Edith Seeliger

Verlegeort
Weinbergsweg 20
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
November 2009
Geboren
12. Juni 1911 in Berlin
Deportation
am 10. September 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Edith Freund wurde am 12. Juni 1911 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Alfred Freund und seiner Frau Rosa, geb. Marcus (auch Markus). Ihr Vater, gebürtiger Berliner, war zunächst Droschkenfuhrherr und betrieb später ein Autofuhrgeschäft. Ihre Mutter stammte aus Schneidemühl (dem heutigen Piła) und war um die Jahrhundertwende mit ihrer Familie in die Hauptstadt gezogen. Am 12. April 1910 hatten ihre Eltern in Berlin geheiratet und sich wenig später eine Wohnung in der Prenzlauer Straße 41 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) in Mitte genommen. 1913 zog die Familie in die Mendelsohnstraße 6 im Prenzlauer Berg. Im selben Jahr kam am 1. April Ediths jüngerer Bruder Manfred zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Edith und ihrem Bruder im Berlin der Kaiserzeit und Weimarer Republik haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. In den Jahren zwischen 1915 und 1928 wurde Ediths Vater nicht mehr in den Berliner Adressbüchern geführt, möglicherweise lebte die Familie in dieser Zeit in einer anderen Stadt oder sie wohnten in Berlin zur Untermiete. Seit 1929 waren sie in der Linienstraße 22 gemeldet, wo Ediths Vater gleichzeitig auch sein Autofuhrgeschäft betrieb. Edith hatte nach ihrem Schulabschluss eine kaufmännische Berufsrichtung eingeschlagen und war als Kontoristin in Berlin tätig. Ihr Bruder war als Maskenbildner beschäftigt.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Edith Freund und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Erlasse und Sondergesetze drängten die junge Frau zunehmend in die Position einer Rechtlosen. 1935 zog sie mit ihren Eltern in eine Wohnung am Weinbergsweg 20 in Mitte. 1938/1939 gab ihr Vater unter dem Druck der Verhältnisse seinen Autobetrieb auf. In den folgenden Jahren wurde er noch als Kaufmann und ab 1941 als Arbeiter in den Adressbüchern geführt. Im Jahr 1940 heiratete Edith den zwei Jahre älteren, aus Stuhm (Sztum) stammenden Kaufmann Arthur Seeliger, der mit ihr zur Untermiete in die elterliche Wohnung am Weinbergsweg 20 zog. Am 8. Mai 1942 kam ihre Tochter Judis Seeliger zur Welt.<br />
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Nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter wurde Ediths Vater Alfred Freund im Zuge der willkürlichen Vergeltungsmaßnahmen nach dem Brandanschlag der Widerstandgruppe um Herbert Baum auf die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ am 27. Mai 1942 in Berlin verhaftet, noch am selben Abend in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und dort mit 249 anderen Geiseln am Morgen des 28. Mai 1942 erschossen. Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres wurden ihre Schwiegereltern, Adolf Seeliger (1877–1943) und Hulda Seeliger, geb. Davidsohn (1870–1943), die zuletzt in Berlin in der Dragonerstraße 29 gelebt hatten, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Das Ehepaar Arthur und Edith Seeliger wurde im Herbst 1943 in Berlin verhaftet. Zusammen mit ihrer einjährigen Tochter, Ediths Mutter und ihrem Onkel Manfred Freund wurden sie am 10. September 1943 ebenfalls in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft am 11. September 1943 – ermordet.

Edith Freund wurde am 12. Juni 1911 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Alfred Freund und seiner Frau Rosa, geb. Marcus (auch Markus). Ihr Vater, gebürtiger Berliner, war zunächst Droschkenfuhrherr und betrieb später ein Autofuhrgeschäft. Ihre Mutter stammte aus Schneidemühl (dem heutigen Piła) und war um die Jahrhundertwende mit ihrer Familie in die Hauptstadt gezogen. Am 12. April 1910 hatten ihre Eltern in Berlin geheiratet und sich wenig später eine Wohnung in der Prenzlauer Straße 41 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) in Mitte genommen. 1913 zog die Familie in die Mendelsohnstraße 6 im Prenzlauer Berg. Im selben Jahr kam am 1. April Ediths jüngerer Bruder Manfred zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Edith und ihrem Bruder im Berlin der Kaiserzeit und Weimarer Republik haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. In den Jahren zwischen 1915 und 1928 wurde Ediths Vater nicht mehr in den Berliner Adressbüchern geführt, möglicherweise lebte die Familie in dieser Zeit in einer anderen Stadt oder sie wohnten in Berlin zur Untermiete. Seit 1929 waren sie in der Linienstraße 22 gemeldet, wo Ediths Vater gleichzeitig auch sein Autofuhrgeschäft betrieb. Edith hatte nach ihrem Schulabschluss eine kaufmännische Berufsrichtung eingeschlagen und war als Kontoristin in Berlin tätig. Ihr Bruder war als Maskenbildner beschäftigt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Edith Freund und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Erlasse und Sondergesetze drängten die junge Frau zunehmend in die Position einer Rechtlosen. 1935 zog sie mit ihren Eltern in eine Wohnung am Weinbergsweg 20 in Mitte. 1938/1939 gab ihr Vater unter dem Druck der Verhältnisse seinen Autobetrieb auf. In den folgenden Jahren wurde er noch als Kaufmann und ab 1941 als Arbeiter in den Adressbüchern geführt. Im Jahr 1940 heiratete Edith den zwei Jahre älteren, aus Stuhm (Sztum) stammenden Kaufmann Arthur Seeliger, der mit ihr zur Untermiete in die elterliche Wohnung am Weinbergsweg 20 zog. Am 8. Mai 1942 kam ihre Tochter Judis Seeliger zur Welt.

Nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter wurde Ediths Vater Alfred Freund im Zuge der willkürlichen Vergeltungsmaßnahmen nach dem Brandanschlag der Widerstandgruppe um Herbert Baum auf die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ am 27. Mai 1942 in Berlin verhaftet, noch am selben Abend in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und dort mit 249 anderen Geiseln am Morgen des 28. Mai 1942 erschossen. Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres wurden ihre Schwiegereltern, Adolf Seeliger (1877–1943) und Hulda Seeliger, geb. Davidsohn (1870–1943), die zuletzt in Berlin in der Dragonerstraße 29 gelebt hatten, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Das Ehepaar Arthur und Edith Seeliger wurde im Herbst 1943 in Berlin verhaftet. Zusammen mit ihrer einjährigen Tochter, Ediths Mutter und ihrem Onkel Manfred Freund wurden sie am 10. September 1943 ebenfalls in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft am 11. September 1943 – ermordet.