Martha Schlesinger wurde am 10. März 1874 als erstes Kind des Kaufmanns David Schlesinger und seiner Frau Minna Martha Löwenberg geboren. Der Vater hatte 1872 für 21 Mark das Bürgerrecht Wittenberges erhalten und in seinem Haus in der Steinstraße 20 eine Manufaktur und einen Modewarenladen eröffnet.
Martha hatte 4 Geschwister:
- Arthur Schlesinger (*20. September 1875)
- Ella Schlesinger, (*20. April 1877) verstarb im Alter von 2 Jahren.
- Hedwig Baumann geb. Schlesinger (*30. Januar 1879) wurde am 18. Oktober 1941
nach Lodz/Litzmannstadt deportiert und ermordet.
- Margarethe Joseph, geb. Schlesinger (*14. April 1880) starb am 24. August 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin.
Wir wissen wenig über Martha Schlesinger. Es gibt zu ihr keine Akte, sondern lediglich eine Karteikarte der „Vermögensverwertungsstelle“. Wann sie und ihre Geschwister nach Berlin kamen, ist unklar. Ende Dezember 1931 meldete sie auf dem Standesamt Charlottenburg den Tod ihres Bruders, des Kaufmanns Arthur Schlesinger. Zum damaligen Zeitpunkt wohnte sie in der Niebuhrstraße 76 und arbeitete wie Rose Herz als Stenotypistin. Wir vermuten, dass die beiden Frauen sich kannten.
In der Deportationsliste ist als letzter Wohnort von Martha Schlesinger die Prinzregentenstraße 2 angegeben, das Haus, in dem auch Rose Herz geb. Marcus, und die Familie Tenenbaum wohnten.
Rose und ihr Mann Walter Herz sollten am 26. November 1941 deportiert werden, wurden jedoch kurzfristig verschont, da der Ehemann einen Herzinfarkt erlitt. Am Vorabend der Deportation hatte das Paar eine Nachricht hinterlassen, die möglicherweise Martha Schlesinger galt:
„25.XI.41
Liebe Martha,morgen geht es los, laß es Dir gut gehen, vergiß uns nicht,
Deine Freundin soll W’s oder T’s besuchen.
In Liebe Rose u. W.“
Martha Schlesinger wurde am 13. Januar 1942 - wie auch andere BewohnerInnen dieses Hauses - mit dem sog. „VIII. Osttransport" (Transport 8 Zug DA44) zusammen mit über 1000 weiteren jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Riga deportiert und ermordet.