Erna Hildegard Jaskulski née Manneberg

Location 
Bötzowstraße 10
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
20 August 2010
Born
11 January 1900 in Köln
Occupation
Schneiderin
Deportation
on 24 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 04 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
May 1942 in Chełmno / Kulmhof

Erna Hildegard Manneberg wurde am 11. Januar 1900 in Köln geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Erna im Köln der Zeit um die Jahrhundertwende haben sich keine Informationen erhalten. Auch nicht, ob Erna im Kreis von Geschwistern aufgewachsen ist. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der rheinischen Metropole, deren Mitglieder nicht unerheblich dazu beigetragen haben, dass sich Köln bis zum Ende des 19. Jahrhundert zu einem wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Deutschlands entwickelte.<br />
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Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt in den 1910er/1920er-Jahren verließ Erna als Jugendliche oder junge Erwachsene ihre Geburtsstadt und zog nach Berlin. Sie hatte eine Textillehre absolviert und arbeitete als Schneiderin in der Hauptstadt. Hier lernte sie auch ihren künftigen Ehemann Eugen Jaskulski kennen. Eugen stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die ursprünglich in Breslau (dem heutigen Wrocław) ansässig war. Sein Vater Wilhelm war mit seiner Mutter um die Jahrhundertwende nach Berlin gekommen. 1904 und 1905 wurden Eugen und sein jüngerer Bruder Herbert geboren. Nachdem er eine Ausbildung zum Zahntechniker absolviert hatte, aber den Beruf wegen eines Augenleidens nicht ausüben konnte, hatte Eugen 1927 die Käsehandlung seiner Großmutter mütterlicherseits übernommen, die diese unter ihrem Namen Henriette Rawack in der Markthalle am Alexanderplatz geführt hatte. In diesen Jahren müssen sich Erna und Eugen kennengelernt haben. 1931 heiratete das Paar, das eine gemeinsame Wohnung in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz bewohnte. Am 5. April 1932 kam mit ihrer Tochter Edith Klara das einzige Kind des Ehepaares zur Welt.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 sah sich Ernas Ehemann zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt. 1932/1933 musste er das Geschäft seiner Großmutter aufgeben und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Die Familie bezog 1934 eine nicht weit von der Palisadenstraße 96 entfernt gelegene Wohnung, wo sich Eugen ein Lager für den Käsehandel eingerichtet hatte, in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße).<br />
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Im April 1935 gelang es Ernas Schwager Herbert und dessen Ehefrau – die beiden hatten wenige Wochen zuvor in Berlin geheiratet –, Deutschland in Richtung des Mandatsgebietes Palästina zu verlassen. Erna, ihr Ehemann und ihre Tochter verblieben in Berlin. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, ob die Jaskulskis ebenfalls konkrete Pläne zur Auswanderung verfolgten. Falls sie es taten, so sollten diese scheitern. Im Jahr 1936 mussten Eugen Jaskulski den Käsehandel aufgeben, da dieser, in den Worten von Ernas Schwager, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte Eugen keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und das Ehepaar musste sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. 1937 waren Erna und Eugen Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezog die Familie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.<br />
<br />
Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Erna Jaskulski, ihren Ehemann und ihre zu diesem Zeitpunkt neunjährige Tochter vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.<br />
<br />
Bis zuletzt hatte Eugens Bruder mit der Familie Briefkontakt gehalten, bevor dieser 1941 abriss. Herbert und seine Frau sollten erst nach dem Krieg, als einzig bekannte Überlebende des Familienzweigs, vom Schicksal ihrer Familienangehörigen erfahren.

Erna Hildegard Manneberg wurde am 11. Januar 1900 in Köln geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Erna im Köln der Zeit um die Jahrhundertwende haben sich keine Informationen erhalten. Auch nicht, ob Erna im Kreis von Geschwistern aufgewachsen ist. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der rheinischen Metropole, deren Mitglieder nicht unerheblich dazu beigetragen haben, dass sich Köln bis zum Ende des 19. Jahrhundert zu einem wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Deutschlands entwickelte.

Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt in den 1910er/1920er-Jahren verließ Erna als Jugendliche oder junge Erwachsene ihre Geburtsstadt und zog nach Berlin. Sie hatte eine Textillehre absolviert und arbeitete als Schneiderin in der Hauptstadt. Hier lernte sie auch ihren künftigen Ehemann Eugen Jaskulski kennen. Eugen stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die ursprünglich in Breslau (dem heutigen Wrocław) ansässig war. Sein Vater Wilhelm war mit seiner Mutter um die Jahrhundertwende nach Berlin gekommen. 1904 und 1905 wurden Eugen und sein jüngerer Bruder Herbert geboren. Nachdem er eine Ausbildung zum Zahntechniker absolviert hatte, aber den Beruf wegen eines Augenleidens nicht ausüben konnte, hatte Eugen 1927 die Käsehandlung seiner Großmutter mütterlicherseits übernommen, die diese unter ihrem Namen Henriette Rawack in der Markthalle am Alexanderplatz geführt hatte. In diesen Jahren müssen sich Erna und Eugen kennengelernt haben. 1931 heiratete das Paar, das eine gemeinsame Wohnung in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz bewohnte. Am 5. April 1932 kam mit ihrer Tochter Edith Klara das einzige Kind des Ehepaares zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 sah sich Ernas Ehemann zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt. 1932/1933 musste er das Geschäft seiner Großmutter aufgeben und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Die Familie bezog 1934 eine nicht weit von der Palisadenstraße 96 entfernt gelegene Wohnung, wo sich Eugen ein Lager für den Käsehandel eingerichtet hatte, in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße).

Im April 1935 gelang es Ernas Schwager Herbert und dessen Ehefrau – die beiden hatten wenige Wochen zuvor in Berlin geheiratet –, Deutschland in Richtung des Mandatsgebietes Palästina zu verlassen. Erna, ihr Ehemann und ihre Tochter verblieben in Berlin. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, ob die Jaskulskis ebenfalls konkrete Pläne zur Auswanderung verfolgten. Falls sie es taten, so sollten diese scheitern. Im Jahr 1936 mussten Eugen Jaskulski den Käsehandel aufgeben, da dieser, in den Worten von Ernas Schwager, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte Eugen keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und das Ehepaar musste sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. 1937 waren Erna und Eugen Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezog die Familie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.

Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Erna Jaskulski, ihren Ehemann und ihre zu diesem Zeitpunkt neunjährige Tochter vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.

Bis zuletzt hatte Eugens Bruder mit der Familie Briefkontakt gehalten, bevor dieser 1941 abriss. Herbert und seine Frau sollten erst nach dem Krieg, als einzig bekannte Überlebende des Familienzweigs, vom Schicksal ihrer Familienangehörigen erfahren.