Dagmar Süßkind wurde am 18. August 1870 in Moschin (Mosina/Polen) geboren. Ihre Eltern Gustav und Johanna Glückmann waren Kaufleute in Moschin. Sie hatte sechs Geschwister, von denen fünf bekannt sind: Marie Bukofzer (1873–1936), Anna Lewin (wiederverheiratet Pursch, 1877–1942), Siegfried Fritz Glückmann (*1880), Jakob Karl Glückmann (*1881) und Heinrich Hans Glückmann (*1884). Heinrich emigrierte mit Ehefrau und zwei Kindern und suchte nach Ende des Zweiten Weltkriegs seine Verwandten.
Am 7. Juli 1892 heiratete Dagmar Glückmann den am 6. Februar 1865 als Sohn von Gedalje und Röschen Süßkind in Czempin (Czempiń/Polen) geborenen Alexander Süßkind.
Das Ehepaar bekam am 6. Juni 1893 in Posen (Poznan/Polen) den Sohn Georg und am 13. Januar 1898 die Tochter Gertrud. Im Adressbuch von Posen ist Alexander Süßkind 1899 als Besitzer eines Restaurants und eines Cafés notiert. Wahrscheinlich unterstützte Dagmar ihren Mann beim Betrieb der beiden Gastronomien.
Die junge Familie kam schon vor dem Ersten Weltkrieg ins Berliner Umland. In Berlin wohnte die Schwägerin Regina, verheiratete Lippmann, mit Ehemann und drei Kindern. Sie starb 1915.
In den Berliner Adress- und Telefonbüchern findet man Alexander Süßkind seit dem Ersten Weltkrieg in der Goethestraße 70 in Charlottenburg, das eine eigenständige Stadt war, bevor es 1920 in „Groß-Berlin“ aufging. Die Familie lebte in der zweiten Etage des Hauses und betrieb einen Großhandel mit Rauchwaren. Als Ehefrau ohne eigenes Gewerbe wurde Dagmar in den Adress- und Telefonbüchern nicht aufgeführt.
1924 heiratete der Sohn Georg die 1896 in Berlin geborene Paula Singer, Tochter eines Arztes. Er gründete 1925 die Firma „Bankkommission, Banken und Versicherungen“, die bis 1938 in der Uhlandstraße 76 in Berlin-Wilmersdorf bestand. Dort befand sich auch der Wohnsitz des Ehepaares, an dem 1925 die Tochter Eva geboren wurde. Dagmar Süßkind und ihr Ehemann hatten nun neben drei Enkelsöhnen auch eine Enkeltochter. Ihre Tochter Gertrud scheint weiter bei ihnen gelebt zu haben. Es muss eine gute Zeit gewesen sein: Alexander Süßkind war bis 1938 Geschäftsführer der Firma des Juweliers Abraham Schönholz. Er bezog ein hohes Gehalt und zusätzlich Schmuck und Silberwaren als Gratifikation. Dagmar Süßkind verfügte vermutlich über eine Hausangestellte.
Um 1933 zog das Ehepaar Süßkind in die Pariser Straße 21 und wohnte dort bis 1938. Dann verlor Alexander Süßkind im Zuge des sich radikalisierenden und immer stärker in das Berufsleben ausgreifenden Antisemitismus in Deutschland seine Anstellung als Geschäftsführer. Sohn Georg verlor aus denselben Gründen seine Firma. Die Familie rückte zusammen. Das Ehepaar Süßkind mietete eine Fünfzimmerwohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf. Georg zog im Oktober 1938 mit Ehefrau und Tochter zu ihnen. Es wurde eng, aber die Familie war noch immer wohlsituiert. Dagmar und ihr Mann planten die Emigration. Doch diese scheiterte. Am Ende verloren sie ihren gutbürgerlichen Besitz, den wertvollen Schmuck und silberne Kultgegenstände an die nationalsozialistische Raubpolitik und deren vielzähligen Nutznießer. Die letzte Habe, zwei Koffer mit Kleidung, nahm man ihnen in einem Berliner Sammellager ab.
Am 1. September 1942 wurden Dagmar und Alexander Süßkind mit dem „24. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Von dort aus wurde das Ehepaar am 29. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.
Ihre Tochter Gertrud Süßkind wurde am 31. August 1942 nach Riga deportiert und gleich nach der Ankunft erschossen. Georg Süßkind musste als „Helfer“ im Sammellager Levetzowstraße arbeiten. Er, seine Ehefrau Paula und die Tochter Eva überlebten die Shoah.