Isidor Israel Tenenbaum wurde am 1. August 1872 als Sohn des Buchhalters Herschel Leib Tenenbaum und seiner Ehefrau Mirl Tenenbaum, geb. Saphir, in Brody/Galizien geboren. Er wurde nach dem Großvater väterlicherseits Israel genannt und unterschrieb auch viele Jahre mit diesem Namen.
Als Diplomingenieur erhielt er im Februar 1907 vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin die Zulassung zum Patentanwalt. Seine Kanzlei befand sich in der Neuenburger Straße 17. Am 26. April 1907 heiratete er die 29-jährige Kaufmannstochter Hedwig Marcus. Trauzeugen waren der damals 60-jährige Vater des Bräutigams sowie der 64-jährige Vater der Braut.
Das junge Paar Tenenbaum zog nach Schöneberg – zunächst in die Cranachstraße 15, wo am 2. März 1908 ihr Sohn Franz Josef geboren wurde. Die Hoffnung auf ein weiteres Kind erfüllte sich nicht. Am 12. April 1911 gebar Hedwig in ihrer Wohnung in der Rosenheimer Straße 33 einen toten Sohn.
Beruflich erfolgreich brachte es Isidor Tenenbaum in den folgenden Jahren zu einigem Wohlstand. Am 1. Januar 1927 bezog der damals 55-Jährige mit seiner Ehefrau und dem 19-jährigen Sohn Franz die Beletage in der Prinzregentenstraße 2, eine 7-Zimmerwohnung im 1. Stock links. Nach dem Tod der Schwiegereltern und wegen der zunehmenden Repressalien gegen jüdische Geschäftsleute zog Isidor Tenenbaums Schwägerin Helene Marcus im Oktober 1933 ebenfalls in die Prinzregentenstraße 2.
Die vor der Deportation gezwungenermaßen angefertigte „Vermögensaufstellung“ lässt das Bild einer technisch und musisch interessierten Familie entstehen, und man kann sich vorstellen, dass in der repräsentativen Wohnung mit elegantem Mobiliar, Orientteppichen und Gemälden geselliges Leben und kultureller Austausch stattgefunden hat, bevor der Naziterror begann.
Dem Sohn Franz wurde 1935 die Staatsbürgerschaft entzogen. Wann genau er nach Italien floh, wissen wir nicht. Am 13. März 1937 musste Isidor Tenenbaum wegen „vielleicht fällig werdender Reichsfluchtsteuer“ Wertpapiere in Höhe von 25.300 Reichsmark als „Sicherheit“ verpfänden. Auch Wertpapiere aus dem Depot seiner Frau Hedwig wurden aus demselben Grund verpfändet. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Sohn in Mailand auf. Ob die Eltern Kontakt zu ihm haben konnten, wissen wir nicht.
Gemäß § 1 der „Sechsten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ wurde Isidor Tenenbaum mit Wirkung zum 30. November 1938 zusammen mit 44 anderen jüdischen Kollegen von der Liste der Patentanwälte gelöscht. Damit war dem 61-jährigen Anwalt die Möglichkeit genommen, seinen Beruf auszuüben.
Am 13. Januar 1942 wurde Isidor Israel Tenenbaum mit dem sog. „VIII. Osttransport” (Transport 8 Zug DA44) zusammen mit seiner Frau Hedwig, seinen Schwägerinnen Helene Marcus und Rose Herz, der ebenfalls im Haus lebenden Martha Schlesinger und über 1000 weiteren jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Riga deportiert und dort ermordet.
Seine Wohnung wurde von den Behörden beschlagnahmt, die wertvolle Einrichtung verkauft, seine Lebensversicherung sowie Wertpapiere an die Oberfinanzkasse überwiesen. Neuer Mieter war ein Ministerialdirigent und NSDAP-Mitglied.
Noch Monate nach dem Tod der Familie Tenenbaum/Marcus wurde darüber gestritten, wer für die Renovierung der „Judenwohnung“ aufkommen müsse.