Eugen Jaskulski

Location 
Bötzowstraße 10
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
20 August 2010
Born
29 October 1904 in Berlin
Occupation
Zahntechniker, Kaufmann
Deportation
on 24 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 04 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
May 1942 in Chełmno / Kulmhof

Eugen Jaskulski wurde am 29. Oktober 1904 in Berlin geboren. Er war der Sohn des am 25. Mai 1871 in Breslau (dem heutigen Wrocław) geborenen Wilhelm Jaskulski und dessen erster Frau Klara Jaskulski, geborene Rawack, die am 19. August 1875 in der unweit von Breslau gelegenen Kreisstadt Lissa (dem heutigen Leszno) geboren worden war. Das Paar war vermutlich in den 1890er-Jahren nach Berlin gezogen und hatte am 20. November 1902 in der Hauptstadt geheiratet. Gut ein Jahr nach der Geburt von Eugen kam am 28. November 1905 sein jüngerer Brüder Herbert zur Welt. Eugens Vater stammte aus einer Kaufmannsfamilie, hatte in Breslau eine kaufmännische Ausbildung absolviert und arbeitete zum Zeitpunkt der Hochzeit mit Klara als Handlungsgehilfe, später als Kaufmann in Berlin. Das Ehepaar hatte eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Königsstraße 27 nahe des Alexanderplatzes bezogen. Mit der Geburt ihrer Kinder zog die kleine Familie nach Rixdorf in die Emserstraße 36–37 / Ecke Hermannstraße und 1908 nach Rummelsburg in die Neue Bahnhofstraße 10 unweit des heutigen Ostbahnhofs. In der Boxhagener Straße betrieb Wilhelm in dieser Zeit ein Konfektionsgeschäft. 1910 folgte der nächste Umzug. Es ging nach Lichtenberg in die Frankfurter Chaussee 19, wo Eugens Vater ein Sortimentsgeschäft eröffnete.<br />
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Über die Kindheit und Jugend von Eugen Jaskulski und seinem Bruder Herbert im Berlin der Kaiserzeit haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Eugen besuchte die Gemeinde- und Volksschule in der Kreuzberger Graefestraße 85–88. Kurz vor seinem siebten Geburtstag verstarb im Oktober 1911 seine Mutter Klara. Sie wurde am 25. Oktober 1911 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Die beiden Brüder wuchsen als Halbwaise bei ihrem Vater auf, der mit ihnen nach dem Tod ihrer Mutter in eine Wohnung in der Frankfurter Chaussee 15 zog und 1917 in eine Erdgeschosswohnung in der Frankfurter Allee 109, wo er eine Buchhandlung eröffnete. Wilhelm Jaskulski blieb nach dem Tod Klaras lange Zeit alleinstehend, bis er 1933 die 1886 in Danzig geborene Witwe Minna Markus heiratete.<br />
<br />
Nachdem Eugen die Volksschule Anfang der 1920er-Jahre abgeschlossen hatte, begann er in Berlin eine Ausbildung zum Zahntechniker, konnte aber nach absolvierter Lehre den Beruf wegen eines Augenleidens nicht ausüben. Stattdessen übernahm er 1927 das Käsegeschäft seiner Großmutter mütterlicherseits, welches sie unter ihrem Namen Henriette Rawack in der Zentralmarkthalle am Alexanderplatz eröffnet hatte. Eugen und Herbert Jaskulski verließen die väterliche Wohnung vermutlich um die Mitte der 1920er-Jahre. Ab 1929 wohnten Eugen und Herbert in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz. Ihr Vater zog 1925 in die Tasdorfer Straße 2 in Lichtenberg, wo er bis 1932 einen Reifendienst betrieb. Im Jahr 1931 heiratete Eugen die vier Jahre ältere, aus Köln stammende Schneiderin Erna Hildegard Manneberg. Am 5. April 1932 kam mit ihrer Tochter Edith Klara das einzige Kind des Ehepaares zur Welt.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 hatte sich Eugen Jaskulski zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt gesehen. 1932/1933 musste er das Geschäft seiner Großmutter aufgeben und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Eugen belieferte mittels eines Motordreirads mit Beiwagen Warenhäuser und Einzelhandelsgeschäfte in der Umgebung der Markthalle und hatte sich dazu ein Sortiment in einem Lagerraum in der Palisadenstraße 96 nahe des Büschingplatzes (dem heutigen Platz der Vereinten Nationen) angelegt. Er bezog 1934 mit seiner Familie eine nicht weit vom Lager entfernt gelegene Wohnung in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße).<br />
<br />
Im April 1935 gelang es Eugens Bruder Herbert und seiner Ehefrau – die beiden hatten wenige Wochen zuvor in Berlin geheiratet hatte –, Deutschland in Richtung des Mandatsgebietes Palästina zu verlassen. Eugen, seine Frau Erna, seine Tochter Edith und sein Vater Wilhelm verblieben in Berlin. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, ob Eugen und seine Familie ebenfalls Pläne zur Auswanderung verfolgten. Falls ja, so sollten diese scheitern. Im Jahr 1936 musste Eugen den Käsehandel aufgeben, da er, in den Worten seines Bruders, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte er keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, um seine Familie zu ernähren. 1937 waren die Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezogen sie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.<br />
<br />
Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Eugen Jaskulski, seine Ehefrau und seine zu diesem Zeitpunkt neunjährige Tochter vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.<br />
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Bis 1941 hatte Eugens Bruder mit ihm Briefkontakt gehalten. Er sollte erst nach dem Krieg vom Schicksal seiner Familienangehörigen erfahren. Eugens Vater Wilhelm war bereits im Januar 1941 in Berlin verstorben. Seine Stiefmutter Minna Jaskulski wurde im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion am 6. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Herbert Jaskulski überlebte die NS-Verfolgung im Exil und lebte später in Israel.

Eugen Jaskulski wurde am 29. Oktober 1904 in Berlin geboren. Er war der Sohn des am 25. Mai 1871 in Breslau (dem heutigen Wrocław) geborenen Wilhelm Jaskulski und dessen erster Frau Klara Jaskulski, geborene Rawack, die am 19. August 1875 in der unweit von Breslau gelegenen Kreisstadt Lissa (dem heutigen Leszno) geboren worden war. Das Paar war vermutlich in den 1890er-Jahren nach Berlin gezogen und hatte am 20. November 1902 in der Hauptstadt geheiratet. Gut ein Jahr nach der Geburt von Eugen kam am 28. November 1905 sein jüngerer Brüder Herbert zur Welt. Eugens Vater stammte aus einer Kaufmannsfamilie, hatte in Breslau eine kaufmännische Ausbildung absolviert und arbeitete zum Zeitpunkt der Hochzeit mit Klara als Handlungsgehilfe, später als Kaufmann in Berlin. Das Ehepaar hatte eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Königsstraße 27 nahe des Alexanderplatzes bezogen. Mit der Geburt ihrer Kinder zog die kleine Familie nach Rixdorf in die Emserstraße 36–37 / Ecke Hermannstraße und 1908 nach Rummelsburg in die Neue Bahnhofstraße 10 unweit des heutigen Ostbahnhofs. In der Boxhagener Straße betrieb Wilhelm in dieser Zeit ein Konfektionsgeschäft. 1910 folgte der nächste Umzug. Es ging nach Lichtenberg in die Frankfurter Chaussee 19, wo Eugens Vater ein Sortimentsgeschäft eröffnete.

Über die Kindheit und Jugend von Eugen Jaskulski und seinem Bruder Herbert im Berlin der Kaiserzeit haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Eugen besuchte die Gemeinde- und Volksschule in der Kreuzberger Graefestraße 85–88. Kurz vor seinem siebten Geburtstag verstarb im Oktober 1911 seine Mutter Klara. Sie wurde am 25. Oktober 1911 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Die beiden Brüder wuchsen als Halbwaise bei ihrem Vater auf, der mit ihnen nach dem Tod ihrer Mutter in eine Wohnung in der Frankfurter Chaussee 15 zog und 1917 in eine Erdgeschosswohnung in der Frankfurter Allee 109, wo er eine Buchhandlung eröffnete. Wilhelm Jaskulski blieb nach dem Tod Klaras lange Zeit alleinstehend, bis er 1933 die 1886 in Danzig geborene Witwe Minna Markus heiratete.

Nachdem Eugen die Volksschule Anfang der 1920er-Jahre abgeschlossen hatte, begann er in Berlin eine Ausbildung zum Zahntechniker, konnte aber nach absolvierter Lehre den Beruf wegen eines Augenleidens nicht ausüben. Stattdessen übernahm er 1927 das Käsegeschäft seiner Großmutter mütterlicherseits, welches sie unter ihrem Namen Henriette Rawack in der Zentralmarkthalle am Alexanderplatz eröffnet hatte. Eugen und Herbert Jaskulski verließen die väterliche Wohnung vermutlich um die Mitte der 1920er-Jahre. Ab 1929 wohnten Eugen und Herbert in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz. Ihr Vater zog 1925 in die Tasdorfer Straße 2 in Lichtenberg, wo er bis 1932 einen Reifendienst betrieb. Im Jahr 1931 heiratete Eugen die vier Jahre ältere, aus Köln stammende Schneiderin Erna Hildegard Manneberg. Am 5. April 1932 kam mit ihrer Tochter Edith Klara das einzige Kind des Ehepaares zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 hatte sich Eugen Jaskulski zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt gesehen. 1932/1933 musste er das Geschäft seiner Großmutter aufgeben und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Eugen belieferte mittels eines Motordreirads mit Beiwagen Warenhäuser und Einzelhandelsgeschäfte in der Umgebung der Markthalle und hatte sich dazu ein Sortiment in einem Lagerraum in der Palisadenstraße 96 nahe des Büschingplatzes (dem heutigen Platz der Vereinten Nationen) angelegt. Er bezog 1934 mit seiner Familie eine nicht weit vom Lager entfernt gelegene Wohnung in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße).

Im April 1935 gelang es Eugens Bruder Herbert und seiner Ehefrau – die beiden hatten wenige Wochen zuvor in Berlin geheiratet hatte –, Deutschland in Richtung des Mandatsgebietes Palästina zu verlassen. Eugen, seine Frau Erna, seine Tochter Edith und sein Vater Wilhelm verblieben in Berlin. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, ob Eugen und seine Familie ebenfalls Pläne zur Auswanderung verfolgten. Falls ja, so sollten diese scheitern. Im Jahr 1936 musste Eugen den Käsehandel aufgeben, da er, in den Worten seines Bruders, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte er keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, um seine Familie zu ernähren. 1937 waren die Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezogen sie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.

Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Eugen Jaskulski, seine Ehefrau und seine zu diesem Zeitpunkt neunjährige Tochter vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.

Bis 1941 hatte Eugens Bruder mit ihm Briefkontakt gehalten. Er sollte erst nach dem Krieg vom Schicksal seiner Familienangehörigen erfahren. Eugens Vater Wilhelm war bereits im Januar 1941 in Berlin verstorben. Seine Stiefmutter Minna Jaskulski wurde im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion am 6. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Herbert Jaskulski überlebte die NS-Verfolgung im Exil und lebte später in Israel.