Martin Lewinsohn

Verlegeort
An der Urania 7
Historischer Name
Nettelbeckstr. 24
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
26. März 2014
Geboren
09. September 1898 in Schivelbein (Pommern)
Beruf
Leitender kaufmännischer Angestellter
Zwangsarbeit
Arbeiter (der Reichsbahn)
Deportation
am 12. Januar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Martin Lewinsohn wurde am 9. September 1898 in Schivelbein/Pommern geboren. Seine Eltern hießen Adolf und Rosette Lewinsohn, geborene Gottschalk. Er hatte noch einen Bruder, der Georg genannt wurde. Über seine Kindheit und Jugend gibt es keine näheren Informationen. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Sanitäter teil. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und führte mit seiner Frau Erna Sass ( * 30.6.1897 in Guttstadt/Ostpreußen), die er Anfang der 1920er Jahre geheiratet hatte, in Bärwalde/Pommern einen Gemischtwarenladen. Die Geburt ihres ersten Kindes wurde überschattet vom Tod des Sohnes. Das Kind erstickte an seiner eigenen Nabelschnur. Man entschied, eine solche weitere Katastrophe vermeiden zu wollen. Der zweite Sohn Siegbert kam deshalb am 30. Juli 1923 in Berlin zur Welt. Am 3. November 1924 stellte sich erneut Nachwuchs ein. Seine Schwester Eva kam wie ihr verstorbener Bruder in Bärwalde zur Welt. Angesichts der zunehmend antisemitischen Tendenzen in der Kleinstadt Bärwalde, entschloss man sich schließlich zur Umsiedelung nach Berlin. Vermutlich im Jahre 1929 zog die Familie um. Ab 1930 war Martin Lewinsohn schließlich als stellvertretender Leiter der Glas- und Porzellanabteilung des Kaufhauses Hermann Tietz in der Leipziger Straße angestellt. Sein Monatsgehalt betrug 180,-- RM. Die Familie lebte zunächst in der Tile-Wardenberg-Straße 30, zweite Etage, ab 1931 in der Nordhauser Straße 11 im Erdgeschoss und ab 1935 in einer Dreizimmer-Wohnung in der Nettelbeckstraße 24 (heute: An der Urania 7). Nach der Arisierung des Betriebes 1934 wurde ihm vom Kaufhaus Tietz gekündigt. Er wurde aber für kurze Zeit nochmals eingestellt, weil er beweisen konnte, dass er als Sanitäter am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte. Danach allerdings bestritt er den Lebensunterhalt seiner Familie mit dem Hausieren mit Glas- und Porzellanwaren. Außerdem ließ ihm die Familie seiner Frau immer wieder kleinere finanzielle Unterstützungen zukommen. Ab etwa 1940 wurde er Zwangsarbeiter bei der Reichsbahn. Dort verrichtete er schwere körperliche Arbeit mit Beilpicke und Schaufel. Sein Sohn Siegbert, der auf der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover Gartenbau lernte, musste die Ausbildung im Juni 1941 schließlich abbrechen. Er zog wieder zu seinen Eltern und verrichtete Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik. Der Tochter Eva war es 1939 nach einer kurzen Ausbildung im Rahmen eines Hachschara-Kurses auf Gut Winkel in Spreenhagen gelungen, mit der Jugendaliyah über Dänemark nach Palästina zu flüchten. Schließlich kündigte man der Familie auch noch die Wohnung und wies sie zwangsweise bei einer Familie Sammet in der Eisenacher Straße 5 ein. <br />
Mit dem 26. Osttransport vom 12. Januar 1943 wurde Martin Lewinsohn, zusammen mit seiner Frau Erna und seinem Sohn Siegbert, nach Auschwitz deportiert. Über das Schicksal der Familie ist nichts Näheres bekannt.<br />
Am 12. Januar 1956 stellte die Tochter Eva, die am 12. Januar 1947 Benjamin Weigert geheiratet hatte, einen Entschädigungsantrag. Am 30. Januar 1956 gab sie eine eidesstattliche Versicherung ab. Am 21. Juni 1957 stellte der Kibbuz, in dem Eva Weigert lebte, ihr eine Bescheinigung aus, dass sie sich in der Notlage befände und auf umgehende Überweisung der ihr zugestehenden Beträge angewiesen sei. Eva Weigert stellte der Kibbuzbewegung am 26. Juni 1966 eine Bestätigung aus, sie in der Angelegenheit zu vertreten. Sie erhielt schließlich 7.980,-- DM als Entschädigung.<br />
Am 1. Juli 1957 stellte sie einen weiteren Antrag auf Entschädigung des Schadens an Freiheit. In dem Bescheid vom 14. Mai 1959 wurden ihr 6.450,-- DM zugestanden. Am 2. Oktober 1959 stellte sie noch einen Antrag auf Entschädigung des Schadens an Eigentum und Vermögen. Am 12. Juli 1967 wurde ein Vergleich in Höhe von 2.000,-- DM geschlossen. Hinsichtlich des Antrags auf Entschädigung des Schadens im beruflichen Fortkommen vom 2. Oktober 1959 erhielt sie schließlich am 17. März 1964 7.980,-- DM. Ein Efim Fuhrman, der Onkel von Eva Weigert, gab am 18. Januar 1956 eine eidesstattliche Versicherung ab. Eine weitere eidesstattliche Erklärung gab ein weiterer Onkel von Eva Weigert, William Wahls, ab. Beide bezifferten den Verlust an der Einrichtung der Dreizimmer-Wohnung in der Nettelbeckstraße 24 mit 6.000,-- RM. Auch Eva Weigert selbst schrieb am 30. Januar 1956 eine zusätzliche Erklärung.<br />
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Martin Lewinsohn wurde am 9. September 1898 in Schivelbein/Pommern geboren. Seine Eltern hießen Adolf und Rosette Lewinsohn, geborene Gottschalk. Er hatte noch einen Bruder, der Georg genannt wurde. Über seine Kindheit und Jugend gibt es keine näheren Informationen. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Sanitäter teil. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und führte mit seiner Frau Erna Sass ( * 30.6.1897 in Guttstadt/Ostpreußen), die er Anfang der 1920er Jahre geheiratet hatte, in Bärwalde/Pommern einen Gemischtwarenladen. Die Geburt ihres ersten Kindes wurde überschattet vom Tod des Sohnes. Das Kind erstickte an seiner eigenen Nabelschnur. Man entschied, eine solche weitere Katastrophe vermeiden zu wollen. Der zweite Sohn Siegbert kam deshalb am 30. Juli 1923 in Berlin zur Welt. Am 3. November 1924 stellte sich erneut Nachwuchs ein. Seine Schwester Eva kam wie ihr verstorbener Bruder in Bärwalde zur Welt. Angesichts der zunehmend antisemitischen Tendenzen in der Kleinstadt Bärwalde, entschloss man sich schließlich zur Umsiedelung nach Berlin. Vermutlich im Jahre 1929 zog die Familie um. Ab 1930 war Martin Lewinsohn schließlich als stellvertretender Leiter der Glas- und Porzellanabteilung des Kaufhauses Hermann Tietz in der Leipziger Straße angestellt. Sein Monatsgehalt betrug 180,-- RM. Die Familie lebte zunächst in der Tile-Wardenberg-Straße 30, zweite Etage, ab 1931 in der Nordhauser Straße 11 im Erdgeschoss und ab 1935 in einer Dreizimmer-Wohnung in der Nettelbeckstraße 24 (heute: An der Urania 7). Nach der Arisierung des Betriebes 1934 wurde ihm vom Kaufhaus Tietz gekündigt. Er wurde aber für kurze Zeit nochmals eingestellt, weil er beweisen konnte, dass er als Sanitäter am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte. Danach allerdings bestritt er den Lebensunterhalt seiner Familie mit dem Hausieren mit Glas- und Porzellanwaren. Außerdem ließ ihm die Familie seiner Frau immer wieder kleinere finanzielle Unterstützungen zukommen. Ab etwa 1940 wurde er Zwangsarbeiter bei der Reichsbahn. Dort verrichtete er schwere körperliche Arbeit mit Beilpicke und Schaufel. Sein Sohn Siegbert, der auf der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover Gartenbau lernte, musste die Ausbildung im Juni 1941 schließlich abbrechen. Er zog wieder zu seinen Eltern und verrichtete Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik. Der Tochter Eva war es 1939 nach einer kurzen Ausbildung im Rahmen eines Hachschara-Kurses auf Gut Winkel in Spreenhagen gelungen, mit der Jugendaliyah über Dänemark nach Palästina zu flüchten. Schließlich kündigte man der Familie auch noch die Wohnung und wies sie zwangsweise bei einer Familie Sammet in der Eisenacher Straße 5 ein.
Mit dem 26. Osttransport vom 12. Januar 1943 wurde Martin Lewinsohn, zusammen mit seiner Frau Erna und seinem Sohn Siegbert, nach Auschwitz deportiert. Über das Schicksal der Familie ist nichts Näheres bekannt.
Am 12. Januar 1956 stellte die Tochter Eva, die am 12. Januar 1947 Benjamin Weigert geheiratet hatte, einen Entschädigungsantrag. Am 30. Januar 1956 gab sie eine eidesstattliche Versicherung ab. Am 21. Juni 1957 stellte der Kibbuz, in dem Eva Weigert lebte, ihr eine Bescheinigung aus, dass sie sich in der Notlage befände und auf umgehende Überweisung der ihr zugestehenden Beträge angewiesen sei. Eva Weigert stellte der Kibbuzbewegung am 26. Juni 1966 eine Bestätigung aus, sie in der Angelegenheit zu vertreten. Sie erhielt schließlich 7.980,-- DM als Entschädigung.
Am 1. Juli 1957 stellte sie einen weiteren Antrag auf Entschädigung des Schadens an Freiheit. In dem Bescheid vom 14. Mai 1959 wurden ihr 6.450,-- DM zugestanden. Am 2. Oktober 1959 stellte sie noch einen Antrag auf Entschädigung des Schadens an Eigentum und Vermögen. Am 12. Juli 1967 wurde ein Vergleich in Höhe von 2.000,-- DM geschlossen. Hinsichtlich des Antrags auf Entschädigung des Schadens im beruflichen Fortkommen vom 2. Oktober 1959 erhielt sie schließlich am 17. März 1964 7.980,-- DM. Ein Efim Fuhrman, der Onkel von Eva Weigert, gab am 18. Januar 1956 eine eidesstattliche Versicherung ab. Eine weitere eidesstattliche Erklärung gab ein weiterer Onkel von Eva Weigert, William Wahls, ab. Beide bezifferten den Verlust an der Einrichtung der Dreizimmer-Wohnung in der Nettelbeckstraße 24 mit 6.000,-- RM. Auch Eva Weigert selbst schrieb am 30. Januar 1956 eine zusätzliche Erklärung.