Martin Toeplitz

Location 
Elßholzstr. 30 -33
District
Schöneberg
Stone was laid
11 November 2010
Born
24 May 1886 in Crone an der Brahe / Koronowo
Occupation
Jurist
Deportation
on 26 September 1942 to Raasiku
Murdered
in Raasiku

Martin Toeplitz wurde am 24. Mai 1886 als Sohn des Geheimrates Oskar Toeplitz und seiner Frau Eveline, geb. Frankenstein, in Crone an der Brahe in der preußischen Provinz Posen (heute: Koronowo / Polen) geboren. Er absolvierte das Jura-Studium in Berlin und wurde nach dem 1. Staatsexamen 1910 ins Referendariat übernommen, das er 1914 abschloss. Während des Ersten Weltkrieges war er Hilfsrichter in verschiedenen Amtsgerichten. 1919–1921 arbeitete er als Justiziar u.a. für die Reichsver-sicherungsanstalt für Angestellte. Im April 1921 kehrte Toeplitz als Gerichtsrat in den staatlichen Justizdienst zurück und kam an das Amtsgericht Berlin-Mitte. Er lebte mit seiner 1864 im schlesischen Waldenburg geborenen – inzwischen verwitweten – Mutter in den 1920er Jahren in der Charlottenburger Pestalozzistraße 57. 1922 wechselte er zum Landgericht und im September 1930 zum Kammergericht. 1932 wurde ihm dienstlich bescheinigt, er sei ein „befähigter Richter von großen theoretischen Kenntnissen, mit denen er praktisches Verständnis verbindet“. Deshalb übernahm er Anfang 1933 eine neue Verantwortung im 22. Zivilsenat.<br />
<br />
Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erfolgte im April 1933 die zwangsweise Beurlaubung und – vermutlich auf eigenen Antrag, um einer Versetzung an ein Gericht außerhalb Berlins zu entgehen – im November 1933 die Entlassung mit Ruhegehalt. Wie Martin Toeplitz mit seiner alten Mutter die nächsten Jahre verbrachte, ist nicht bekannt. Mutter und Sohn mussten nach Kriegsbeginn in die Charlottenburger Schloßstraße 64 umziehen. Mitte September 1942 wurde Martin Toeplitz von der Gestapo abgeholt und in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 gebracht. Von hier aus erfolgte am 26. September 1942 die Deportation mit 1.049 Menschen über den Güterbahnhof Moabit-Putlitzbrücke Richtung Riga. Angehängt war auch ein Deportationszug, der zwei Tage zuvor in Frankfurt am Main gestartet war. Der Zug endete am 31. September 1942 im estnischen Raasiku, 20 km von Tallinn an der Ostsee, wo die deutsche Besatzungsmacht Zwangsarbeiter benötigte. Am Bahnhof erfolgte die Selektion, die meisten Menschen – unter ihnen vermutlich auch der 56jährige Martin Toeplitz – wurden in Bussen in die Dünen bei Kalevi-Liiva gebracht, dort erschossen und in Massengräbern verscharrt. <br />
<br />
Eveline Toeplitz, die Mutter, wurde am 5. November 1942 mit dem „72. Alterstransport“ mit 100 älteren Menschen nach Theresienstadt deportiert und starb dort im Alter von 78 Jahren am 20. Februar 1943. <br />
<br />
Am 19. Juni 1944 erfolgte die endgültige Auflösung des Kontos von Martin Toeplitz bei der Deutschen Bank.<br />
<br />
Am 11. November 2010 wurden, verbunden mit einer Ansprache von Monika Nöhre, der Präsidentin des Kammergerichtes Berlin, für Martin Toeplitz und vier weitere jüdische Richter des Kammergerichtes, die deportiert und ermordet wurden, Stolpersteine verlegt.

Martin Toeplitz wurde am 24. Mai 1886 als Sohn des Geheimrates Oskar Toeplitz und seiner Frau Eveline, geb. Frankenstein, in Crone an der Brahe in der preußischen Provinz Posen (heute: Koronowo / Polen) geboren. Er absolvierte das Jura-Studium in Berlin und wurde nach dem 1. Staatsexamen 1910 ins Referendariat übernommen, das er 1914 abschloss. Während des Ersten Weltkrieges war er Hilfsrichter in verschiedenen Amtsgerichten. 1919–1921 arbeitete er als Justiziar u.a. für die Reichsver-sicherungsanstalt für Angestellte. Im April 1921 kehrte Toeplitz als Gerichtsrat in den staatlichen Justizdienst zurück und kam an das Amtsgericht Berlin-Mitte. Er lebte mit seiner 1864 im schlesischen Waldenburg geborenen – inzwischen verwitweten – Mutter in den 1920er Jahren in der Charlottenburger Pestalozzistraße 57. 1922 wechselte er zum Landgericht und im September 1930 zum Kammergericht. 1932 wurde ihm dienstlich bescheinigt, er sei ein „befähigter Richter von großen theoretischen Kenntnissen, mit denen er praktisches Verständnis verbindet“. Deshalb übernahm er Anfang 1933 eine neue Verantwortung im 22. Zivilsenat.

Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erfolgte im April 1933 die zwangsweise Beurlaubung und – vermutlich auf eigenen Antrag, um einer Versetzung an ein Gericht außerhalb Berlins zu entgehen – im November 1933 die Entlassung mit Ruhegehalt. Wie Martin Toeplitz mit seiner alten Mutter die nächsten Jahre verbrachte, ist nicht bekannt. Mutter und Sohn mussten nach Kriegsbeginn in die Charlottenburger Schloßstraße 64 umziehen. Mitte September 1942 wurde Martin Toeplitz von der Gestapo abgeholt und in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 gebracht. Von hier aus erfolgte am 26. September 1942 die Deportation mit 1.049 Menschen über den Güterbahnhof Moabit-Putlitzbrücke Richtung Riga. Angehängt war auch ein Deportationszug, der zwei Tage zuvor in Frankfurt am Main gestartet war. Der Zug endete am 31. September 1942 im estnischen Raasiku, 20 km von Tallinn an der Ostsee, wo die deutsche Besatzungsmacht Zwangsarbeiter benötigte. Am Bahnhof erfolgte die Selektion, die meisten Menschen – unter ihnen vermutlich auch der 56jährige Martin Toeplitz – wurden in Bussen in die Dünen bei Kalevi-Liiva gebracht, dort erschossen und in Massengräbern verscharrt.

Eveline Toeplitz, die Mutter, wurde am 5. November 1942 mit dem „72. Alterstransport“ mit 100 älteren Menschen nach Theresienstadt deportiert und starb dort im Alter von 78 Jahren am 20. Februar 1943.

Am 19. Juni 1944 erfolgte die endgültige Auflösung des Kontos von Martin Toeplitz bei der Deutschen Bank.

Am 11. November 2010 wurden, verbunden mit einer Ansprache von Monika Nöhre, der Präsidentin des Kammergerichtes Berlin, für Martin Toeplitz und vier weitere jüdische Richter des Kammergerichtes, die deportiert und ermordet wurden, Stolpersteine verlegt.