Siegfried Czarlinski

Verlegeort
Wundtstr. 52
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
09. April 2009
Geboren
25. März 1887 in Preußisch Stargard (Westpreußen) / Starogard Gdański
Beruf
Stadtverordneter
Ermordet
18. Mai 1944 im Lager Großbeeren

<i>Von dort </i>[Lager Großbeeren]<i> kam ein von mir an meinen Ehemann gerichteter Brief im Januar 1945 mit dem Vermerk ‚unzustellbar, ist nicht mehr im Lager‘ an mich zurück. Ich habe seitdem nie etwas von meinem Ehemann, oder von sonstiger dritter Seite über ihn, vernommen, habe insbesondere keinerlei Lebenszeichen mehr erhalten. </i>[...]<i> Meine zahlreichen Nachforschungen bei amtlichen und nichtamtlichen Suchdienststellen nach dem Verbleib meines Ehemanns blieben sämtlich ohne Erfolg..</i><br />
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Eidesstattliche Erklärung von Anna Czarlinski von 1951<br />
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Siegfried Czarlinski war mit der Religionsangabe „mosaisch“ gemeldet, also Jude. 1919 kandidierte er in der damals noch selbständigen Stadt Charlottenburg für die Stadtverordnetenversammlung. Er wurde nicht gewählt, kam aber bald darauf als Nachrücker in die Versammlung. Nach dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin wurde er 1920 und bei allen folgenden Wahlen in die BV Charlottenburg gewählt, erst für die USPD, dann ab 1922 für die SPD. 1933 wurde er als Stadtverordneter von Berlin wiedergewählt. Nach dem SPD-Verbot vom Juni und der Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Stadt- und Bezirksverordneter verboten. Er wurde aus politischen oder antisemitischen Gründen als staatlicher Lotterie-Einnehmer entlassen. Auch als Versicherungsvertreter konnte er nicht weiterarbeiten, weil die Versicherungen, deren Generalvertreter für Charlottenburg er war, ihm kündigten. Die Gestapo verhaftete und verhörte ihn mehrere Male, aber er kam immer wieder nach kurzer Zeit frei. Ab 1941 musste er den „Judenstern“ tragen. Im Mai 1944 wurde er in das Sammellager in der Weddinger Schulstraße gebracht. Von dort kam er mit anderen Juden in das Lager Großbeeren. Siegfried Czarlinski blieb verschollen, das Amtsgericht Charlottenburg setzte sein Todesdatum fest.

Von dort [Lager Großbeeren] kam ein von mir an meinen Ehemann gerichteter Brief im Januar 1945 mit dem Vermerk ‚unzustellbar, ist nicht mehr im Lager‘ an mich zurück. Ich habe seitdem nie etwas von meinem Ehemann, oder von sonstiger dritter Seite über ihn, vernommen, habe insbesondere keinerlei Lebenszeichen mehr erhalten. [...] Meine zahlreichen Nachforschungen bei amtlichen und nichtamtlichen Suchdienststellen nach dem Verbleib meines Ehemanns blieben sämtlich ohne Erfolg..

Eidesstattliche Erklärung von Anna Czarlinski von 1951



Siegfried Czarlinski war mit der Religionsangabe „mosaisch“ gemeldet, also Jude. 1919 kandidierte er in der damals noch selbständigen Stadt Charlottenburg für die Stadtverordnetenversammlung. Er wurde nicht gewählt, kam aber bald darauf als Nachrücker in die Versammlung. Nach dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin wurde er 1920 und bei allen folgenden Wahlen in die BV Charlottenburg gewählt, erst für die USPD, dann ab 1922 für die SPD. 1933 wurde er als Stadtverordneter von Berlin wiedergewählt. Nach dem SPD-Verbot vom Juni und der Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Stadt- und Bezirksverordneter verboten. Er wurde aus politischen oder antisemitischen Gründen als staatlicher Lotterie-Einnehmer entlassen. Auch als Versicherungsvertreter konnte er nicht weiterarbeiten, weil die Versicherungen, deren Generalvertreter für Charlottenburg er war, ihm kündigten. Die Gestapo verhaftete und verhörte ihn mehrere Male, aber er kam immer wieder nach kurzer Zeit frei. Ab 1941 musste er den „Judenstern“ tragen. Im Mai 1944 wurde er in das Sammellager in der Weddinger Schulstraße gebracht. Von dort kam er mit anderen Juden in das Lager Großbeeren. Siegfried Czarlinski blieb verschollen, das Amtsgericht Charlottenburg setzte sein Todesdatum fest.