Franziska Zelt geb. Bukofzer

Verlegeort
Sybelstr. 29
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
30. April 2013
Geboren
18. Dezember 1872 in Zempelburg (Kr. Flatow, Westpreußen) / Sępólno Krajeńskie
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
nach Auschwitz
Ermordet
18. Dezember 1943 in Auschweitz

Franziska Zelt wurde am 18. Dezember 1872 in Zempelburg (heute: Sępólno Krajeńskie / Polen) als Franziska Bukofzer geboren. Sie war mit Josef Meier Zelt, geboren am 14. Februar 1876 in Tarnów, Galizien, verheiratet. Er war Arbeiter bei der Gepäck- und Expressgutabteilung der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Friedrichstraße, wo er 105 RM monatlich verdiente. Die Eheleute wollten in die USA auswandern, wohin ihr Sohn Martin mit seiner Frau emigriert war. Als sie am 19. Februar 1943 die Vermögenserklärung ausfüllen mussten, wohnten sie seit sieben Monaten als Untermieter in einem teilmöblierten Zimmer in der Innsbrucker Straße 54. Das Vermögen betrug nach den Angaben von Josef Meier Zelt 800 RM bei der Deutschen Bank, der Hausrat umfasste drei Stühle, ein Sofa, einen Tisch, zwei Federbetten, zwei Straßenanzüge und einen Wintermantel. Bereits einen Tag zuvor mussten sie Haus- und Zimmerschlüssel dem Hauswart aushändigen. Einen Monat später, am 16. März 1943, teilte das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg die Beschlagnahme des gesamten Vermögens des Ehepaars Zelt mit, einschließlich 63,45 RM bei der Deutschen Reichsbahn sowie den Restforderungen über 7,79 RM bei der Bewag und über 40 RM bei der Gasag. Am Tag darauf wurden Franziska und Josef Meier Zelt vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald mit einem Transport von 1159 Personen zunächst ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Beide wurden neun Monate später, am 18. Dezember 1943, in Auschwitz ermordet.<br />
<br />
Ihr Sohn Martin Zelt wurde am 3. Januar 1906 in Berlin geboren. Er heiratete Gertrud Weinschenk, die am 19. Mai 1911 in Kaiserslautern auf die Welt kam. Ihnen gelang es, in die USA zu emigrieren, vermutlich 1939. Am 25. April 1943 schrieb die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Hamburg an das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg: „Betr. Ausbürgerung des Juden Martin Israel Zelt, zuletzt Berlin-Charlottenburg, Sybelstr. 29 wohnhaft gewesen. Nach einer Mitteilung der Stabspolizeistelle Hamburg vom 25.5.43 ist das im Hamburger Freihafen lagernde Umzugsgut des Obengenannten versteigert worden. Der Reinerlös beträgt 2.116,60 RM und wird zu Ihrer Verfügung gehalten.“ Die Bestätigung, dass die Vermögenswerte dem „Großdeutschen Reich verfallen seien“, erfolgte am 30. Mai 1944. Eine Korrespondenz von Rechtsanwälten mit der Treuhandverwaltung für jüdische und polnische Vermögen wegen des beschlagnahmten Vermögens von Dr. Martin Zelt, Gertrud Zelt (auch Gerta und später Gary genannt) und Ida Weinschenk sowie wegen der von ihnen gezahlten Judenvermögensabgaben und der Reichsfluchtsteuer zog sich von 1949 bis 1967. Ob es eine Entschädigung gab, ist nicht verzeichnet.<br />
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(Das Ehepaar Franziska und Josef Meier Zelt ist nicht im Berliner Adressbuch von 1939 unter der Sybelstraße 29 verzeichnet, aber ein M. Zelt. Sicher handelt es sich dabei um den Sohn Martin Zelt und seine Frau Gertrud geb. Weinschenk, deren Mutter Ida Weinschenk auch zu den Opfern des Hauses Sybelstr. 29 gehört. Vermutlich wohnten die Eltern von Martin Zelt und seine Schwiegermutter zum Zeitpunkt der Volkszählung am 17. Mai 1939 bei dem jungen Ehepaar.)

Franziska Zelt wurde am 18. Dezember 1872 in Zempelburg (heute: Sępólno Krajeńskie / Polen) als Franziska Bukofzer geboren. Sie war mit Josef Meier Zelt, geboren am 14. Februar 1876 in Tarnów, Galizien, verheiratet. Er war Arbeiter bei der Gepäck- und Expressgutabteilung der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Friedrichstraße, wo er 105 RM monatlich verdiente. Die Eheleute wollten in die USA auswandern, wohin ihr Sohn Martin mit seiner Frau emigriert war. Als sie am 19. Februar 1943 die Vermögenserklärung ausfüllen mussten, wohnten sie seit sieben Monaten als Untermieter in einem teilmöblierten Zimmer in der Innsbrucker Straße 54. Das Vermögen betrug nach den Angaben von Josef Meier Zelt 800 RM bei der Deutschen Bank, der Hausrat umfasste drei Stühle, ein Sofa, einen Tisch, zwei Federbetten, zwei Straßenanzüge und einen Wintermantel. Bereits einen Tag zuvor mussten sie Haus- und Zimmerschlüssel dem Hauswart aushändigen. Einen Monat später, am 16. März 1943, teilte das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg die Beschlagnahme des gesamten Vermögens des Ehepaars Zelt mit, einschließlich 63,45 RM bei der Deutschen Reichsbahn sowie den Restforderungen über 7,79 RM bei der Bewag und über 40 RM bei der Gasag. Am Tag darauf wurden Franziska und Josef Meier Zelt vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald mit einem Transport von 1159 Personen zunächst ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Beide wurden neun Monate später, am 18. Dezember 1943, in Auschwitz ermordet.

Ihr Sohn Martin Zelt wurde am 3. Januar 1906 in Berlin geboren. Er heiratete Gertrud Weinschenk, die am 19. Mai 1911 in Kaiserslautern auf die Welt kam. Ihnen gelang es, in die USA zu emigrieren, vermutlich 1939. Am 25. April 1943 schrieb die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Hamburg an das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg: „Betr. Ausbürgerung des Juden Martin Israel Zelt, zuletzt Berlin-Charlottenburg, Sybelstr. 29 wohnhaft gewesen. Nach einer Mitteilung der Stabspolizeistelle Hamburg vom 25.5.43 ist das im Hamburger Freihafen lagernde Umzugsgut des Obengenannten versteigert worden. Der Reinerlös beträgt 2.116,60 RM und wird zu Ihrer Verfügung gehalten.“ Die Bestätigung, dass die Vermögenswerte dem „Großdeutschen Reich verfallen seien“, erfolgte am 30. Mai 1944. Eine Korrespondenz von Rechtsanwälten mit der Treuhandverwaltung für jüdische und polnische Vermögen wegen des beschlagnahmten Vermögens von Dr. Martin Zelt, Gertrud Zelt (auch Gerta und später Gary genannt) und Ida Weinschenk sowie wegen der von ihnen gezahlten Judenvermögensabgaben und der Reichsfluchtsteuer zog sich von 1949 bis 1967. Ob es eine Entschädigung gab, ist nicht verzeichnet.

(Das Ehepaar Franziska und Josef Meier Zelt ist nicht im Berliner Adressbuch von 1939 unter der Sybelstraße 29 verzeichnet, aber ein M. Zelt. Sicher handelt es sich dabei um den Sohn Martin Zelt und seine Frau Gertrud geb. Weinschenk, deren Mutter Ida Weinschenk auch zu den Opfern des Hauses Sybelstr. 29 gehört. Vermutlich wohnten die Eltern von Martin Zelt und seine Schwiegermutter zum Zeitpunkt der Volkszählung am 17. Mai 1939 bei dem jungen Ehepaar.)