Leopold Jacob

Location 
Treskowstraße 1
District
Niederschönhausen
Stone was laid
12 September 2008
Born
20 May 1873 in Berlin
Occupation
Fleischer
Escape into death
21 May 1940 in Berlin

Leopold Jacob wurde am 20. 05. 1873 in Berlin geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er arbeitete in der familieneigenen Fleischerei des Vaters in der Oranienburger Straße, gegenüber der großen Synagoge.<br />
<br />
Leopold Jacob heiratete die fast zwanzig Jahre jüngere Charlotte Meyer, die zum jüdischen Glauben konvertierte. Die Familie lebte in Berlin-Niederschönhausen, in der Treskowstraße 1. Dort kamen auch die drei Kinder, Heinz (*17.09.1915), Gerda (*28.02.1919) und Willi (*17.09.1923) zur Welt.<br />
<br />
Während des 1. Weltkriegs kämpfte Leopold an der Front. Nach dem Krieg stieg er wieder in das Geschäft seines Vaters ein. Infolge der Inflation musste der Laden im Jahr 1923 verkauft werden. Leopold konnte jedoch als Angestellter bis 1927 dort arbeiten, dann wurde er entlassen.<br />
<br />
Aus der Not heraus machte sich Leopold Jacob selbstständig. Er kaufte eine Personenwaage und stellte sich mit ihr an verschiedenen Stellen Berlins auf, um vorübergehende Personen zu wiegen. Häufig wählte er seinen Standort am Eingang zum Schlosspark in Niederschönhausen. Mit diesem bescheidenen Verdienst bestritt er viele Jahre lang den Unterhalt der Familie. Seine Frau, so wurde von einer Nachbarin berichtet, transportierte die große Waage mit dem Fahrrad zum Stellplatz.<br />
<br />
Als die Lebensbedingungen für die jüdische Familie immer schlechter wurden, bemühten sich die Eltern, zunächst ihre Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Gerda konnte nach England emigrieren und den beiden Jungen, Heinz (Zwi) und Willi (Seev), gelang es 1936 und 1938 nach Palästina auszuwandern. Da war Willi erst 15 Jahre alt.<br />
<br />
Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs gab es einen regelmäßigen Briefwechsel zwischen Eltern und Kindern. Leopold versuchte alles, um eine Auswanderung zu erwirken und bat auch seine Kinder um Unterstützung. Durch den Beginn des Krieges wurde der Briefwechsel abgebrochen.<br />
<br />
Was sich in den letzten Tagen des Lebens von Charlotte und Leopold Jacob zugetragen hatte, geht aus einem Bericht von Leopolds Schwester hervor, die den Holocaust überlebte.<br />
<br />
Am 20. Mai 1940, an seinem 67. Geburtstag, besuchte Leopold seine Schwester, die im Westen Berlins lebte. Er übernachtete bei ihr, weil er befürchtete, nicht mehr vor Beginn der Sperrstunde für Juden seine Wohnung in Pankow erreichen zu können. Diese Entscheidung konnte er jedoch seiner Frau nicht mitteilen, da die Familie ja kein Telefon besitzen durfte. Charlotte vermutete nun, dass ihr Mann von der Gestapo verhaftet worden war. Aus lauter Verzweiflung darüber nahm sie sich das Leben.<br />
<br />
Als Leopold Jacob am nächsten Morgen seine Frau in der Wohnung tot auffand, entschied auch er sich für den Freitod.<br />
<br />
Leopold und Charlotte Jacob wurden auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt.

Leopold Jacob wurde am 20. 05. 1873 in Berlin geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er arbeitete in der familieneigenen Fleischerei des Vaters in der Oranienburger Straße, gegenüber der großen Synagoge.

Leopold Jacob heiratete die fast zwanzig Jahre jüngere Charlotte Meyer, die zum jüdischen Glauben konvertierte. Die Familie lebte in Berlin-Niederschönhausen, in der Treskowstraße 1. Dort kamen auch die drei Kinder, Heinz (*17.09.1915), Gerda (*28.02.1919) und Willi (*17.09.1923) zur Welt.

Während des 1. Weltkriegs kämpfte Leopold an der Front. Nach dem Krieg stieg er wieder in das Geschäft seines Vaters ein. Infolge der Inflation musste der Laden im Jahr 1923 verkauft werden. Leopold konnte jedoch als Angestellter bis 1927 dort arbeiten, dann wurde er entlassen.

Aus der Not heraus machte sich Leopold Jacob selbstständig. Er kaufte eine Personenwaage und stellte sich mit ihr an verschiedenen Stellen Berlins auf, um vorübergehende Personen zu wiegen. Häufig wählte er seinen Standort am Eingang zum Schlosspark in Niederschönhausen. Mit diesem bescheidenen Verdienst bestritt er viele Jahre lang den Unterhalt der Familie. Seine Frau, so wurde von einer Nachbarin berichtet, transportierte die große Waage mit dem Fahrrad zum Stellplatz.

Als die Lebensbedingungen für die jüdische Familie immer schlechter wurden, bemühten sich die Eltern, zunächst ihre Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Gerda konnte nach England emigrieren und den beiden Jungen, Heinz (Zwi) und Willi (Seev), gelang es 1936 und 1938 nach Palästina auszuwandern. Da war Willi erst 15 Jahre alt.

Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs gab es einen regelmäßigen Briefwechsel zwischen Eltern und Kindern. Leopold versuchte alles, um eine Auswanderung zu erwirken und bat auch seine Kinder um Unterstützung. Durch den Beginn des Krieges wurde der Briefwechsel abgebrochen.

Was sich in den letzten Tagen des Lebens von Charlotte und Leopold Jacob zugetragen hatte, geht aus einem Bericht von Leopolds Schwester hervor, die den Holocaust überlebte.

Am 20. Mai 1940, an seinem 67. Geburtstag, besuchte Leopold seine Schwester, die im Westen Berlins lebte. Er übernachtete bei ihr, weil er befürchtete, nicht mehr vor Beginn der Sperrstunde für Juden seine Wohnung in Pankow erreichen zu können. Diese Entscheidung konnte er jedoch seiner Frau nicht mitteilen, da die Familie ja kein Telefon besitzen durfte. Charlotte vermutete nun, dass ihr Mann von der Gestapo verhaftet worden war. Aus lauter Verzweiflung darüber nahm sie sich das Leben.

Als Leopold Jacob am nächsten Morgen seine Frau in der Wohnung tot auffand, entschied auch er sich für den Freitod.

Leopold und Charlotte Jacob wurden auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt.