Helene Marcus

Verlegeort
Prinzregentenstr. 2
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
13. März 2024
Geboren
04. Dezember 1876 in Frankfurt (Oder)
Beruf
Schneiderin, Putzmacherin
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Helene Marcus wurde am 4. Dezember 1876 als erstes Kind des Kaufmanns Wilhelm Marcus und seiner Ehefrau Thekla, geb. Warschauer, geboren. Sie hatte zwei Schwestern: Hedwig (*2. August 1878) und Rosalie, genannt Rose (*11. März 1880). Über ihre Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt. 

Es bleibt unklar, wann die Familie nach Berlin kam. Im April 1907 lebte sie im Bezirk Mitte in der Schützenstraße 40-42. Nach der Hochzeit der mittleren Tochter Hedwig zogen die Eltern Marcus mit den unverheirateten Töchtern Helene und Rose in die Lützowstraße 20. 

Helene war Schneiderin und Putzmacherin. Im Adressbuch von 1912 findet man unter ihrem Namen den Eintrag „Putzsalon“. Sie blieb unverheiratet.

1914 zogen die Eltern Marcus mit den Töchtern Helene und Rose nach Charlottenburg in die Augsburger Straße, die in den „goldenen Zwanzigern“ für ihre prominenten Lokalitäten berühmt war und eine kurze Blütezeit von Kunst und Kultur erlebte. Im Haus Nr. 34 (heute die Nr.42) an der Ecke zum Kurfürstendamm, führte Helene bis Oktober 1933 einen „Modesalon“.

Während eines Kuraufenthaltes der Eltern im Riesengebirge starb die Mutter Thekla im Alter von 76 Jahren am 26. Juli 1929 im eleganten Kurhotel „Berliner Hof“ in Bad Flinsberg (Swieradow Zdroj). 

In den folgenden Jahren belastete zunehmender Antisemitismus das Leben der jüdischen Bürger. Die „Kurfürstendamm-Krawalle“ am 12. September 1931, bei denen Nazi- Schlägertrupps brutal gegen jüdische oder nach ihrer Meinung jüdisch aussehende Passanten vorgingen, fanden in unmittelbarer Nähe der Augsburger Straße 34 statt. Der Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 entzog jüdischen Geschäftsleuten ihre Lebensgrundlage. 

Einiges spricht dafür, dass der Vater Wilhelm Marcus 1933 starb. Man kann davon ausgehen, dass die beiden Schwestern in wirtschaftliche Not gerieten und die geräumige Wohnung in der Augsburger Straße 34 nach 20 Jahren verlassen mussten. Helene zog in die Prinzregentenstraße 2 zu ihrer Schwester Hedwig und ihrem Schwager Isidor Tenenbaum. In der großen, repräsentativen Wohnung konnte sie zunächst unter dem Schutz der Familie weiter tätig sein. Bis 1938 war sie im Adressbuch als „Modistin“ eingetragen. Die vor der Deportation gezwungenermaßen angefertigte „Vermögensaufstellung“ nennt Utensilien ihrer Tätigkeit als Schneiderin und Putzmacherin. Die bescheidenen Einrichtungsgegenstände verdeutlichen, dass sie auf die Unterstützung ihrer Verwandten angewiesen war.

Am 13. Januar 1942 wurde Helene Marcus mit dem sog. „VIII. Osttransport" (Transport 8 Zug DA44) zusammen mit ihrem Schwager Isidor Tenenbaum, dessen Frau Hedwig, ihrer verwitweten Schwester Rose, Martha Schlesinger und weiteren über 1000 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Riga deportiert und ermordet.

Ihre letzten Ersparnisse von 1300 RM wurden beschlagnahmt und an die Oberfinanzkasse überwiesen.