Karl Helmholz

Verlegeort
Dudenstraße 10
Historischer Name
Dreibundstraße 5
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
07. Juni 2013
Geboren
12. September 1873 in Halberstadt
Beruf
Schriftsetzer, Buchdrucker, Redakteur
Ermordet
21. Januar 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten

Karl Helmholz wurde am 12. September 1873 in Halberstadt geboren. Nach Abschluss der Volksschule und Lehre zum Schriftsetzer trat er dem Verband der Deutschen Buchdrucker bei. Mit 20 Jahren wählten ihn die Gewerkschafter in den Vorstand des Ortsvereins Weimar – in einer Branche, in der vor allem Alter und Erfahrung zählten, eine ungewöhnliche Berufung. In den folgenden Jahren sollte Helmholz im Ortsverein und Bezirk Weimar sowie im Gauverband Osterland-Thüringen, dessen Gauleiter er ab 1905 war, eine wichtige Rolle spielen.<br />
<br />
Er arbeitete als Korrektor bei einer Weimarer Druckerei und engagierte sich für die örtliche Buchdruckerbibliothek und im Buchdruckergesangsverein „Gutenberg“. Diese kulturpolitischen Aktivitäten machten ihn auch überregional bekannt. Um 1905 trat er in die SPD ein.<br />
<br />
Ende Mai 1910 wählte die Gauvorsteherkonferenz des Buchdruckerverbands Karl Helmholz zum neuen Redakteur der Gewerkschaftszeitung „Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer“ (1863 gegründet, 3 Ausgaben pro Woche, Auflage vor dem Ersten Weltkrieg 51 000). Im August 1910 trat er den neuen Posten in Leipzig an, seine erste bezahlte Stelle innerhalb der Gewerkschaft. Die Familie folgte ihm nach.<br />
<br />
Helmholz verantwortete den Bereich Korrespondenz (Berichterstattung über andere deutsche Gewerkschaften sowie die eigenen Veranstaltungen) und das neue Ressort Ausland (er sollte den Kontakt zu den deutschsprachigen Sektionen des Internationalen Buchdruckersekretariats stärken).<br />
<br />
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 folgte der „Korrespondent“ zunächst der Burgfriedenspolitik der Generalkommission der Gewerkschaften (Vorläufer des DGB) und benutzte eine kriegsverherrlichende, chauvinistische Sprache. Um den Jahreswechsel 1914/15 sollten diese Töne verschwinden. Karl Helmholz nahm zunehmend eine pazifistische Haltung ein. 1916 wurde er zum Militär eingezogen, der Verbandsvorstand, der den Zusammenbruch der Zeitungsarbeit verhindern wollte, erreichte jedoch, dass Helmholz dauerhaft in Leipzig stationiert blieb.<br />
<br />
Die Novemberrevolution 1918/19 begrüßte er begeistert als Beginn des Sozialismus, als jedoch erkennbar war, dass kein demokratischer Übergang zum Sozialismus erfolgen würde, wandte er sich wieder stärker kultursozialistischen Ideen zu.<br />
<br />
Während der Weimarer Republik verfasste Helmholz mehrere Chroniken des Verbands der Deutschen Buchdrucker. Aus seinen Werken lässt sich eine ablehnende Haltung zu weiblichen Gewerkschaftsmitgliedern herauslesen.<br />
<br />
1926 öffnete in Berlin in der Dreibundstraße (heute Dudenstraße 10) das neue Gewerkschaftshaus des Buchdruckerverbands. Dort wohnte und arbeitete nun die Redaktion des „Korrespondent“ und der engere Vorstand. Karl Helmholz und seine Familie zogen Ende 1926 ein. Da der Chefredakteur Willi Krahl stark in andere Projekte eingebunden war, lag die Arbeit weitgehend in der Hand der übrigen beiden Redakteure. Diese begannen das Blatt zu modernisieren. In der Hauptstadt nahm Helmholz auch schnell eine wichtige Rolle im Gesangsverein „Typographia“ der Berliner Buchdrucker und Schriftsetzer ein.<br />
<br />
Zum Ende der Weimarer Republik griff der Redakteur die Nazis frontal an. Dabei nutzte er auch Zitate aus „Mein Kampf“. Dieser quellenorientierte Antifaschismus stellte eine Ausnahme in der Gewerkschaftspresse dar. Schon kurz nach der Machtübergabe an die NSDAP schränkte die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ vom 4. Februar 1933 die Presse- und Versammlungsfreiheit ein. Der von Karl Helmholz am 1. März lancierte und von Gustav Zelle verfasste Artikel „Friedrich Ebert. Gedanken zu seinem Todestag am 28. Februar 1925“ war dann der gesuchte Anlass, um den „Korrespondent“ zwei Wochen zu schließen.<br />
<br />
Am 2. Mai 1933 besetzte die SA das Verbandshaus, nahm fast alle Vorstandsmitglieder und Redakteure fest und übergab sie in Polizeigewahrsam. Vom Polizeirevier Alexanderplatz wurde der Gewerkschafter ins Gefängnis Plötzensee verbracht und später wieder freigelassen. Zu einer Gerichtsverhandlung kam es nicht. Die Familie fand in Neutempelhof eine kleine Wohnung, in der sie mit ständigen Hausdurchsuchungen drangsaliert wurde. Am 12. September 1933, dem 60. Geburtstag von Karl Helmholz, erschien die „Typographia“ mit 100 Sängern vor seinem Haus und brachte ihm ein Ständchen. Auf einigen Balkonen brannten dabei rote Sympathiefeuer.<br />
<br />
Der ständige Verfolgungsdruck der Nazis führte bei Karl Helmholz zu wiederholten Nervenzusammenbrüchen. Nach mehreren ärztlichen Untersuchungen erreichte er die Anerkennung als Berufsinvalide. Die von der Deutschen Arbeitsfront angebotene Abfindung über 1500 RM lehnte er ab und reichte im September 1934 Klage beim Arbeitsgericht Berlin ein. Das Amtsgericht setzte das Verfahren noch im selben Jahr aus. Der Versuch, das Gesetz über die Gewährung von Entschädigungen vom 19. Dezember 1937 zu nutzen, endete im April 1942 mit einer Zahlung von 727 RM durch die Deutsche Arbeitsfront.<br />
<br />
Wütende Äußerungen auf offener Straße gegen die Nazis führten zu weiteren Verhören durch die Gestapo. Auch bei einem Aufenthalt im Krankenhaus Steglitz äußerte Helmholz klar seine Meinung. Die leitende Ärztin erklärte ihn daraufhin für unzurechnungsfähig und wies ihn in die Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten ein. Die Familie wurde nicht verständigt. Nach Aussagen der Tochter Frieda wurde Karl Helmholz in der städtischen Einrichtung am 21. Januar 1944 mit einer Injektion ermordet.<br />
<br />
Eine Anerkennung als Opfer des Faschismus, seine Witwe Hedwig stellte im März 1946 einen Antrag, lehnte das Hauptamt für Opfer des Faschismus des Magistrats von Berlin mit dem Vermerk „Strafe und Tat zu gering“ ab.

Karl Helmholz wurde am 12. September 1873 in Halberstadt geboren. Nach Abschluss der Volksschule und Lehre zum Schriftsetzer trat er dem Verband der Deutschen Buchdrucker bei. Mit 20 Jahren wählten ihn die Gewerkschafter in den Vorstand des Ortsvereins Weimar – in einer Branche, in der vor allem Alter und Erfahrung zählten, eine ungewöhnliche Berufung. In den folgenden Jahren sollte Helmholz im Ortsverein und Bezirk Weimar sowie im Gauverband Osterland-Thüringen, dessen Gauleiter er ab 1905 war, eine wichtige Rolle spielen.

Er arbeitete als Korrektor bei einer Weimarer Druckerei und engagierte sich für die örtliche Buchdruckerbibliothek und im Buchdruckergesangsverein „Gutenberg“. Diese kulturpolitischen Aktivitäten machten ihn auch überregional bekannt. Um 1905 trat er in die SPD ein.

Ende Mai 1910 wählte die Gauvorsteherkonferenz des Buchdruckerverbands Karl Helmholz zum neuen Redakteur der Gewerkschaftszeitung „Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer“ (1863 gegründet, 3 Ausgaben pro Woche, Auflage vor dem Ersten Weltkrieg 51 000). Im August 1910 trat er den neuen Posten in Leipzig an, seine erste bezahlte Stelle innerhalb der Gewerkschaft. Die Familie folgte ihm nach.

Helmholz verantwortete den Bereich Korrespondenz (Berichterstattung über andere deutsche Gewerkschaften sowie die eigenen Veranstaltungen) und das neue Ressort Ausland (er sollte den Kontakt zu den deutschsprachigen Sektionen des Internationalen Buchdruckersekretariats stärken).

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 folgte der „Korrespondent“ zunächst der Burgfriedenspolitik der Generalkommission der Gewerkschaften (Vorläufer des DGB) und benutzte eine kriegsverherrlichende, chauvinistische Sprache. Um den Jahreswechsel 1914/15 sollten diese Töne verschwinden. Karl Helmholz nahm zunehmend eine pazifistische Haltung ein. 1916 wurde er zum Militär eingezogen, der Verbandsvorstand, der den Zusammenbruch der Zeitungsarbeit verhindern wollte, erreichte jedoch, dass Helmholz dauerhaft in Leipzig stationiert blieb.

Die Novemberrevolution 1918/19 begrüßte er begeistert als Beginn des Sozialismus, als jedoch erkennbar war, dass kein demokratischer Übergang zum Sozialismus erfolgen würde, wandte er sich wieder stärker kultursozialistischen Ideen zu.

Während der Weimarer Republik verfasste Helmholz mehrere Chroniken des Verbands der Deutschen Buchdrucker. Aus seinen Werken lässt sich eine ablehnende Haltung zu weiblichen Gewerkschaftsmitgliedern herauslesen.

1926 öffnete in Berlin in der Dreibundstraße (heute Dudenstraße 10) das neue Gewerkschaftshaus des Buchdruckerverbands. Dort wohnte und arbeitete nun die Redaktion des „Korrespondent“ und der engere Vorstand. Karl Helmholz und seine Familie zogen Ende 1926 ein. Da der Chefredakteur Willi Krahl stark in andere Projekte eingebunden war, lag die Arbeit weitgehend in der Hand der übrigen beiden Redakteure. Diese begannen das Blatt zu modernisieren. In der Hauptstadt nahm Helmholz auch schnell eine wichtige Rolle im Gesangsverein „Typographia“ der Berliner Buchdrucker und Schriftsetzer ein.

Zum Ende der Weimarer Republik griff der Redakteur die Nazis frontal an. Dabei nutzte er auch Zitate aus „Mein Kampf“. Dieser quellenorientierte Antifaschismus stellte eine Ausnahme in der Gewerkschaftspresse dar. Schon kurz nach der Machtübergabe an die NSDAP schränkte die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ vom 4. Februar 1933 die Presse- und Versammlungsfreiheit ein. Der von Karl Helmholz am 1. März lancierte und von Gustav Zelle verfasste Artikel „Friedrich Ebert. Gedanken zu seinem Todestag am 28. Februar 1925“ war dann der gesuchte Anlass, um den „Korrespondent“ zwei Wochen zu schließen.

Am 2. Mai 1933 besetzte die SA das Verbandshaus, nahm fast alle Vorstandsmitglieder und Redakteure fest und übergab sie in Polizeigewahrsam. Vom Polizeirevier Alexanderplatz wurde der Gewerkschafter ins Gefängnis Plötzensee verbracht und später wieder freigelassen. Zu einer Gerichtsverhandlung kam es nicht. Die Familie fand in Neutempelhof eine kleine Wohnung, in der sie mit ständigen Hausdurchsuchungen drangsaliert wurde. Am 12. September 1933, dem 60. Geburtstag von Karl Helmholz, erschien die „Typographia“ mit 100 Sängern vor seinem Haus und brachte ihm ein Ständchen. Auf einigen Balkonen brannten dabei rote Sympathiefeuer.

Der ständige Verfolgungsdruck der Nazis führte bei Karl Helmholz zu wiederholten Nervenzusammenbrüchen. Nach mehreren ärztlichen Untersuchungen erreichte er die Anerkennung als Berufsinvalide. Die von der Deutschen Arbeitsfront angebotene Abfindung über 1500 RM lehnte er ab und reichte im September 1934 Klage beim Arbeitsgericht Berlin ein. Das Amtsgericht setzte das Verfahren noch im selben Jahr aus. Der Versuch, das Gesetz über die Gewährung von Entschädigungen vom 19. Dezember 1937 zu nutzen, endete im April 1942 mit einer Zahlung von 727 RM durch die Deutsche Arbeitsfront.

Wütende Äußerungen auf offener Straße gegen die Nazis führten zu weiteren Verhören durch die Gestapo. Auch bei einem Aufenthalt im Krankenhaus Steglitz äußerte Helmholz klar seine Meinung. Die leitende Ärztin erklärte ihn daraufhin für unzurechnungsfähig und wies ihn in die Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten ein. Die Familie wurde nicht verständigt. Nach Aussagen der Tochter Frieda wurde Karl Helmholz in der städtischen Einrichtung am 21. Januar 1944 mit einer Injektion ermordet.

Eine Anerkennung als Opfer des Faschismus, seine Witwe Hedwig stellte im März 1946 einen Antrag, lehnte das Hauptamt für Opfer des Faschismus des Magistrats von Berlin mit dem Vermerk „Strafe und Tat zu gering“ ab.