Max Schlesinger kam am 18. April 1878 in Berlin auf die Welt. Die Geburtsorte seiner Eltern lagen an der Oder: Sein Vater Isidor Schlesinger (1843–1897) stammte aus Dyhernfurth, einem kleinen Ort in Schlesien nordwestlich von Breslau. Seine Mutter Flora (Florchen), geb. Wittkowsky (1850–1923) war in Stettin an der Odermündung auf die Welt gekommen. Die Eltern hatten 1877 in Berlin geheiratet und in den folgenden Jahren vier Kinder bekommen: Max Schlesinger war das älteste Kind, dann kamen 1880 Charlotte Jeanette, 1881 Blanka und 1885 der Sohn Arthur. – Die Schwestern blieben ledig, Max und sein Bruder Arthur heirateten.
1878, im Jahr der Geburt von Max Schlesinger, wohnten seine Eltern in der Ohmgasse (seit 1895 Ohmstraße) in Berlin-Mitte. Mit der größer werdenden Familie zogen sie bis zur Jahrhundertwende immer wieder um und lebten mit ihren heranwachsenden Kindern in der Köpenickerstraße, der Keibelstraße, der Landsberger Straße und der Wallner-Theater-Straße. Mit Ausnahme der Landsberger Straße in Berlin-Friedrichshain befanden sich die Wohnungen in Berlin-Mitte – das heißt in Alt-Berlin.
Der Vater von Max Schlesinger war Kaufmann und besaß gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Siegfried Jacob einen Großhandel für Baumwollwaren, die Firma „Jacob & Schlesinger“. Als Isidor Schlesinger 1897 in der Wallner-Theater-Straße 26/27 starb, hatten die beiden Unternehmer mehr als 20 Jahre gemeinsam gearbeitet. Max Schlesingers verwitwete Mutter Flora blieb in Berlin-Mitte und zog mit ihren Kindern in die Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße und Rosa-Luxemburg-Straße).
Max Schlesinger war nun in dem Alter, in dem er berufstätig gewesen sein muss, aber über seine Schulbildung und weitere Ausbildung wissen wir nichts. Erst 1904 wird er, gemeinsam mit seiner Mutter, im Berliner Adressbuch aufgeführt: Mutter und Sohn wohnten in der Lindenstraße 45 und blieben dort auch die folgenden Jahre. Max Schlesinger betrieb eine „Agentur“, vertrat also verschiedene Firmen. – Seine Mutter besaß bereits 1902 eine Exportfirma und ein „Lager sämmtl. Gasglühlicht-Artikel und Neuheiten des Beleuchtungswesen“ in der Krausnickstraße 15. (Nachbar im Haus Nr. 14 war der bekannte orthodoxe Rabbiner Dr. Ezra Munk, 1867–1940). Auch Max Schlesinger handelte für kurze Zeit mit „Neuheiten des Beleuchtungswesens“ und verkaufte Glühstrümpfe, die Lichtquellen in den noch weit verbreiteten Gasleuchten und Petroleumlampen, in der Landsberger Straße 92.
Am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Max Schlesinger meldete sich als Kriegsfreiwilliger und zog mit einer Sanitätskompanie in den Krieg. Inzwischen lebten die Schlesingers in der Bambergerstraße 8 in Berlin-Wilmersdorf. Bruder Arthur Schlesinger heiratete im ersten Kriegsjahr und wurde ebenfalls Soldat, er fiel am 24. März 1918 in Frankreich.
Max Schlesinger kehrte bereits nach wenigen Wochen nach Berlin zurück. Am 15. November 1916 heiratete er Martha Habeluschke (1880–1945), die als Packerin arbeitete. Sie war keine Jüdin, evangelisch getauft und wohnte in der Skalitzer Straße 46. Nach dem Ende des Krieges gründete Max Schlesinger eine Agentur für Textilwaren. Das Büro (anfangs auch die Wohnung?) befand sich in der Poststraße 4 im Nikolaiviertel. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude wurde an die Firma Braunsberg & Co, Baumwollwaren, verkauft, die 1922 auf der Nr.4 und Nr.5 ein großes Geschäftshaus errichtete. Max Schlesinger behielt dort seine „Agentur und Kommission in Textilwaren“ bis in die 1930er-Jahre. – 1937 wurde seine Firma liquidiert, aber er scheint noch eine Weile von Vertretungen gelebt zu haben.
Im Mai 1939 wohnte Max Schlesinger mit seinen ledigen Schwestern im Haus Wilhelmsaue 136 in Berlin-Wilmersdorf. Die Mutter Flora Schlesinger war 1923 gestorben. Ob Max Schlesingers Ehefrau auch in der gemeinsamen Wohnung lebte, ist nicht ersichtlich. Am 1. Dezember 1939 ließen Max und Martha Schlesinger sich scheiden, Martha nahm 1940 ihren Mädchennamen Habeluschke wieder an. Max Schlesinger war zuletzt „Wohlfahrtsempfänger“.
Am 19. Januar 1942 wurden Max Schlesinger wie auch seine Schwestern Charlotte und Blanka mit dem „9. Osttransport“ nach Riga deportiert. Es waren über 1000 Menschen, die bei großer Kälte in Güterwagen vom Bahnhof Grunewald nach Osten verschleppt wurden. Der Zug erreichte Riga am 23. Januar 1942. Wer die Fahrt überlebt hatte, wurde in den nächsten Tagen erschossen. Es sind nur 19 Überlebende bekannt. Charlotte, Blanka und Max Schlesinger kehrten nicht zurück.
Max Schlesingers geschiedene Ehefrau Martha Habeluschke kam am 3. Februar 1945 bei einem Luftangriff der US-amerikanischen Bomberverbände in Berlin-Kreuzberg ums Leben.