Minna Ehrenwerth geb. Lewitaz

Verlegeort
Elberfelder Str. 16
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Geboren
22. Mai 1892 in Schaulen (Russisches Reich) / Šiauliai
Zwangsarbeit
Näherin
Deportation
am 29. Januar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Minna Ehrenwerth wurde als Minna Lewitaz (auch Levitaz) am 22. Mai 1892 in Šiauliai, Litauen (deutsch: Schaulen) geboren. Ihre Heimatstadt, die damals zum Russischen Reich gehörte, war ein bedeutendes jüdisches Zentrum mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von mehr als 50 Prozent. Minna Lewitaz war die Tochter des jüdischen Ehepaars Lina (geb. Jacobs) und Hirsch Lewitaz. Ob sie Geschwister hatte, ist nicht bekannt. Auch über eine mögliche Ausbildung oder den Zeitpunkt ihres Umzugs nach Berlin sind keine Informationen überliefert.<br />
<br />
Im Alter von 28 Jahren heiratete sie am 27. Februar 1921 den aus Posen stammenden Kaufmann Adolf Ehrenwerth. Am 23. Dezember desselben Jahres brachte sie in ihrer gemeinsamen Wohnung in der Elsässer Straße 85 (heute Torstraße) ihren einzigen Sohn Hermann Hirsch zur Welt.<br />
<br />
Die Familie wohnte in den 1920er-Jahren in der Thaerstraße 50 in Friedrichshain. Dort führte Minna Ehrenwerths Mann Adolf ein Manufakturwarengeschäft. Nach der Aufgabe seines Geschäfts war er als Kaufmann angestellt und für die Friedhofskommission der Jüdischen Gemeinde in Weißensee tätig, wo er im Büro die Postscheckkonten bearbeitete. Die Familie zog mehrfach um, zeitweilig lebten sie in der Pankstraße 26, dann kurze Zeit im Engelmannweg 86 in Reinickendorf und in den 1930er-Jahren in Weißensee in der Streustraße 115.<br />
<br />
Kurz bevor Adolf Ehrenwerth bei der Friedhofskommission eine Festanstellung hätte bekommen sollen, starb er im November 1934 im Jüdischen Krankenhaus aus unbekannten Gründen. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Nach dem Tod ihres Mannes zog Minna Ehrenwerth mit ihrem Sohn Hermann Ende 1934 in die Elberfelder Straße 16 in die erste Etage des Gartenhauses. Sie lebte dort in bescheidenen Verhältnissen und wurde anfangs von Adolf Ehrenwerths Geschwistern finanziell unterstützt. Hermann vermutete später, dass seine Mutter, nachdem die Unterstützung der Familie wegen Auswanderung und eigener finanzieller Sorgen weggefallen war, ihren Lebensunterhalt mit Nähen und Schneidern verdiente, was sie sehr gut konnte.<br />
<br />
Ende August 1939 floh der damals 17-jährige Hermann nach Großbritannien. Im Verfahren um die Rückerstattung des von den nationalsozialistischen Behörden geraubten Besitzes seiner Mutter gab er später an: „Soweit ich mich erinnern kann, bin ich am 26. August 1939 ausgewandert. Alle meine Papiere sowie der Paß sind auf dem Grunde des Atlantischen Ozeans. Wie ich in Köln auf meinen Anschluß nach Aachen wartete, war die Schlagzeile in der Zeitung ‚Polen mobilisiert‘ und ich hatte Angst, daß ich nicht mehr über die Grenze komme.“ Nach seiner geglückten Flucht wurde er britischer Staatsbürger und lebte später als Textilarbeiter im australischen Bentleigh, einem Vorort von Melbourne. <br />
<br />
Den amtlichen Meldeunterlagen zufolge wohnte Minna Ehrenwerth bis zum 15. Oktober 1941 in der Elberfelder Straße. Ihre damalige Nachbarin Erna Schütze gab später im Rückerstattungsverfahren an, dass sich Minna Ehrenwerth ihr gegenüber hoffnungsvoll über die Entwicklung der Lage für die jüdische Bevölkerung in Deutschland geäußert habe. Die spätere Mieterin vom Minna Ehrenwerths Wohnung, die ebenfalls als Zeugin im Rückerstattungsverfahren geladen wurde, sagte aus, dass sie bei ihrem Einzug wusste, dass es sich um eine „Judenwohnung“ handelte. Ihren letzten, nicht freiwillig gewählten Wohnsitz hatte Minna Ehrenwerth in der Rosenthaler Straße 40/41 zur Untermiete bei Wolff. Sie musste Zwangsarbeit als Näherin leisten.<br />
<br />
Am 29. Januar 1943 wurde die 50-Jährige mit dem „27. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Minna Ehrenwerth wurde als Minna Lewitaz (auch Levitaz) am 22. Mai 1892 in Šiauliai, Litauen (deutsch: Schaulen) geboren. Ihre Heimatstadt, die damals zum Russischen Reich gehörte, war ein bedeutendes jüdisches Zentrum mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von mehr als 50 Prozent. Minna Lewitaz war die Tochter des jüdischen Ehepaars Lina (geb. Jacobs) und Hirsch Lewitaz. Ob sie Geschwister hatte, ist nicht bekannt. Auch über eine mögliche Ausbildung oder den Zeitpunkt ihres Umzugs nach Berlin sind keine Informationen überliefert.

Im Alter von 28 Jahren heiratete sie am 27. Februar 1921 den aus Posen stammenden Kaufmann Adolf Ehrenwerth. Am 23. Dezember desselben Jahres brachte sie in ihrer gemeinsamen Wohnung in der Elsässer Straße 85 (heute Torstraße) ihren einzigen Sohn Hermann Hirsch zur Welt.

Die Familie wohnte in den 1920er-Jahren in der Thaerstraße 50 in Friedrichshain. Dort führte Minna Ehrenwerths Mann Adolf ein Manufakturwarengeschäft. Nach der Aufgabe seines Geschäfts war er als Kaufmann angestellt und für die Friedhofskommission der Jüdischen Gemeinde in Weißensee tätig, wo er im Büro die Postscheckkonten bearbeitete. Die Familie zog mehrfach um, zeitweilig lebten sie in der Pankstraße 26, dann kurze Zeit im Engelmannweg 86 in Reinickendorf und in den 1930er-Jahren in Weißensee in der Streustraße 115.

Kurz bevor Adolf Ehrenwerth bei der Friedhofskommission eine Festanstellung hätte bekommen sollen, starb er im November 1934 im Jüdischen Krankenhaus aus unbekannten Gründen. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Nach dem Tod ihres Mannes zog Minna Ehrenwerth mit ihrem Sohn Hermann Ende 1934 in die Elberfelder Straße 16 in die erste Etage des Gartenhauses. Sie lebte dort in bescheidenen Verhältnissen und wurde anfangs von Adolf Ehrenwerths Geschwistern finanziell unterstützt. Hermann vermutete später, dass seine Mutter, nachdem die Unterstützung der Familie wegen Auswanderung und eigener finanzieller Sorgen weggefallen war, ihren Lebensunterhalt mit Nähen und Schneidern verdiente, was sie sehr gut konnte.

Ende August 1939 floh der damals 17-jährige Hermann nach Großbritannien. Im Verfahren um die Rückerstattung des von den nationalsozialistischen Behörden geraubten Besitzes seiner Mutter gab er später an: „Soweit ich mich erinnern kann, bin ich am 26. August 1939 ausgewandert. Alle meine Papiere sowie der Paß sind auf dem Grunde des Atlantischen Ozeans. Wie ich in Köln auf meinen Anschluß nach Aachen wartete, war die Schlagzeile in der Zeitung ‚Polen mobilisiert‘ und ich hatte Angst, daß ich nicht mehr über die Grenze komme.“ Nach seiner geglückten Flucht wurde er britischer Staatsbürger und lebte später als Textilarbeiter im australischen Bentleigh, einem Vorort von Melbourne.

Den amtlichen Meldeunterlagen zufolge wohnte Minna Ehrenwerth bis zum 15. Oktober 1941 in der Elberfelder Straße. Ihre damalige Nachbarin Erna Schütze gab später im Rückerstattungsverfahren an, dass sich Minna Ehrenwerth ihr gegenüber hoffnungsvoll über die Entwicklung der Lage für die jüdische Bevölkerung in Deutschland geäußert habe. Die spätere Mieterin vom Minna Ehrenwerths Wohnung, die ebenfalls als Zeugin im Rückerstattungsverfahren geladen wurde, sagte aus, dass sie bei ihrem Einzug wusste, dass es sich um eine „Judenwohnung“ handelte. Ihren letzten, nicht freiwillig gewählten Wohnsitz hatte Minna Ehrenwerth in der Rosenthaler Straße 40/41 zur Untermiete bei Wolff. Sie musste Zwangsarbeit als Näherin leisten.

Am 29. Januar 1943 wurde die 50-Jährige mit dem „27. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.