Ruth Kropidlowsky geb. Jacoby

Verlegeort
Strelitzer Str. 25
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
März 2008
Geboren
11. August 1913 in Berlin
Beruf
Schneiderin
Deportation
am 16. Juni 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Im Gemeindegebiet der evangelischen Kirchengemeinde St. Elisabeth in der Rosenthaler Vorstadt lebten Mitte der 1930er Jahre die Eheleute Kropidlowsky mit ihrer Tochter Ingrid (1935-1944).<br />
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Die Familie Kropidlowsky hatte bis 1939/40 der jüdischen Gemeinde angehört, auch der „arisch geborene“ Vater Ferdinand Kropidlowsky, ein Autoelektriker. Er starb im Mai 1942 unter uns unbekannten Umständen im Alter von nur 29 Jahren.<br />
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Die Tochter Ingrid war bis 1940 jüdisch erzogen worden. 1941 wurde sie in einer Nachbargemeinde getauft - von einem Pfarrer der Bekennenden Kirche. In der eigentlich zuständigen Gemeinde St. Elisabeth waren seit 1935, als die von Schinkel erbaute Kirche mit großer Unterstützung der NS-Behörden renoviert worden war, „Judentaufen“ untersagt. Ingrid besuchte ein Jahr lang die Erste jüdische Volksschule – die Sonderklasse für christliche Kinder jüdischer Herkunft. Alle jüdischen Schulen mussten im Sommer 1942 schließen. Nun durften diese Kinder gar nicht mehr beschult werden. Die Mutter wandte sich um Hilfe an die zuständige St.-Elisabeth-Kirche an der Invalidenstraße, der Ingrid durch Taufe inzwischen angehörte und die sich fünf Minuten Fußweg von der Familienwohnung entfernt befindet. Die Gemeinde und ihr Pfarrer nahmen sich der Familie nicht an, auch nicht seelsorgerisch. Sie gehörten früh zur Bewegung der Deutschen Christen, dem Nazi-Zusammenschluss in der evangelischen Kirche. <br />
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Im August 1942 wurde Ingrids Großmutter Paula Jacoby, geb. Chaskel (1880-1942) im Alter von 62 Jahren nach Riga deportiert. Sie hatte mit ihren ledigen Töchtern Käthe (1906-1943) und Liselotte Jacoby (1920-1942) in einer Wohnung gewohnt und für diese, aber auch die verwitwete Ruth Kropidlowsky „den Haushalt geführt“. Sie hoffte, deshalb von der „Verschickung“ zurückgestellt zu werden, da die drei Töchter ja tagsüber Zwangsarbeit (bei Siemens-Schuckert) leisten mussten. Im März 1943 wurden Käthe und Liselotte Jacoby mit 37 bzw. 23 Jahren nach Auschwitz deportiert.<br />
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Tagsüber wird die kleine Ingrid Kropidlowsky immer öfter völlig allein gewesen sein.<br />
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Am 17. Juni 1943 wurden sie und ihre Mutter aus ihrer Wohnung in der Strelitzer Straße 25 „abgeholt“, nach Theresienstadt und dann im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Die Vermögenserklärung zeigt, dass sie in zwei Zimmern gewohnt hatten, ohne Vermögen, aber auch ohne Schulden waren. Es gab noch ein Ledersofa, ein Kastengrammophon und eine Nähmaschine. Ruth Kropidlowsky hatte bis zuletzt in ihrem Beruf als Schneiderin und als Arbeiterin bei einer Firma in der Schillingstrasse in Mitte gearbeitet.<br />
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Mutter und Tochter wurden in Auschwitz ermordet.

Im Gemeindegebiet der evangelischen Kirchengemeinde St. Elisabeth in der Rosenthaler Vorstadt lebten Mitte der 1930er Jahre die Eheleute Kropidlowsky mit ihrer Tochter Ingrid (1935-1944).

Die Familie Kropidlowsky hatte bis 1939/40 der jüdischen Gemeinde angehört, auch der „arisch geborene“ Vater Ferdinand Kropidlowsky, ein Autoelektriker. Er starb im Mai 1942 unter uns unbekannten Umständen im Alter von nur 29 Jahren.

Die Tochter Ingrid war bis 1940 jüdisch erzogen worden. 1941 wurde sie in einer Nachbargemeinde getauft - von einem Pfarrer der Bekennenden Kirche. In der eigentlich zuständigen Gemeinde St. Elisabeth waren seit 1935, als die von Schinkel erbaute Kirche mit großer Unterstützung der NS-Behörden renoviert worden war, „Judentaufen“ untersagt. Ingrid besuchte ein Jahr lang die Erste jüdische Volksschule – die Sonderklasse für christliche Kinder jüdischer Herkunft. Alle jüdischen Schulen mussten im Sommer 1942 schließen. Nun durften diese Kinder gar nicht mehr beschult werden. Die Mutter wandte sich um Hilfe an die zuständige St.-Elisabeth-Kirche an der Invalidenstraße, der Ingrid durch Taufe inzwischen angehörte und die sich fünf Minuten Fußweg von der Familienwohnung entfernt befindet. Die Gemeinde und ihr Pfarrer nahmen sich der Familie nicht an, auch nicht seelsorgerisch. Sie gehörten früh zur Bewegung der Deutschen Christen, dem Nazi-Zusammenschluss in der evangelischen Kirche.

Im August 1942 wurde Ingrids Großmutter Paula Jacoby, geb. Chaskel (1880-1942) im Alter von 62 Jahren nach Riga deportiert. Sie hatte mit ihren ledigen Töchtern Käthe (1906-1943) und Liselotte Jacoby (1920-1942) in einer Wohnung gewohnt und für diese, aber auch die verwitwete Ruth Kropidlowsky „den Haushalt geführt“. Sie hoffte, deshalb von der „Verschickung“ zurückgestellt zu werden, da die drei Töchter ja tagsüber Zwangsarbeit (bei Siemens-Schuckert) leisten mussten. Im März 1943 wurden Käthe und Liselotte Jacoby mit 37 bzw. 23 Jahren nach Auschwitz deportiert.

Tagsüber wird die kleine Ingrid Kropidlowsky immer öfter völlig allein gewesen sein.

Am 17. Juni 1943 wurden sie und ihre Mutter aus ihrer Wohnung in der Strelitzer Straße 25 „abgeholt“, nach Theresienstadt und dann im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Die Vermögenserklärung zeigt, dass sie in zwei Zimmern gewohnt hatten, ohne Vermögen, aber auch ohne Schulden waren. Es gab noch ein Ledersofa, ein Kastengrammophon und eine Nähmaschine. Ruth Kropidlowsky hatte bis zuletzt in ihrem Beruf als Schneiderin und als Arbeiterin bei einer Firma in der Schillingstrasse in Mitte gearbeitet.

Mutter und Tochter wurden in Auschwitz ermordet.