Rosa Emma Berger geb. Jacobowitz

Verlegeort
Paulsenstr. 55
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
02. Juli 2044
Geboren
29. Januar 1871 in Königshütte (Schlesien) / Chorzów
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
1944 in Auschwitz

Emma Rosalie Jacobowitz wurde am 29. Januar 1865 in Königshütte, dem heutigen polnischen Chorzów geboren. 
In den 1890er lernte sie Hermann Berger kennen, der am 10. August 1865 geboren war und aus Tarnowitz (Oberschlesien) stammte. Die beiden heirateten, das Heiratsdatum ist nicht bekannt.
Das Ehepaar lebte zunächst  in Dresden, wo am 27. Juli 1896 der Sohn Franz  Moritz geboren wurde. Später zog die Familie nach Köln und betrieb dort den Lampenladen „Martin Schiffgen“ (der noch heute existiert). In Köln wurde Emma Rosalie am 4. Juli 1903 zum zweiten Mal Mutter mit ihrer Tochter Marie.

1924 wurde Emma Rosalies Ehemann Hermann Berger Alleininhaber des Lampengeschäfts. In den Jahren der Weimarer Republik war das Geschäft offenbar sehr erfolgreich. Das Sortiment umfasste neben Lampen, auch Radios, moderne Staubsauger und unterschiedliche elektronische Gerät. Das Foto (siehe oben) zeigt die Familie Berger in ihrem Geschäft im Jahr 1928. 
Im selben Jahr heiratete Tochter Marie Martha und zog zu ihrem Ehemann Walter Schindler nach Berlin. Am 16. Mai 1930 wurde Sohn  Peter  geboren:  Emma Rosalie und Hermann Berger waren nun Großeltern. 

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verschlechterte sich das Leben der Bergers zunehmend: Auch das Lampengeschäft war von der  am 1. April 1933 staatlich angeordneten Boykottaktion gegen jüdiusche Geschäfte betroffen. Der Umsatz ging stark zurück. Schließlich verkaufte Hermann Berger im Jahr 1936 unter Druck das Geschäft unter Wert.  Das Ehepaar  zog 1936 nach Berlin zu Tochter Marie und Schwiegersohn Walter Schindler in deren Wohnung in der Paulsenstr. 55 in Steglitz.  Emma Rosalie Berger war zu diesem Zeitpunkt ebenso wie ihr Ehemann bereits 71 Jahre alt. 
 Tochter Marie, ihrem  Ehemann Walter Schindler und Sohn Peter gelang 1938 die Flucht aus Deutschland. Über England konnten sie sich schließlich in Uruguay niederlassen.  

Auch Hermann und Rosalies Sohn  Franz Berger lebte  in Berlin, nachdem das Lampengeschäft der Familie Berger in Köln aufgegeben worden war in dem er als Prokurist gearbeitet hatte. Am 26. Juli 1938 heiratete er Hildegard Simke, geb. am 15. August 1904. Das Paar wohnte in Charlottenburg in der Waitzstr. 6. Franz flüchtete 1938 mit seiner Ehefrau Hildegard und deren Mutter Lucie Lichtenstein Simke nach Chile. Sie lebten in Santiago de Chile, wo Franz ein Lampengeschäft betrieb. Am 16. Mai 1967 starb Franz Berger in Santiago. Die Spuren von Hilde und ihrer Mutter Lucie konnten bisher nicht weiter verfolgt werden.

Von 1937 bis 1942 beherbergte die Familie Berger in der Paulsenstr. 55 auch das Ehepaar Gustav und Leonie Lewin, geb. Guradze.  Leonie Lewin verstarb am 17. Januar 1942.  Im selben Jahr 1942 wurden die Eheleute Berger wie auch Gustav Lewin gezwungen, in die Schöneberger Str. 25 in Berlin-Kreuzberg zu ziehen.   Dort mussten sie sich das Zimmer mit einer anderen einquartierten jüdischen Familie teilen. Der zurückgelassene Besitz wurde enteignet.
Gustav Lewin starb am 19. November 1942, möglicherweise beging  er Suizid. 

Am 17. März 1943 wurden Hermann Berger und  seine Ehefrau Emma Rosalie  mit dem  „4. Großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Hermann Berger verstarb im Ghetto Theresienstadt nach offiziellen Angaben am 22. Dezember 1943. 
Emma Rosalie Berger wurde am 16. Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau in das „Familienlager Theresienstadt“ (Lager B IIb) deportiert. Von den insgesamt 7.500 Menschen, die am 15., 16. und 18. Mai von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert worden waren, wurden nach dem 9.Juli  etwa 3. bis 3.500 Menschen als Zwangsarbeiter auf andere Lager verteilt, währen die übrigen 4.000 bis 4.500 Deportierten am 11. und 12. Juli 1944 in den Gaskammern von Birkenau vergast wurden. Zu diesen gehörte vermutlich auch Emma Rosalie Berger.