Franz Josef (Francois) Tenenbaum wurde am 2. März 1908 als Sohn des Patentanwalts Isidor Israel Tenenbaum und seiner Ehefrau Hedwig in Berlin-Schöneberg in der Cranachstraße 15 geboren. Als einziges Kind wuchs er in sehr wohlhabenden bürgerlichen Verhältnissen auf. Über seine Schulzeit und berufliche Ausbildung wissen wir nichts Genaues.
Am 1. Januar 1927 bezogen Isidor und Hedwig Tenenbaum mit dem damals 19-jährigen Franz die repräsentative Beletage in der Prinzregentenstraße 2, eine 7- Zimmerwohnung im 1. Stock links. Die kulturell interessierte Familie scheint ein geselliges Leben geführt zu haben. Vermutlich gab es auch regen Kontakt zu den Großeltern und Tanten mütterlicherseits, die in Fußentfernung in der Augsburger Straße 34 wohnten.
Während eines gemeinsamen Kuraufenthaltes in Flinsberg (Swieradow Zdroj) im Riesengebirge verstarb die Großmutter Thekla Marcus am 26. Juli 1929 im „Hotel Berliner Hof“. Der damals 21-jährige Franz, der ihren Tod auf dem Standesamt meldete, nennt als Beruf Kaufmann.
Spätestens seit Ende der zwanziger Jahre musste Franz aufgrund zunehmender antisemitischer Hetze um seine Zukunft bangen. Die „Kurfürstendamm-Krawalle“ am 12. September 1931, bei denen braune Schlägertrupps brutal gegen jüdische oder nach ihrer Meinung jüdisch aussehende Passanten vorgingen, fanden in unmittelbarer Nähe der Augsburger Straße 34 statt, in der der Großvater Marcus und die beiden Tanten lebten. Der Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 entzog dem jungen Kaufmann wie vielen anderen jüdischen Geschäftsleuten die Lebensgrundlage.
Wann Franz nach Italien floh, wissen wir nicht. Am 28. Januar 1935 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Am 5. März 1937 bat er im deutschen Generalkonsulat in Mailand um Zusendung der Ausbürgerungsurkunde an seine Adresse Viale Abruzzi 5, Milano. Im Antwortschreiben aus Berlin vom 13. März 1937 wurde seine Bitte zynisch abgelehnt: „Die Erteilung einer Ausbürgerungsurkunde für Franz Tenenbaum dürfte nicht in Betracht kommen. Dem Tenenbaum wird vielmehr überlassen sein, dass er sich auf dem Postwege ein Exemplar der Nr. 58 des Deutschen Reichs- und Preussischen Staatsanzeigers beschafft, in dem die den Widerruf seiner Einbürgerung aussprechende Verfügung der zuständigen deutschen höheren Verwaltungsbehörde veröffentlicht worden ist.“
Die nächste Station seiner Flucht war Frankreich, wo er sich Francois nannte. Er lebte in Lyon in der Rue Louis Blanc 41. Doch nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazis war er auch dort nicht mehr sicher. Nach seiner Internierung im berüchtigten Lager Rivesaltes wurde Franz Josef Tenenbaum am 6. November.1942 mit 1000 weiteren jüdischen Menschen von Drançy nach Auschwitz deportiert und ermordet.