Minna Plessner

Verlegeort
Droysenstr. 7
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
11. Dezember 2007
Geboren
13. Juni 1876 in Beuthen O.S (Schlesien) / Bytom
Beruf
Filialleiterin
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet
in Piaski

Minna und Clara Plessner waren Schwestern. Sie wurden in Beuthen, Oberschlesien, geboren, Minna am 13. Juni 1876 und Clara am 19. Dezember 1879. Sie waren unverheiratet und wohnten seit 1930 in der Droysenstraße 7. Sie hatten eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Gartenhaus mit Küche, Bad und Speisekammer für 68,50 Mark Miete monatlich. Ihr Vermieter Salo Rockach aus der Güntzelstraße 59 hatte ihnen im Oktober 1934 noch die Wohnung renoviert. Durchgeführt wurde die Renovierung vom Maler Franz Vogel aus demselben Haus. Clara und Minna waren beide berufstätig. Sie waren angestellt bei Berta Bielke, Färberei- und Reinigungsannahme. Minna, die Ältere war Leiterin der Filiale in Weißensee, Straßburger Str. 9, Clara hatte es näher zur Arbeitsstätte in der Giesebrechtstraße 15. Clara erhielt ein Monatsgehalt von 80 Mark plus 2 % vom Umsatz, Minna erhielt monatlich 100 Mark. Sie besaßen nicht viel und lebten bescheiden. 1942 wechselte der Vermieter. Jetzt war Georg Blanke aus der Königstraße 40 Eigentümer des Hauses. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schwestern eines der Zimmer an Selma Lipschütz untervermietet für 40 Mark inklusive Licht, Gasheizung und Warmwasser. Es ist möglich, dass Frau Lipschütz verwandt war mit Erna Gumpel, geborene Lipschütz, die auch in der Droysenstraße 7 wohnte.<br />
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Am 13. März 1942 musste Minna Plessner wie alle jüdischen Personen wenige Tage vor ihrer Deportation eine vorgedruckte Erklärung unterschreiben. Ihr gesamtes Vermögen und das ihrer Familienangehörigen sei beschlagnahmt. Sie habe sich jeder Verfügung über das Vermögen zu enthalten. Zuwiderhandlungen würden mit schärfsten staatspolitischen Maßnahmen geahndet. Die übergebene Vermögenserklärung sei genauestens auszufüllen. Eine Nachprüfung noch vor dem Abtransport würde erfolgen. Bei einem Verstoß gegen diese Anordnung sei mit keiner Nachsicht zu rechnen. Eine sinnlos brutale Androhung, denn was konnte schlimmer sein, als die bevorstehende Deportation und der Tod.<br />
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Vier Tage später füllten die Schwestern jede für sich, das Formular in ihrer fast identischen zierlichen Schrift aus, welche „Vermögensgegenstände“ sie besaßen: 3 kleine Schränke, 3 Bettstellen, 6 Stühle, 2 Sessel, Couch, Schreibtisch, Tisch, Bücherregale, Kücheneinrichtung. Nach ihrer Meinung waren die Möbel 325 Mark wert. Um das zu beurteilen, brauchte der Schätzer zweieinhalb Stunden. In der Rubrik „Familie“ schrieb Clara: „Bruder ausgewandert“ und strich diese Eintragung wieder durch, wohl in der Furcht, ihren Bruder zu gefährden. Die Möbel wurden zu einem reduzierten Preis an den Händler Paul Linke, Krumme Str. 43 verkauft. Ausgenommen war eine Nähmaschine Dürrkopp Spezial mit dem Schätzwert 50 Mark. Sie war auf Anordnung des Oberfinanzpräsidenten dem Oberbürgermeister von Lietzmannstadt, Moltkestr. 21 zum Kauf anzubieten. Der Hauseigentümer Blanke stellt die Forderung entgangener Miete für April bis Juni wegen der „abgewanderten Jüdinnen“ Plessner an den Oberfinanzpräsidenten. <br />
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Da waren die Schwestern bereits tot. Am 28. März 1942 wurden sie mit dem XI. Transport zusammen mit 970 weiteren Menschen unter den Nummern 230 und 231 wie Vieh in einen Waggon gepfercht, nach Piaski transportiert und dort ermordet.<br />
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Minna und Clara Plessner waren Schwestern. Sie wurden in Beuthen, Oberschlesien, geboren, Minna am 13. Juni 1876 und Clara am 19. Dezember 1879. Sie waren unverheiratet und wohnten seit 1930 in der Droysenstraße 7. Sie hatten eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Gartenhaus mit Küche, Bad und Speisekammer für 68,50 Mark Miete monatlich. Ihr Vermieter Salo Rockach aus der Güntzelstraße 59 hatte ihnen im Oktober 1934 noch die Wohnung renoviert. Durchgeführt wurde die Renovierung vom Maler Franz Vogel aus demselben Haus. Clara und Minna waren beide berufstätig. Sie waren angestellt bei Berta Bielke, Färberei- und Reinigungsannahme. Minna, die Ältere war Leiterin der Filiale in Weißensee, Straßburger Str. 9, Clara hatte es näher zur Arbeitsstätte in der Giesebrechtstraße 15. Clara erhielt ein Monatsgehalt von 80 Mark plus 2 % vom Umsatz, Minna erhielt monatlich 100 Mark. Sie besaßen nicht viel und lebten bescheiden. 1942 wechselte der Vermieter. Jetzt war Georg Blanke aus der Königstraße 40 Eigentümer des Hauses. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schwestern eines der Zimmer an Selma Lipschütz untervermietet für 40 Mark inklusive Licht, Gasheizung und Warmwasser. Es ist möglich, dass Frau Lipschütz verwandt war mit Erna Gumpel, geborene Lipschütz, die auch in der Droysenstraße 7 wohnte.

Am 13. März 1942 musste Minna Plessner wie alle jüdischen Personen wenige Tage vor ihrer Deportation eine vorgedruckte Erklärung unterschreiben. Ihr gesamtes Vermögen und das ihrer Familienangehörigen sei beschlagnahmt. Sie habe sich jeder Verfügung über das Vermögen zu enthalten. Zuwiderhandlungen würden mit schärfsten staatspolitischen Maßnahmen geahndet. Die übergebene Vermögenserklärung sei genauestens auszufüllen. Eine Nachprüfung noch vor dem Abtransport würde erfolgen. Bei einem Verstoß gegen diese Anordnung sei mit keiner Nachsicht zu rechnen. Eine sinnlos brutale Androhung, denn was konnte schlimmer sein, als die bevorstehende Deportation und der Tod.

Vier Tage später füllten die Schwestern jede für sich, das Formular in ihrer fast identischen zierlichen Schrift aus, welche „Vermögensgegenstände“ sie besaßen: 3 kleine Schränke, 3 Bettstellen, 6 Stühle, 2 Sessel, Couch, Schreibtisch, Tisch, Bücherregale, Kücheneinrichtung. Nach ihrer Meinung waren die Möbel 325 Mark wert. Um das zu beurteilen, brauchte der Schätzer zweieinhalb Stunden. In der Rubrik „Familie“ schrieb Clara: „Bruder ausgewandert“ und strich diese Eintragung wieder durch, wohl in der Furcht, ihren Bruder zu gefährden. Die Möbel wurden zu einem reduzierten Preis an den Händler Paul Linke, Krumme Str. 43 verkauft. Ausgenommen war eine Nähmaschine Dürrkopp Spezial mit dem Schätzwert 50 Mark. Sie war auf Anordnung des Oberfinanzpräsidenten dem Oberbürgermeister von Lietzmannstadt, Moltkestr. 21 zum Kauf anzubieten. Der Hauseigentümer Blanke stellt die Forderung entgangener Miete für April bis Juni wegen der „abgewanderten Jüdinnen“ Plessner an den Oberfinanzpräsidenten.

Da waren die Schwestern bereits tot. Am 28. März 1942 wurden sie mit dem XI. Transport zusammen mit 970 weiteren Menschen unter den Nummern 230 und 231 wie Vieh in einen Waggon gepfercht, nach Piaski transportiert und dort ermordet.