Felix Levy

Verlegeort
Thomasiusstraße 19
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
08. August 2014
Geboren
04. September 1902 in Dortmund-Dorstfeld
Zwangsarbeit
Arbeiter (Ernst Roederstein, Fabrik für Kondensatoren, Wusterhauser Straße, Berlin)
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Felix Levy wurde am 4. September 1902 in Dortmund-Dorstfeld geboren. Seine Eltern waren der Metzger Albert Levy (1865–1909) und Clara Levy, geborene Baruch (1873–1939). Sie hatten 1896 im hessischen Nieder-Wildungen (ab 1906 Bad Wildungen) geheiratet, dem Geburtsort seiner Mutter, und sich anschließend in Dortmund niedergelassen, woher sein Vater stammte und wo er als Metzger arbeitete. Felix wuchs im Kreis von mehreren Geschwistern auf: Seine älteren Brüder Hermann und Fritz waren 1898 und 1899 in Dortmund zur Welt gekommen. Seine jüngeren Geschwister Paul und Margarethe Levy wurden 1905 und 1907 geboren, wobei Paul Levy noch im Säuglingsalter verstarb. Nach dem Tod von Albert Levy im Jahr 1909 zog die verwitwete Clara mit den Kindern in den 1910er-Jahren in die Niederlande und war dort eine Zeitlang in Amsterdam als Dienstbotin tätig. Vermutlich noch in den 1910er-, spätestens aber in den 1920er-Jahren waren die Levys wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wo Clara Levy 1928 in zweiter Ehe den Kaufmann Meyer Grünebaum (1862–1936) heiratete. Leider haben sich keine Zeugnisse erhalten, die Aufschluss darüber geben, welchen Beruf Felix Levy nach seinem Schulabschluss ergriff und wo er in der Zeit der Weimarer Republik tätig war und lebte.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Felix Levy und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1936 starb Claras zweiter Ehemann Meyer Grünebaum in Berlin. Felix lebte, bis zu deren Tod im März 1939, mit seiner verwitweten Mutter in einer Wohnung in der Kreuzstraße 16 in Pankow. Auf dem Totenschein, der für seine Mutter ausgestellte wurde, ist als Felix Levys Beruf Bauarbeiter angegeben – es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei bereits um Zwangsarbeit handelte, die er für einen Berliner Betrieb leisten musste. Nach dem Tod seiner Mutter heiratete Felix Levy vermutlich Anfang der 1940er-Jahre die Berlinerin Hildegard Marcus. Die Tochter des 1940 verstorbenen Klempnermeisters Isaak Marcus lebte mit ihrer Mutter Klara Marcus, geborene Grund, in einer Wohnung im Vorderhaus des vierten Stocks der Thomasiusstraße 19. Nach der Hochzeit zog auch Felix Levy mit in die Wohnung ein, die sich die Levys zuletzt mit drei jüdischen Untermietern teilen mussten. Im August 1941 und im Oktober 1942 kamen die beiden Söhne von Felix und Hildegard Levy zur Welt, denen sie die Namen Denny und Jona gaben. Spätestens in den 1940er-Jahren war das Leben für die Eheleute in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Felix Levy musste in dieser Zeit Zwangsarbeit leisten, zuletzt als Arbeiter der Kondensatorenfabrik der Firma Ernst Roederstein in der Wusterhauser Straße 16 (heute überbaut) in Mitte.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Hildegards 70-jährige Mutter Klara wurde im September 1942 – kurz vor Jonas Geburt – aus der Wohnung in der Thomasiusstraße in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto nur wenige Wochen, bevor sie am 28. September 1942 in Theresienstadt ermordet wurde – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Felix und Hildegard Levy lebten mit ihren Kindern noch bis 1943 in Berlin, bevor sie im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet wurden. Sie wurden im Sammellager der ehemaligen Synagoge in der Levetzowstraße 7–8 interniert. Von dort wurde der damals 40-jährige Felix Levy mit seiner Ehefrau und den beiden Kleinkindern Denny und Jona am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet wurden.