Evelyne Jacob

Location 
Badensche Str. 21
District
Wilmersdorf
Stone was laid
17 June 2022
Born
13 August 1939 in Berlin
Deportation
on 17 May 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Der Stolperstein für Tana Jacob wurde am 17. Juni 2022 verlegt und von Frau Hella Wolters gespendet.

Mehr Informationen zu den Eltern befinden sich bei den Biografien von Edith Jacob und Hugo Jacob.

Evelyne Jacob erblickte am 13. August 1939 als Tochter von Edith (geb. Bernstein) und Hugo Jacob das Licht der Welt. Ihre Eltern hatten sich während des gemeinsamen Zahnmedizinstudiums in Münster kennengelernt und 1935 geheiratet. Nach dem Studium waren Evelynes Eltern nach Berlin gezogen. Die Familie wohnte in der Badenschen Straße 21 (Berlin-Wilmersdorf) in einer geräumigen 5-Zimmer-Wohnung. Im selben Haus wohnte auch die Großmutter väterlicherseits.

Evelynes Mutter wurde 1941 zur Zwangsarbeit verpflichtet. Um der drohenden Deportation zu entgehen, konvertierte Edith Jacob noch 1942 zum Katholizismus. Doch gegen die unerbittliche Rassenideologie der Nationalsozialisten bot eine Konversion keinen Schutz. Im Februar 1943 wurde Evelynes Mutter zusammen mit ihrer damals dreijährigen Tochter verhaftet und in das Sammellager „Große Hamburger Straße“ verschleppt. Evelynes Vater wurde am 10. März 1943 wegen des Vorwurfs der "Urkundenfälschung" in das Gefängnis Plötzensee eingeliefert. Ein Sondergericht verurteilte ihn deswegen im April zu sechs Monaten Haft, die allerdings durch die Deportation Hugos unterbrochen wurde.

Während seiner Haft in Plötzensee verwies Evelynes Vater mehrfach auf ein schwebendes Abstammungsverfahren, in dem er versuchte, seine Adoption und damit seine eigentlich „arische“ Abstammung nachzuweisen. Ob das Verfahren mit dem Vorwurf der "Urkundenfälschung" in Zusammenhang stand, ist nicht bekannt. Dieser letzte Versuch, sich und vielleicht wenigstens seine Tochter zu retten, blieb vergeblich.

Evelyne Jacob (der aufgrund der Namensänderungsverordnungen der Nazis von 1938 bei der Geburt der (Zwangs)Name Tana* gegeben werden musste), wurde gemeinsam mit ihren Eltern am 17. Mai 1943 vom Bahnhof Putlitzstraße in Berlin-Moabit mit dem sogenannten „38. Osttransport“ deportiert. Neben der jungen Familie wurden 392 weitere Menschen mit dem Transport nach Auschwitz verschleppt. Zwei Tage nach Abfahrt kam der Transport im Vernichtungslager an. Es ist nahezu sicher, dass Evelyne als Kleinkind gemeinsam mit ihrer Mutter dort in den sofortigen Tod geschickt wurde. Auch von Evelynes Vater verliert sich jede weitere Spur in Auschwitz.


 

* In allen einschlägigen Datenbanken ist sie mit dem Namen Tana verzeichnet, ihr eigentlicher Vorname aber war Evelyne, wie von Angehörigen mitgeteilt und durch die Widerstandskämpferin und renommierte Journalistin/Autorin Ruth Andreas-Friedrich in ihrem Buch „Berlin Underground, 1938-1945“. Paragon House Publishers, 1989 verbürgt.