Hedwig Brühl née Wasser

Location 
Freisinger Str. 5 a
District
Schöneberg
Stone was laid
December 2007
Born
07 May 1890 in Krotoschin (Posen) / Krotoszyn
Forced Labour
Arbeiterin (der Firma Auto Kabel GmbH, Gneisenaustraße 33)
Deportation
on 12 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Hedwig Wasser wurde am 7. Mai 1890 in Krotoschin in der preußischen Provinz Posen (heute: Krotoszyn / Polen) geboren. Krotoschin hatte 1890 42.971 Einwohner, davon waren 28.293 Katholiken, 13.354 Protestanten und 1.320 Juden. <br />
<br />
In Berlin heiratete Hedwig Wasser den Chemiker Dr. Ernst Brühl. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, die Tochter Rose Beate und den Sohn Clemens. Seit 1914 wohnte die Familie in einer Vierzimmer-Wohnung in der Freisinger Straße 5a. Die Wohnung befand sich in der vierten Etage, mit Heizung, Warmwasser, Balkon, und kostete monatlich 143,– RM Miete. Das Haus hatte einen Fahrstuhl – also ein gutbürgerliches Wohnen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört, heute steht hier ein Neubau.<br />
<br />
Ernst Brühl, zuletzt als Wirtschaftsprüfer tätig, starb Ende der 1930er Jahre: 1939 ist Hedwig Brühl als Witwe im Berliner Adressbuch verzeichnet. <br />
<br />
Die Kinder konnten gerettet werden: Die Tochter Rose Beate wurde mit einem Kindertransport nach England geschickt, der Sohn Clemens floh in die Niederlande. <br />
<br />
Aus der Freisinger Straße 5a wurden mehr als 30 Menschen deportiert. Eigentümerin von Nr. 5 und 5a war Anna Lossos, eine Jüdin, die mit ihrer Familie nach Großbritannien entkommen konnte und 1953 in London gestorben ist. <br />
<br />
Hedwig Brühl teilte ihre Wohnung mit zwei Ehepaaren: Moses und Charlotte Goldschmidt und Adolf und Erna Herbst. Sie musste Zwangsarbeit bei der Firma Auto Kabel GmbH in Kreuzberg, Gneisenaustraße 33, leisten. Ihr wöchentlicher Lohn betrug ca. 25,– RM.<br />
<br />
Ihre beiden Schwägerinnen, Hedwig Simon-Fechheimer und Margarete Brühl, die in der Heilbronner Straße 8 wohnten, nahmen sich 1942 vor der Deportation das Leben. Hedwig Brühl veröffentlichte im Jüdischen Nachrichtenblatt für jede der Schwägerinnen eine Todesanzeige. <br />
<br />
Am 6. Januar 1943 musste Hedwig Brühl zusammen mit ihren Untermietern die Wohnung verlassen und wurde in die Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße gebracht. Einen Tag später füllte sie ihre Vermögenserklärung aus. Am 12. Januar 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Von den über 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern dieses Transports bekamen nur 127 Männer eine Nummer und wurden in das Lager eingewiesen. Alle anderen wurden (mit großer Sicherheit) sofort in den Gaskammern ermordet. <br />
<br />
Am 27. April 1943 wurden die Möbel der Wohnung bewertet (1.082,– RM) und anschließend verkauft. Otto Bauer, der langjährige Hausverwalter, mahnte am 30. April 1943 bei der Vermögensverwertungsstelle den Mietausfall an und schrieb außerdem: „Gleichzeitig bemerke ich noch, dass bei dem Ausräumen der Möbel und Sachen der evakuierten Juden durch den Aufkäufer Unrat, altes Papier, leere Flaschen usw. ungefähr im Umfang einer Fuhre zurückgeblieben ist, der besonders entfernt werden muss. Die dadurch entstehenden Kosten melde ich gleichzeitig an. Die Höhe der Unkosten werde ich noch angeben.“<br />
<br />
Clemens Brühl ist vor einigen Jahren in Amsterdam gestorben, er hatte keine Kinder. Rose Beate Brühl heiratete, die Enkel und Urenkel von Hedwig Brühl leben in England.

Hedwig Wasser wurde am 7. Mai 1890 in Krotoschin in der preußischen Provinz Posen (heute: Krotoszyn / Polen) geboren. Krotoschin hatte 1890 42.971 Einwohner, davon waren 28.293 Katholiken, 13.354 Protestanten und 1.320 Juden.

In Berlin heiratete Hedwig Wasser den Chemiker Dr. Ernst Brühl. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, die Tochter Rose Beate und den Sohn Clemens. Seit 1914 wohnte die Familie in einer Vierzimmer-Wohnung in der Freisinger Straße 5a. Die Wohnung befand sich in der vierten Etage, mit Heizung, Warmwasser, Balkon, und kostete monatlich 143,– RM Miete. Das Haus hatte einen Fahrstuhl – also ein gutbürgerliches Wohnen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört, heute steht hier ein Neubau.

Ernst Brühl, zuletzt als Wirtschaftsprüfer tätig, starb Ende der 1930er Jahre: 1939 ist Hedwig Brühl als Witwe im Berliner Adressbuch verzeichnet.

Die Kinder konnten gerettet werden: Die Tochter Rose Beate wurde mit einem Kindertransport nach England geschickt, der Sohn Clemens floh in die Niederlande.

Aus der Freisinger Straße 5a wurden mehr als 30 Menschen deportiert. Eigentümerin von Nr. 5 und 5a war Anna Lossos, eine Jüdin, die mit ihrer Familie nach Großbritannien entkommen konnte und 1953 in London gestorben ist.

Hedwig Brühl teilte ihre Wohnung mit zwei Ehepaaren: Moses und Charlotte Goldschmidt und Adolf und Erna Herbst. Sie musste Zwangsarbeit bei der Firma Auto Kabel GmbH in Kreuzberg, Gneisenaustraße 33, leisten. Ihr wöchentlicher Lohn betrug ca. 25,– RM.

Ihre beiden Schwägerinnen, Hedwig Simon-Fechheimer und Margarete Brühl, die in der Heilbronner Straße 8 wohnten, nahmen sich 1942 vor der Deportation das Leben. Hedwig Brühl veröffentlichte im Jüdischen Nachrichtenblatt für jede der Schwägerinnen eine Todesanzeige.

Am 6. Januar 1943 musste Hedwig Brühl zusammen mit ihren Untermietern die Wohnung verlassen und wurde in die Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße gebracht. Einen Tag später füllte sie ihre Vermögenserklärung aus. Am 12. Januar 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Von den über 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern dieses Transports bekamen nur 127 Männer eine Nummer und wurden in das Lager eingewiesen. Alle anderen wurden (mit großer Sicherheit) sofort in den Gaskammern ermordet.

Am 27. April 1943 wurden die Möbel der Wohnung bewertet (1.082,– RM) und anschließend verkauft. Otto Bauer, der langjährige Hausverwalter, mahnte am 30. April 1943 bei der Vermögensverwertungsstelle den Mietausfall an und schrieb außerdem: „Gleichzeitig bemerke ich noch, dass bei dem Ausräumen der Möbel und Sachen der evakuierten Juden durch den Aufkäufer Unrat, altes Papier, leere Flaschen usw. ungefähr im Umfang einer Fuhre zurückgeblieben ist, der besonders entfernt werden muss. Die dadurch entstehenden Kosten melde ich gleichzeitig an. Die Höhe der Unkosten werde ich noch angeben.“

Clemens Brühl ist vor einigen Jahren in Amsterdam gestorben, er hatte keine Kinder. Rose Beate Brühl heiratete, die Enkel und Urenkel von Hedwig Brühl leben in England.