Dr. Martha Wygodzinski

Location 
Alexanderstraße 25
Historical name
Alexanderstr. 25
District
Mitte
Born
02 July 1869 in Berlin
Deportation
on 18 July 1942 to Theresienstadt
Murdered
27 February 1943 im Ghetto Theresienstadt

Unser soziales Ideal ist es immer gewesen, nicht erst dann helfend oder gar strafend einzugreifen, wenn ein Mitglied der Gesellschaft durch die sozialen Verhältnisse dem Elend und dadurch dem Verbrechen verfallen ist, sondern vorbeugend zu wirken. [...] Die Frauen können vor dem Verfall in die Prostitution nur dadurch geschützt werden, dass man ihnen die Gelegenheit gibt, sich durch Arbeit in menschenwürdigen Lebensverhältnissen zu erhalten und dass man sie menschlich mit Rat und Tat unterstützt.

Martha Wygodzinski in der Stadtverordnetenversammlung im Mai 1919 zum Thema Pflegeamt statt Sittenpolizei für weibliche Prostituierte.

Martha Wygodzinski, am 2. Juli 1869 in Berlin geboren, wuchs als eine von vier Töchtern eines jüdischen Rentiers im großbürgerlichen Milieu des Berliner Tiergartenviertels auf. Eine ihrer Schwestern war die bekannte sozialdemokratische Politikerin Wally Zepler. Ihr Medizinstudium an der Universität Zürich beendete sie 1898 mit Staatsexamen und Promotion. In ihrer Dissertation behandelte sie ein Thema aus der Frauenheilkunde, ihrer späteren Praxis. 1901 absolvierte sie ihr deutsches Staatsexamen in Halle. Nach der Approbation, also der Erteilung der staatlichen Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufs, ging sie 1902 als Volontärärztin an das Urban-Krankenhaus im Bezirk Kreuzberg. Im selben Jahr wurde die junge Ärztin als erste Frau Mitglied der Berliner Medizinischen Gesellschaft und – auch hier als eine der ersten Frauen – im Berliner Verein der frei gewählten Kassenärzte. Ihre Arbeit als niedergelassene Ärztin begann Wygodzinski im Armenviertel Prenzlauer Berg. 1904 wurde sie das erste Mal im Vorwärts als sozialdemokratische Ärztin erwähnt. 1908 schloss sie sich der Vereinigung weiblicher Ärzte – zur Gründung und Erhaltung eines Frauenkrankenhauses in Groß-Berlin an. Gemeinsam mit der Ärztin Hermine Edenhuizen gründete sie 1911 die Neue Poliklinik für Frauen in der Alexanderstraße 8. Im Jahr 1912 verlegte sie ihre Praxis zum Monbijouplatz 10 im Bezirk Mitte. Gleichzeitig gründete sie in der Neuen Schönholzer Straße 13 das Mütterhospiz Pankow, in dem obdachlose Schwangere und Mütter mit kleinen Kindern zumeist unentgeltliche Aufnahme fanden. Seit 1914 arbeitete sie außerdem in dem von Frau Meyer-Liepmann gegründeten Mütterhospiz in der Breiten Straße 46, ebenfalls in Pankow, mit. In der Stadtverordnetenversammlung engagierte Wygodzinski sich vor allem für eine soziale Medizin und für frauenpolitische Themen. Als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Ärzte wurde sie 1927 in die Berliner Ärztekammer gewählt. 1931 zog sie in den Berliner Westen und eröffnete in der Konstanzer Straße 51 eine Kassen-praxis für Frauen und Kinder. 1933 verlor sie ihr Amt in der Berliner Ärztekammer und wurde aus dem Bund deutscher Ärztinnen ausgeschlossen. Ihre Kassenpraxis konnte sie bis 1935 für jüdische Patientinnen weiterführen. 1938 wurde ihr die Approbation entzogen und auch die Wohnung in der Konstanzer Straße genommen. In den folgenden Jahren lebte sie als Untermieterin in verschiedenen „jüdischen Pensionen“, zuletzt in der Kantstraße 47 im Bezirk Charlottenburg. Am 9. 7. 1942 wurde Wygodzinski nach Theresienstadt deportiert, wo sie knapp acht Monate später am 27. 2. 1943 starb.

Martha Wygodzinski war Stadtverordnete 1919 (SPD); 1920 (SPD)/Wahlkreis 1 Mitte (SPD); 1921 – 1925

Unser soziales Ideal ist es immer gewesen, nicht erst dann helfend oder gar strafend einzugreifen, wenn ein Mitglied der Gesellschaft durch die sozialen Verhältnisse dem Elend und dadurch dem Verbrechen verfallen ist, sondern vorbeugend zu wirken. [...] Die Frauen können vor dem Verfall in die Prostitution nur dadurch geschützt werden, dass man ihnen die Gelegenheit gibt, sich durch Arbeit in menschenwürdigen Lebensverhältnissen zu erhalten und dass man sie menschlich mit Rat und Tat unterstützt.

Martha Wygodzinski in der Stadtverordnetenversammlung im Mai 1919 zum Thema Pflegeamt statt Sittenpolizei für weibliche Prostituierte.

Martha Wygodzinski, am 2. Juli 1869 in Berlin geboren, wuchs als eine von vier Töchtern eines jüdischen Rentiers im großbürgerlichen Milieu des Berliner Tiergartenviertels auf. Eine ihrer Schwestern war die bekannte sozialdemokratische Politikerin Wally Zepler. Ihr Medizinstudium an der Universität Zürich beendete sie 1898 mit Staatsexamen und Promotion. In ihrer Dissertation behandelte sie ein Thema aus der Frauenheilkunde, ihrer späteren Praxis. 1901 absolvierte sie ihr deutsches Staatsexamen in Halle. Nach der Approbation, also der Erteilung der staatlichen Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufs, ging sie 1902 als Volontärärztin an das Urban-Krankenhaus im Bezirk Kreuzberg. Im selben Jahr wurde die junge Ärztin als erste Frau Mitglied der Berliner Medizinischen Gesellschaft und – auch hier als eine der ersten Frauen – im Berliner Verein der frei gewählten Kassenärzte. Ihre Arbeit als niedergelassene Ärztin begann Wygodzinski im Armenviertel Prenzlauer Berg. 1904 wurde sie das erste Mal im Vorwärts als sozialdemokratische Ärztin erwähnt. 1908 schloss sie sich der Vereinigung weiblicher Ärzte – zur Gründung und Erhaltung eines Frauenkrankenhauses in Groß-Berlin an. Gemeinsam mit der Ärztin Hermine Edenhuizen gründete sie 1911 die Neue Poliklinik für Frauen in der Alexanderstraße 8. Im Jahr 1912 verlegte sie ihre Praxis zum Monbijouplatz 10 im Bezirk Mitte. Gleichzeitig gründete sie in der Neuen Schönholzer Straße 13 das Mütterhospiz Pankow, in dem obdachlose Schwangere und Mütter mit kleinen Kindern zumeist unentgeltliche Aufnahme fanden. Seit 1914 arbeitete sie außerdem in dem von Frau Meyer-Liepmann gegründeten Mütterhospiz in der Breiten Straße 46, ebenfalls in Pankow, mit. In der Stadtverordnetenversammlung engagierte Wygodzinski sich vor allem für eine soziale Medizin und für frauenpolitische Themen. Als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Ärzte wurde sie 1927 in die Berliner Ärztekammer gewählt. 1931 zog sie in den Berliner Westen und eröffnete in der Konstanzer Straße 51 eine Kassen-praxis für Frauen und Kinder. 1933 verlor sie ihr Amt in der Berliner Ärztekammer und wurde aus dem Bund deutscher Ärztinnen ausgeschlossen. Ihre Kassenpraxis konnte sie bis 1935 für jüdische Patientinnen weiterführen. 1938 wurde ihr die Approbation entzogen und auch die Wohnung in der Konstanzer Straße genommen. In den folgenden Jahren lebte sie als Untermieterin in verschiedenen „jüdischen Pensionen“, zuletzt in der Kantstraße 47 im Bezirk Charlottenburg. Am 9. 7. 1942 wurde Wygodzinski nach Theresienstadt deportiert, wo sie knapp acht Monate später am 27. 2. 1943 starb.

Martha Wygodzinski war Stadtverordnete 1919 (SPD); 1920 (SPD)/Wahlkreis 1 Mitte (SPD); 1921 – 1925