Marie Martha Schindler wurde als Tochter von Hermann und Emma Rosalie Berger am 4. Juli 1903 in Köln geboren. Ihr Bruder Franz Moritz Berger war sieben Jahre älter - er wurde in Dresden am 27. Juli 1896 geboren, wo die Eltern gelebt hatten, bevor sie nach Köln zogen.
Marie arbeitete als junge Erwachsene mit im familienbetriebenen Lampengeschäft „Martin Schiffgen“ in Köln. 1928 heiratete sie Walter Schindler und zog zu ihm nach Berlin-Steglitz in die Paulsenstraße 55. Zwei Jahre später kam am 16. Mai 1930 der gemeinsame Sohn Peter zur Welt.
1936 holte Marie ihre Eltern nach Berlin, nachdem diese ihr Lampengeschäft zwangsweise verkaufen mussten. Die Familie wohnte gemeinsam in der Wohnung In der Paulsenstr. 55 in Steglitz.
Ab 1937 beherbergte die Familie außerdem das Ehepaar Gustav und Leonie Lewin, geb. Guradze.
1938 konnte Marie mit ihrem Sohn Peter nach England, und im November mit der „Alcantara“ von Southampton/England nach Uruguay fliehen, wohin es ihr Ehemann Walter Schindler schon auf dem gleichen Weg zwei Monate zuvor geschafft hatte. Noch in den 1960er Jahren wohnte Marie Martha Schindler in Montevideo. Später haben sich die Spuren von Marie und Peter Schindler leider verloren.
Walter Schindler versuchte in Uruguay an seine Berufstätigkeit aus Deutschland anzuknüpfen und eröffnete in Montevideo eine Werkstatt zur Herstellung und zum Verkauf von Gardinen.
Von Walter Schindler ließ sich 1976 eine Spur finden: Anfang August 1976 wurde Walter Schindler in das Jüdische Krankenhaus in Berlin aufgenommen. Es ist jedoch nicht bekannt, aus welchen Gründen er nach Berlin zurückgekehrt war. Im Krankenhaus verstarb er kurz danach am 16. September 1976 an den Folgen eines Herzleidens.
Maries Eltern wurden am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert. Vater Hermann Berger verstarb im Ghetto Theresienstadt nach offiziellen Angaben am 22. Dezember 1943. Mutter Emma Rosalie Berger wurde am 16. Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau in das „Familienlager Theresienstadt“ (Lager B IIb) deportiert. Von den insgesamt 7.500 Menschen, die am 15., 16. und 18. Mai von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert worden waren, wurden nach dem 9.Juli etwa 3. bis 3.500 Menschen als Zwangsarbeiter auf andere Lager verteilt, währen die übrigen 4.000 bis 4.500 Deportierten am 11. und 12. Juli 1944 in den Gaskammern von Birkenau vergast wurden. Zu diesen gehörte vermutlich auch Emma Rosalie Berger.
Maries Bruder Franz Berger lebte ebenfalls in Berlin, nachdem das Lampengeschäft der Familie Berger in Köln aufgegeben worden war in dem er als Prokurist gearbeitet hatte. Am 26. Juli 1938 heiratete er Hildegard Simke, geb. am 15. August 1904. Das Paar wohnte in Charlottenburg in der Waitzstr. 6. Franz flüchtete 1938 mit seiner Ehefrau Hildegard und deren Mutter Lucie Lichtenstein Simke nach Chile. Sie lebten in Santiago de Chile, wo Franz ein Lampengeschäft betrieb. Am 16. Mai 1967 starb Franz Berger in Santiago. Die Spuren von Hilde und ihrer Mutter Lucie konnten bisher nicht weiter verfolgt werden.