Hedwig Engel née Heymann

Location 
Bergmannstraße 30
Historical name
Bergmannstraße 30
District
Kreuzberg
Stone was laid
16 November 2015
Born
05 June 1874 in Hinzendorf (Pommern) / Sowno
Deportation
on 09 September 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 29 September 1942 to Treblinka
Murdered
in Treblinka

Hedwig Engel kam am 5. Juni 1874 in Hinzendorf (heute: Sowno / Polen) im Kreis Naugard als Tochter des Kaufmanns Carl Heymann (geb. 1830) und seiner Frau Flora, geb. Cohn (geb. 1838) zur Welt. Die Familie siedelte um die Jahrhundertwende nach Berlin über und lebte fortan im Stadtteil Friedrichshain, zuerst in der Landsberger Straße, danach für viele Jahre in der Palisadenstraße 4. Bereits im Jahr 1903 verstarb die Mutter von Hedwig Engel und ihren Geschwistern, deren Lebensweg sich zum Teil nachvollziehen lässt.<br />
Eine Schwester von Hedwig Engel, Margarete Heymann (geb. 1872), machte sich als unverheiratete Frau selbstständig und führte ab 1908 eine Putzwarenhandlung (modische Accessoires, wie Borten und Spitzen) – für die damalige Zeit eine sicher eher seltene Emanzipationsleistung. Im Alter von 37 Jahren heiratete die Schwester den Kaufmann Otto Riesenfeld.<br />
Willy Heymann, ein jüngerer Bruder Hedwig Engels, hatte 1905 Hedwig Arnsdorf geheiratet, mit der er den gemeinsamen Sohn Werner (geb. 1909) hatte. Er hatte zehn Jahre lang bei dem Kinderkonfektionär Max Seldis am Hausvogteiplatz – bekannt durch seine Werbung für „Backfisch-Mäntel“ – gearbeitet, als er infolge eines Herzschlags am 15. September 1914 verstarb. Sechs Jahre später heiratete seine Witwe den Kaufmann Julius Pese. Unter dem Namen Werner Pese Heymann emigrierte der Sohn von Willy Heymann mit seiner Frau Recha Mitte der 1930er Jahre in die USA und konnte 1938 auch seine Mutter nachholen, wo sie in New York eine neue Heimat fanden.<br />
Ein weiterer Bruder von Hedwig Engel hieß Julius (geb. 1879). Er lebte als Zeichner und Kunstmaler mit seiner Frau Meta, geb. Lewin, in Prenzlauer Berg. Acht Monate nach dem Tod seiner Frau im Dezember 1941 wurde Julius Heymann nach Theresienstadt deportiert, wo er am 13. August 1944, wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag, ums Leben kam.<br />
Hedwig Heymann selbst hatte am 24. Mai 1912 den Kaufmann Alfred Engel geheiratet. Dieser war zuvor offensichtlich mit einer weiteren Schwester aus der Familie verheiratet gewesen. Sie war ein Jahr zuvor in Zanow (polnisch Sianow) im Kreis Schlawe verstorben. Dorthin folgte auch Hedwig Engel ihrem Mann, mit dem sie später noch einige Jahre in Kolberg (Kolobrzeg) lebte, bis dieser im Jahr 1930 dort verstarb. <br />
In den 1930er Jahren kehrte Hedwig Engel zurück nach Berlin. Ihre Schwester Margarete hatte um 1932 ihr Geschäft von der Zossener Straße in die nahe gelegene Bergmannstraße 30 am Marheineckeplatz verlegt, wo sie im selben Haus mit ihrem Mann Otto Riesenfeld lebte. Dieser verstarb am 13. September 1938 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße nach einem Schlaganfall. Spätestens ab diesem Zeitpunkt lebte Hedwig Engel mit ihrer Schwester in deren Wohnung. Nachdem die Schwester ihr Geschäft hatte aufgeben müssen, vermieteten die Schwestern zur Sicherung des Lebensunterhalts zwei Zimmer der Wohnung an Untermieter, wofür sie im Jüdischen Nachrichtenblatt Anzeigen schalteten.<br />
Am 9. September 1942 wurde Hedwig Engel gemeinsam mit ihrer Schwester nach Theresienstadt deportiert. Dort trafen sie wohl auch ihren Bruder Julius Heymann wieder, der einen Monat zuvor, am 6. August 1942, von Berlin nach Theresienstadt verschleppt worden war. Nur knapp drei Wochen später führte der gemeinsame Leidensweg der Schwestern Heymann weiter auf einen Transport nach Treblinka. Dort wurden Hedwig Engel und ihre Schwester Margarete ermordet.

Hedwig Engel kam am 5. Juni 1874 in Hinzendorf (heute: Sowno / Polen) im Kreis Naugard als Tochter des Kaufmanns Carl Heymann (geb. 1830) und seiner Frau Flora, geb. Cohn (geb. 1838) zur Welt. Die Familie siedelte um die Jahrhundertwende nach Berlin über und lebte fortan im Stadtteil Friedrichshain, zuerst in der Landsberger Straße, danach für viele Jahre in der Palisadenstraße 4. Bereits im Jahr 1903 verstarb die Mutter von Hedwig Engel und ihren Geschwistern, deren Lebensweg sich zum Teil nachvollziehen lässt.
Eine Schwester von Hedwig Engel, Margarete Heymann (geb. 1872), machte sich als unverheiratete Frau selbstständig und führte ab 1908 eine Putzwarenhandlung (modische Accessoires, wie Borten und Spitzen) – für die damalige Zeit eine sicher eher seltene Emanzipationsleistung. Im Alter von 37 Jahren heiratete die Schwester den Kaufmann Otto Riesenfeld.
Willy Heymann, ein jüngerer Bruder Hedwig Engels, hatte 1905 Hedwig Arnsdorf geheiratet, mit der er den gemeinsamen Sohn Werner (geb. 1909) hatte. Er hatte zehn Jahre lang bei dem Kinderkonfektionär Max Seldis am Hausvogteiplatz – bekannt durch seine Werbung für „Backfisch-Mäntel“ – gearbeitet, als er infolge eines Herzschlags am 15. September 1914 verstarb. Sechs Jahre später heiratete seine Witwe den Kaufmann Julius Pese. Unter dem Namen Werner Pese Heymann emigrierte der Sohn von Willy Heymann mit seiner Frau Recha Mitte der 1930er Jahre in die USA und konnte 1938 auch seine Mutter nachholen, wo sie in New York eine neue Heimat fanden.
Ein weiterer Bruder von Hedwig Engel hieß Julius (geb. 1879). Er lebte als Zeichner und Kunstmaler mit seiner Frau Meta, geb. Lewin, in Prenzlauer Berg. Acht Monate nach dem Tod seiner Frau im Dezember 1941 wurde Julius Heymann nach Theresienstadt deportiert, wo er am 13. August 1944, wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag, ums Leben kam.
Hedwig Heymann selbst hatte am 24. Mai 1912 den Kaufmann Alfred Engel geheiratet. Dieser war zuvor offensichtlich mit einer weiteren Schwester aus der Familie verheiratet gewesen. Sie war ein Jahr zuvor in Zanow (polnisch Sianow) im Kreis Schlawe verstorben. Dorthin folgte auch Hedwig Engel ihrem Mann, mit dem sie später noch einige Jahre in Kolberg (Kolobrzeg) lebte, bis dieser im Jahr 1930 dort verstarb.
In den 1930er Jahren kehrte Hedwig Engel zurück nach Berlin. Ihre Schwester Margarete hatte um 1932 ihr Geschäft von der Zossener Straße in die nahe gelegene Bergmannstraße 30 am Marheineckeplatz verlegt, wo sie im selben Haus mit ihrem Mann Otto Riesenfeld lebte. Dieser verstarb am 13. September 1938 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße nach einem Schlaganfall. Spätestens ab diesem Zeitpunkt lebte Hedwig Engel mit ihrer Schwester in deren Wohnung. Nachdem die Schwester ihr Geschäft hatte aufgeben müssen, vermieteten die Schwestern zur Sicherung des Lebensunterhalts zwei Zimmer der Wohnung an Untermieter, wofür sie im Jüdischen Nachrichtenblatt Anzeigen schalteten.
Am 9. September 1942 wurde Hedwig Engel gemeinsam mit ihrer Schwester nach Theresienstadt deportiert. Dort trafen sie wohl auch ihren Bruder Julius Heymann wieder, der einen Monat zuvor, am 6. August 1942, von Berlin nach Theresienstadt verschleppt worden war. Nur knapp drei Wochen später führte der gemeinsame Leidensweg der Schwestern Heymann weiter auf einen Transport nach Treblinka. Dort wurden Hedwig Engel und ihre Schwester Margarete ermordet.