Ruth Agnes Veit Simon

Location 
Rothenburgstraße 18
District
Steglitz
Stone was laid
08 June 2004
Born
03 January 1914 in Berlin
Deportation
on 07 July 1942 to Theresienstadt
Dead
26 July 1943 in Theresienstadt

Ruth Agnes Veit Simon war Schülerin der Auguste-Viktoria-Schule, des späteren Fichtenberg-Gymnasiums. Sie wohnte mit ihren Eltern und Geschwistern am Hindenburgdamm 11 (Lichterfelde). Ein zweiter Stolperstein ist dort verlegt.<br />
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Ruth Agnes Veit Simon, geboren am 3. Januar 1914, war die Tochter des jüdischen Rechtsanwalts und Notars Heinrich Veit Simon und von Irmgard Veit Simon, geb. Gabriel. Der zweite Nachname, Veit, geht auf eine Familientradition zurück, die ihren Ursprung im frühen 19. Jahrhundert hat. 1816 heiratete Hermann Simon Henriette Veit, eine Erbin des Bankhauses Gebrüder Veit. In der folgenden Generation gaben manche ihren männlichen Nachkommen ebenfalls den Namen Veit, wieder später erhielten ihn zum Teil auch die weiblichen Nachkommen. Es heißt, Hermann Simons Enkelsohn Herman Veit Simon habe damals beantragt, beide Namen als Familiennamen mit einem Bindestrich offiziell anerkennen zu lassen, das sei ihm verweigert worden. Ob offiziell anerkannt oder nicht - die Familie war als die Veit Simons bekannt. Heinrich und Irmgard Veit Simon, die Eltern von Ruth, gaben den Doppelnamen jedenfalls an alle sechs Kinder weiter. Ruths Mutter Irmgard hatte keine jüdischen Wurzeln.<br />
<br />
Ruth hatte also fünf Geschwister: Harro Herman (*1911), Ulla Phillipine (*1915), Rolf Gabriel (*1916), Etta Ottilie (*1918) und Judith Leonore (*1925). Sie besuchte die Studienanstalt der Auguste-Viktoria-Schule 5½ Jahre bis zu ihrem Abitur am 26. Februar 1932. Ein Jahr zuvor war sie nicht in die Oberprima versetzt worden, hatte die Schule für ein halbes Jahr verlassen und - eine damals übliche Praxis - den Stoff der Unter- wie der halben Oberprima privat erarbeitet, um eine Prüfung zur Wiederaufnahme in die alte Klasse an derselben Schule ablegen zu können. Im Konferenzbuch lautet das Protokoll der Klassenkonferenz vom 30. Oktober 1931: Die Lehrkräfte der OIb StA beschließen, die frühere Schülerin Ruth Simon wieder aufzunehmen aufgrund der schriftl. u. mündl. Prüfüngsergebnisse, u. weil zu erwarten ist, daß die Genannte bei ihrer guten Veranlagung die Reifeprüfung zu Ostern 1932 bestehen wird. Neumann.<br />
<br />
Für ihr künstlerisches Talent spricht, dass sie Mitte der 1930er Jahre Illustratorin mindestens eines Kinderbuches wurde (Die bunte Schüssel - Ein jüdisches Kinderbuch zum Lesen und Malen, herausgegeben von Erwin Löwe, Berlin 1936). Sie hat wohl nach dem Verlassen der Schule an der privaten, gleichsam aber renommierten Reimann-Schule für Kunst bzw. Kunstgewerbe weiter gelernt.<br />
<br />
Ruth war nach den Rasse-Definitionen der Nationalsozialisten Geltungsjüdin. Ihr Vater konnte als Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges noch bis zum allgemeinen Berufsverbot für Juden 1938 als Anwalt arbeiten. Danach durfte er sich nur noch Konsulent nennen und nur noch Nichtarier vertreten. Da er keiner privilegierten Mischehe angehörte - seine Kinder waren jüdisch erzogen worden -, musste er ebenso wie seine Kinder den Stern tragen. Ruth und mindestens ihre Schwester Etta leisteten Zwangsarbeit bei Zeiss-Ikon in Zehlendorf. Heinrich Veit Simon starb am 18. Mai 1942, nach den Erinnerungen des Gefängnispfarrers Harald Poelchau in Polizeigewahrsam. Demnach war ein Fluchtversuch der Mädchen mit falschen Papieren gescheitert, woraufhin er mit ihnen verhaftet wurde. <br />
<br />
Am 7. Juli 1942 wurden die beiden über das Sammellager Große Hamburger Straße 26 nach Theresienstadt deportiert, ebenso wie kurze Zeit später ihre Großmutter Hedwig und ihre Tanten Eva und Katharina Simon. Die drei Frauen wohnten zusammen in der Dahlemer Gelfertstraße, seit die Tanten 1938 aus ihrem Gutshof in Gransee vertrieben worden waren. <br />
<br />
Die arische Mutter blieb allein zurück. Ein Jahr später, am 26. Juli 1943, starb Ruth Veit Simon in Theresienstadt. Sie war 29 Jahre alt. Ihre Schwester Etta überlebte als einzige der deportierten Familienangehörigen das Lager. Der jüngere der beiden Brüder starb in Auschwitz. Die älteren Geschwister konnten emigrieren.

Ruth Agnes Veit Simon war Schülerin der Auguste-Viktoria-Schule, des späteren Fichtenberg-Gymnasiums. Sie wohnte mit ihren Eltern und Geschwistern am Hindenburgdamm 11 (Lichterfelde). Ein zweiter Stolperstein ist dort verlegt.

Ruth Agnes Veit Simon, geboren am 3. Januar 1914, war die Tochter des jüdischen Rechtsanwalts und Notars Heinrich Veit Simon und von Irmgard Veit Simon, geb. Gabriel. Der zweite Nachname, Veit, geht auf eine Familientradition zurück, die ihren Ursprung im frühen 19. Jahrhundert hat. 1816 heiratete Hermann Simon Henriette Veit, eine Erbin des Bankhauses Gebrüder Veit. In der folgenden Generation gaben manche ihren männlichen Nachkommen ebenfalls den Namen Veit, wieder später erhielten ihn zum Teil auch die weiblichen Nachkommen. Es heißt, Hermann Simons Enkelsohn Herman Veit Simon habe damals beantragt, beide Namen als Familiennamen mit einem Bindestrich offiziell anerkennen zu lassen, das sei ihm verweigert worden. Ob offiziell anerkannt oder nicht - die Familie war als die Veit Simons bekannt. Heinrich und Irmgard Veit Simon, die Eltern von Ruth, gaben den Doppelnamen jedenfalls an alle sechs Kinder weiter. Ruths Mutter Irmgard hatte keine jüdischen Wurzeln.

Ruth hatte also fünf Geschwister: Harro Herman (*1911), Ulla Phillipine (*1915), Rolf Gabriel (*1916), Etta Ottilie (*1918) und Judith Leonore (*1925). Sie besuchte die Studienanstalt der Auguste-Viktoria-Schule 5½ Jahre bis zu ihrem Abitur am 26. Februar 1932. Ein Jahr zuvor war sie nicht in die Oberprima versetzt worden, hatte die Schule für ein halbes Jahr verlassen und - eine damals übliche Praxis - den Stoff der Unter- wie der halben Oberprima privat erarbeitet, um eine Prüfung zur Wiederaufnahme in die alte Klasse an derselben Schule ablegen zu können. Im Konferenzbuch lautet das Protokoll der Klassenkonferenz vom 30. Oktober 1931: Die Lehrkräfte der OIb StA beschließen, die frühere Schülerin Ruth Simon wieder aufzunehmen aufgrund der schriftl. u. mündl. Prüfüngsergebnisse, u. weil zu erwarten ist, daß die Genannte bei ihrer guten Veranlagung die Reifeprüfung zu Ostern 1932 bestehen wird. Neumann.

Für ihr künstlerisches Talent spricht, dass sie Mitte der 1930er Jahre Illustratorin mindestens eines Kinderbuches wurde (Die bunte Schüssel - Ein jüdisches Kinderbuch zum Lesen und Malen, herausgegeben von Erwin Löwe, Berlin 1936). Sie hat wohl nach dem Verlassen der Schule an der privaten, gleichsam aber renommierten Reimann-Schule für Kunst bzw. Kunstgewerbe weiter gelernt.

Ruth war nach den Rasse-Definitionen der Nationalsozialisten Geltungsjüdin. Ihr Vater konnte als Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges noch bis zum allgemeinen Berufsverbot für Juden 1938 als Anwalt arbeiten. Danach durfte er sich nur noch Konsulent nennen und nur noch Nichtarier vertreten. Da er keiner privilegierten Mischehe angehörte - seine Kinder waren jüdisch erzogen worden -, musste er ebenso wie seine Kinder den Stern tragen. Ruth und mindestens ihre Schwester Etta leisteten Zwangsarbeit bei Zeiss-Ikon in Zehlendorf. Heinrich Veit Simon starb am 18. Mai 1942, nach den Erinnerungen des Gefängnispfarrers Harald Poelchau in Polizeigewahrsam. Demnach war ein Fluchtversuch der Mädchen mit falschen Papieren gescheitert, woraufhin er mit ihnen verhaftet wurde.

Am 7. Juli 1942 wurden die beiden über das Sammellager Große Hamburger Straße 26 nach Theresienstadt deportiert, ebenso wie kurze Zeit später ihre Großmutter Hedwig und ihre Tanten Eva und Katharina Simon. Die drei Frauen wohnten zusammen in der Dahlemer Gelfertstraße, seit die Tanten 1938 aus ihrem Gutshof in Gransee vertrieben worden waren.

Die arische Mutter blieb allein zurück. Ein Jahr später, am 26. Juli 1943, starb Ruth Veit Simon in Theresienstadt. Sie war 29 Jahre alt. Ihre Schwester Etta überlebte als einzige der deportierten Familienangehörigen das Lager. Der jüngere der beiden Brüder starb in Auschwitz. Die älteren Geschwister konnten emigrieren.