Charlotte Jacob née Meyer

Location 
Treskowstraße 1
District
Niederschönhausen
Stone was laid
12 September 2008
Born
23 May 1891 in Braunschweig
Occupation
Hausfrau
Escape into death
21 May 1940 in Berlin

Charlotte Jacob, geborene Meyer, wurde am 23. Mai 1891 in Braunschweig geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, auch nichts darüber, wie und wann sie ihren Mann, Leopold Jacob, kennenlernte und nach Berlin zog. Charlotte, fast zwanzig Jahre jünger als Leopold, war nicht jüdischen Glaubens, konvertierte jedoch vor ihrer Hochzeit zum Judentum.<br />
<br />
Die Familie lebte in Berlin-Niederschönhausen, in der Treskowstraße 1. Dort kamen auch die drei Kinder, Heinz (*17.09.1915), Gerda (*28.02.1919) und Willi (*17.09.1923) zur Welt.<br />
<br />
Charlottes Mann arbeitete in einem Fleischerladen, der in Familienbesitz war. Das Geschäft befand sich in der Oranienburger Straße, gegenüber der großen Synagoge. Wegen der Inflation musste sein Vater im Jahr 1923 den Laden verkaufen. Leopold konnte jedoch als Angestellter in dem Geschäft bis 1927 arbeiten, dann wurde er entlassen.<br />
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Aus der Not heraus machte sich Leopold Jacob selbstständig. Er kaufte eine Personenwaage und stellte sich mit ihr an verschiedenen Stellen Berlins auf, um vorübergehende Personen zu wiegen. Häufig wählte er seinen Standort am Eingang zum Schlosspark in Niederschönhausen. Mit diesem bescheidenen Verdienst bestritt er viele Jahre lang den Unterhalt der Familie. Charlotte, so wurde von einer Nachbarin berichtet, transportierte die große Waage mit dem Fahrrad zum Stellplatz.<br />
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Als die Lebensbedingungen für die jüdische Familie immer schlechter wurden, bemühten sich die Eltern, wenigstens zunächst ihre Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Gerda konnte nach England emigrieren und den beiden Jungen, Heinz (Zwi) und Willi (Seev), gelang es 1936 und 1938, nach Palästina auszuwandern. Da war Willi erst 15 Jahre alt.<br />
<br />
Bis zum Beginn des Krieges gab es einen regelmäßigen Briefwechsel zwischen Eltern und Kindern. So schrieb Charlotte Anfang 1939 an Willi: „Wenn es Wahrheit würde, dass ich meine lieben Kinder noch einmal sehen könnte. Ich habe solche Sehnsucht nach Euch. Das Leben ist so schrecklich inhaltslos geworden.“<br />
<br />
Was sich in den letzten Tagen des Lebens von Charlotte und Leopold Jacob zugetragen hatte, geht aus einem Bericht der Schwester Leopolds hervor, die den Holocaust überlebte.<br />
<br />
Am 20. Mai 1940, an seinem 67. Geburtstag, besuchte Leopold seine Schwester, die im Westen Berlins lebte. Er übernachtete bei ihr, weil er befürchtete, nicht mehr vor Beginn der Sperrstunde für Juden seine Wohnung in Pankow erreichen zu können. Diese Entscheidung konnte er jedoch seiner Frau nicht mitteilen, da die Familie ja kein Telefon besitzen durfte. Charlotte vermutete nun, dass ihr Mann von der Gestapo verhaftet worden war. Aus lauter Verzweiflung darüber nahm sie sich das Leben, obwohl sie als „Arierin“ – zumindest für sich selbst – eigentlich nichts zu befürchten hatte. Charlotte Jacob starb am 21. Mai 1940 mit 49 Jahren.<br />
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Als ihr Mann sie bei seiner Rückkehr tot auffand, wählte auch er den Freitod.<br />
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Charlotte und Leopold Jacob wurden auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt.

Charlotte Jacob, geborene Meyer, wurde am 23. Mai 1891 in Braunschweig geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, auch nichts darüber, wie und wann sie ihren Mann, Leopold Jacob, kennenlernte und nach Berlin zog. Charlotte, fast zwanzig Jahre jünger als Leopold, war nicht jüdischen Glaubens, konvertierte jedoch vor ihrer Hochzeit zum Judentum.

Die Familie lebte in Berlin-Niederschönhausen, in der Treskowstraße 1. Dort kamen auch die drei Kinder, Heinz (*17.09.1915), Gerda (*28.02.1919) und Willi (*17.09.1923) zur Welt.

Charlottes Mann arbeitete in einem Fleischerladen, der in Familienbesitz war. Das Geschäft befand sich in der Oranienburger Straße, gegenüber der großen Synagoge. Wegen der Inflation musste sein Vater im Jahr 1923 den Laden verkaufen. Leopold konnte jedoch als Angestellter in dem Geschäft bis 1927 arbeiten, dann wurde er entlassen.

Aus der Not heraus machte sich Leopold Jacob selbstständig. Er kaufte eine Personenwaage und stellte sich mit ihr an verschiedenen Stellen Berlins auf, um vorübergehende Personen zu wiegen. Häufig wählte er seinen Standort am Eingang zum Schlosspark in Niederschönhausen. Mit diesem bescheidenen Verdienst bestritt er viele Jahre lang den Unterhalt der Familie. Charlotte, so wurde von einer Nachbarin berichtet, transportierte die große Waage mit dem Fahrrad zum Stellplatz.

Als die Lebensbedingungen für die jüdische Familie immer schlechter wurden, bemühten sich die Eltern, wenigstens zunächst ihre Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Gerda konnte nach England emigrieren und den beiden Jungen, Heinz (Zwi) und Willi (Seev), gelang es 1936 und 1938, nach Palästina auszuwandern. Da war Willi erst 15 Jahre alt.

Bis zum Beginn des Krieges gab es einen regelmäßigen Briefwechsel zwischen Eltern und Kindern. So schrieb Charlotte Anfang 1939 an Willi: „Wenn es Wahrheit würde, dass ich meine lieben Kinder noch einmal sehen könnte. Ich habe solche Sehnsucht nach Euch. Das Leben ist so schrecklich inhaltslos geworden.“

Was sich in den letzten Tagen des Lebens von Charlotte und Leopold Jacob zugetragen hatte, geht aus einem Bericht der Schwester Leopolds hervor, die den Holocaust überlebte.

Am 20. Mai 1940, an seinem 67. Geburtstag, besuchte Leopold seine Schwester, die im Westen Berlins lebte. Er übernachtete bei ihr, weil er befürchtete, nicht mehr vor Beginn der Sperrstunde für Juden seine Wohnung in Pankow erreichen zu können. Diese Entscheidung konnte er jedoch seiner Frau nicht mitteilen, da die Familie ja kein Telefon besitzen durfte. Charlotte vermutete nun, dass ihr Mann von der Gestapo verhaftet worden war. Aus lauter Verzweiflung darüber nahm sie sich das Leben, obwohl sie als „Arierin“ – zumindest für sich selbst – eigentlich nichts zu befürchten hatte. Charlotte Jacob starb am 21. Mai 1940 mit 49 Jahren.

Als ihr Mann sie bei seiner Rückkehr tot auffand, wählte auch er den Freitod.

Charlotte und Leopold Jacob wurden auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt.