerstandskreisen hatte, wurde nach dem 20. Juli verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Am 5. März 1945 wurde er in Plötzensee enthauptet. Die Schwester Philippine Marie Banke, geb. Kempner, überlebte den Krieg. Sie starb 1955 im Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf.<br />
Die drei Schwägerinnen von Alfons Kempner, Gertrud, Margarete und Selma Zucker, wurden am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.<br />

Alfons Eduard Moritz Kempner wurde am 8. September 1878 in Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz in Polen, geboren. Sein Vater, der Geheime Justizrat Alfons Kempner, war jüdisch, seine Mutter Elisabeth, geb. Hahndorff, evangelisch. Bereits im Jahr zuvor, am 31. März 1877, hatten die Eltern die Tochter Philippine bekommen. Der Sohn Franz kam am 19. Oktober 1879 zur Welt. Alle Kinder wurden evangelisch getauft. Die Familie lebte in der Mauerstraße 63–65. Im Jahr 1893 starb die Mutter Elisabeth, die drei halbwüchsigen Kinder lebten nun alleine mit ihrem Vater. Die Tochter Philippine heiratete am 4. November 1899 den Leutnant Otto Heinrich Franz Banke. Der Sohn Franz studierte Jura und war nach seiner Promotion ab 1906 in der Kolonialverwaltung in Deutsch-Ostafrika tätig.
Alfons Kempner studierte in Berlin und München Medizin und promovierte. Seine Approbation als Arzt erhielt er 1903 in München. Er war Militärarzt der Bayrischen Armee und dort einem Sanitätskorps zugeteilt, zuletzt als Oberarzt.
Ab 1907 war Alfons Kempner in Berlin gemeldet und zwar in der Kantstraße 24 in Berlin-Charlottenburg, dann in der Kantstraße 138 und ab 1915 schließlich in der Kantstraße 35.
Am 25. März 1908 heiratete Alfons Kempner vor dem Standesamt Charlottenburg Eva Zucker, geboren am 31. August 1886 in Berlin. Zu dieser Zeit war Alfons Kempner Assistenzarzt an der Charité, wo er auch wohnte. Er spezialisierte sich auf Nervenheilkunde und innere Leiden.
Während des Ersten Weltkriegs war Dr. Alfons Kempner Soldat und versah Sanitätsdienst im Lazarett. Sein Bruder Franz, der in Deutsch-Ostafrika am Krieg teilnahm, zog nach dem Krieg nach Berlin und war dort Staatsbeamter in die Reichskanzlei, 1925/1926 als Staatssekretär.
Am 7. September 1929 traten Alfons und Eva Kempner von Hamburg aus eine Reise nach Malaga an, sie hatten auf dem Dampfschiff Tanganjika der Hamburg-Amerika-Linie eine Kabine in der ersten Klasse gebucht.
Zu Beginn der 1930er-Jahre zog die Eheleute Kempner in das Haus Passauer Straße 5, wo sie eine 5-Zimmer-Wohnung im Vorderhaus bewohnten. Eva Kempner war neben ihren drei ledigen Schwestern Selma, Margarete und Getrud Miteigentümerin des Hauses, das ihr Vater, der Kaufmann Baruch Zucker, 1898 erworben hatte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war das gut situierte Paar erheblichen Repressionen und Demütigungen ausgesetzt. Die Eheleute mussten sich die Wohnung mit den drei Schwestern von Eva Kempner teilen und auch Alfons’ Bruder Franz lebte eine Zeitlang in der Wohnung.
Um den Zwangszahlungen an den NS-Staat nachkommen zu können, musste das Haus mit mehreren Hypotheken belastet werden.
Am 14. Juni 1937 wurde Alfons Kempner die Approbation entzogen. Eventuell durfte er noch jüdische Patientinnen und Patienten als „Krankenbehandler“ versorgen. Zumindest finden sich Unterlagen, nach denen er noch 1942 als solcher im Sammellager Große Hamburger Straße tätig war.
Die Möbel und weitere Gegenstände in der Wohnung Kempner erwarben nach der Deportation der Eheleute verschiedene Interessenten, darunter ein SS-Untersturmführer aus Zehlendorf.
Am 3. Oktober 1942 wurden Alfons und Eva Kempner mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Wenige Wochen später, am 11. November 1942, starb Alfons Kempner dort, laut Todesfallanzeige an einer Lungenentzündung. Seine Frau Eva wurde am 23. Januar 1943 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Alfons Kempners Bruder Franz, der in Opposition zum NS-Regime stand und viele Kontakte zu Widerstandskreisen hatte, wurde nach dem 20. Juli verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Am 5. März 1945 wurde er in Plötzensee enthauptet. Die Schwester Philippine Marie Banke, geb. Kempner, überlebte den Krieg. Sie starb 1955 im Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf.
Die drei Schwägerinnen von Alfons Kempner, Gertrud, Margarete und Selma Zucker, wurden am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.