Margarete Streisand

Verlegeort
Eislebener Str. 4
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
23. April 2013
Geboren
05. August 1882 in Grätz / Grodzisk Wielkopolski
Deportation
am 29. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 06. Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
06. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Margarete Streisand wurde am 5. August 1882 in Grätz (Grodzisk) im Raum Posen (Poznan) geboren. Der Vater war der Druckereibesitzer Louis Streisand, die Mutter hieß Clara. Margarete hatte drei Geschwister: Hugo, Willi (gestorben 1919 an Lungentuberkulose) und Bianka (geboren am 7. September 1881 in Grätz, nach Theresienstadt deportiert). Als sie am 17. Mai 1939 bei der Volkszählung in Berlin registriert wurde, war sie unverheiratet und von Beruf Buchhändlerin.<br />
<br />
„Mein Großvater Hugo Streisand“, so berichtete seine Enkelin Renate, “gründete 1901 eine erfolgreiche wissenschaftliche Buchhandlung, später wurde sie ein Antiquariat. Er wohnte zuerst in einer kleinen Wohnung in der Eislebener Straße 6 und zog dann 1905 in die Eislebener Straße 4, dorthin zogen auch seine Mutter und seine Schwester Margarete.“ Die Wohnung lag im 2. Stock links, ein Zimmer war untervermietet an Elisabeth Behrend (geboren am 14. Februar 1863 in Kolberg, ermordet am 13. September 1942 in Theresienstadt), die Buchhandlung befand sich in der Nähe an der Augsburger Straße 38.<br />
<br />
Margarete muss ihren Neffen Joachim Streisand (1920-1980), den Vater von Renate Streisand, wie sie sich weiter erinnerte, „geliebt haben. Das zeigen Urlaubsansichtskarten aus den 1920er Jahren.“ Margarete hat demnach Reisen in Europa gemacht, die eine gewisse finanzielle Kraft voraussetzten.<br />
<br />
Die Streisands wären „eine normale bürgerliche Familie gewesen“, schätzt Renate, wenn es die Judenverfolgung nicht gegeben hätte. „Ich erinnere mich an meine Kindheit in der Eislebener Straße 4, wenn meine Großmutter Erna-Maria Streisand mir vor bestimmten familiären Anlässen sagte, es sei nicht nötig, den Tisch im Wohnzimmer ganz auszuziehen, es kämen nicht so viele Verwandte. … Die Familie Streisand war klein geworden, Ermordung und Exil hatten nur noch eine kleine Gruppe der Streisands in Deutschland leben lassen.“<br />
<br />
Der Buchhändler Hugo Streisand lebte in „privilegierter Mischehe“, wie es bei den Nationalsozialisten hieß, er war verheiratet mit Erna-Maria geb. Dunst. Seine Schwester Bianka, verheiratete und geschiedene Hassel, wurde am 9. Februar 1944 aus der Joachimsthaler Straße 24 mit der Nummer 97 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die Grauen des Ghettos, starb aber am 6. Juli 1945 an Herzschwäche, was sicherlich eine Folge der Haft war.<br />
<br />
Ergänzung 2022: <br />
Margaretes Bruder Hugo Streisand überlebte den Krieg und betrieb wieder seinen Buchhandel. Er starb 1955 und seine Witwe Erna führte das Antiquariat weiter.<br />
<br />
Eine Großnichte Ernas, Dr. Irina Metzler, schreibt uns:<br />
<br />
“Ich selber habe Tante Erna noch kennengelernt, als ich ein kleines Mädchen war und Erna ihr Antiquariat in einer für mich damals fürchterlich dunklen, staubigen und mit Büchern regelrecht zugestopften Wohnung hatte. Nach Ernas Tod Mitte der 80er-Jahre hatte meine Mutter den damals noch durch die Mauer getrennten Erben von Streisand die Buchexporthandlung abgekauft. Als “Buchexport Hugo Streisand Nachfolge Ursula Zilli” konnte die Firma 2001 noch das 100. Firmenjubiläum feiern, bevor sie von Berlin in die Nähe von Nürnberg umgezogen ist.”

Margarete Streisand wurde am 5. August 1882 in Grätz (Grodzisk) im Raum Posen (Poznan) geboren. Der Vater war der Druckereibesitzer Louis Streisand, die Mutter hieß Clara. Margarete hatte drei Geschwister: Hugo, Willi (gestorben 1919 an Lungentuberkulose) und Bianka (geboren am 7. September 1881 in Grätz, nach Theresienstadt deportiert). Als sie am 17. Mai 1939 bei der Volkszählung in Berlin registriert wurde, war sie unverheiratet und von Beruf Buchhändlerin.

„Mein Großvater Hugo Streisand“, so berichtete seine Enkelin Renate, “gründete 1901 eine erfolgreiche wissenschaftliche Buchhandlung, später wurde sie ein Antiquariat. Er wohnte zuerst in einer kleinen Wohnung in der Eislebener Straße 6 und zog dann 1905 in die Eislebener Straße 4, dorthin zogen auch seine Mutter und seine Schwester Margarete.“ Die Wohnung lag im 2. Stock links, ein Zimmer war untervermietet an Elisabeth Behrend (geboren am 14. Februar 1863 in Kolberg, ermordet am 13. September 1942 in Theresienstadt), die Buchhandlung befand sich in der Nähe an der Augsburger Straße 38.

Margarete muss ihren Neffen Joachim Streisand (1920-1980), den Vater von Renate Streisand, wie sie sich weiter erinnerte, „geliebt haben. Das zeigen Urlaubsansichtskarten aus den 1920er Jahren.“ Margarete hat demnach Reisen in Europa gemacht, die eine gewisse finanzielle Kraft voraussetzten.

Die Streisands wären „eine normale bürgerliche Familie gewesen“, schätzt Renate, wenn es die Judenverfolgung nicht gegeben hätte. „Ich erinnere mich an meine Kindheit in der Eislebener Straße 4, wenn meine Großmutter Erna-Maria Streisand mir vor bestimmten familiären Anlässen sagte, es sei nicht nötig, den Tisch im Wohnzimmer ganz auszuziehen, es kämen nicht so viele Verwandte. … Die Familie Streisand war klein geworden, Ermordung und Exil hatten nur noch eine kleine Gruppe der Streisands in Deutschland leben lassen.“

Der Buchhändler Hugo Streisand lebte in „privilegierter Mischehe“, wie es bei den Nationalsozialisten hieß, er war verheiratet mit Erna-Maria geb. Dunst. Seine Schwester Bianka, verheiratete und geschiedene Hassel, wurde am 9. Februar 1944 aus der Joachimsthaler Straße 24 mit der Nummer 97 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die Grauen des Ghettos, starb aber am 6. Juli 1945 an Herzschwäche, was sicherlich eine Folge der Haft war.

Ergänzung 2022:
Margaretes Bruder Hugo Streisand überlebte den Krieg und betrieb wieder seinen Buchhandel. Er starb 1955 und seine Witwe Erna führte das Antiquariat weiter.

Eine Großnichte Ernas, Dr. Irina Metzler, schreibt uns:

“Ich selber habe Tante Erna noch kennengelernt, als ich ein kleines Mädchen war und Erna ihr Antiquariat in einer für mich damals fürchterlich dunklen, staubigen und mit Büchern regelrecht zugestopften Wohnung hatte. Nach Ernas Tod Mitte der 80er-Jahre hatte meine Mutter den damals noch durch die Mauer getrennten Erben von Streisand die Buchexporthandlung abgekauft. Als “Buchexport Hugo Streisand Nachfolge Ursula Zilli” konnte die Firma 2001 noch das 100. Firmenjubiläum feiern, bevor sie von Berlin in die Nähe von Nürnberg umgezogen ist.”