Mechli Krisch née Unterberg

Location 
Bötzowstraße 60
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
2005
Born
26 July 1888 in Tarnopol (Ostgalizien) / Ternopil
Occupation
Putzmacherin
Deportation
on 29 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 05 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
in Chełmno / Kulmhof

Mechlie Maria Unterberg wurde am 26. Juli 1888 in der damals ostgalizischen Stadt Tarnopol (dem heute ukrainischen Ternopil) geboren. Sie war die Tochter des Cafétiers Mortko (genannt Max) Unterberg und seiner Frau Rosa, geborene Niwes. Mechlie war das erste von insgesamt acht Kindern des Ehepaares, von denen drei allerdings bereits im Kindesalter verstarben. Über die Kindheit und Jugend von Mechlie Unterberg in Tarnopol haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, die im 19. Jahrhundert etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung ausmachte und eigene Schulen unterhielt, die vermutlich auch Mechlie und ihre Geschwister besuchten. Um die Jahrhundertwende zog die Familie nach Berlin, wo Vater Max als Kellner Arbeit fand. Die Unterbergs wohnten an verschiedenen Adressen in Schöneberg, um 1900 in der Steinmetzstraße, zwischen 1901 und 1903 in der Potsdamerstraße 89, ab 1904 in der Goltzstraße – zu dieser Zeit eröffneten Max und Rosa ein Café in der Schöneberger Hauptstraße – und um 1910 in der Vorbergstraße, bevor Mechlies Eltern mit den noch jüngeren Geschwistern 1911 nach Friedrichshain zogen und 1912 schließlich eine Wohnung in der Schönhauser Allee 118 bezogen, wo sie das „Café Nord – Rosa Unterberg“ betrieben. Damals hatte Mechlie bereits eine eigene Wohnung in der Lippehner Straße 13 (der heutigen Käthe-Niederkirchner-Straße) im Prenzlauer Berg. Sie hatte einen kaufmännischen Beruf ergriffen und betrieb in der Straße einen Putzsalon. Einige Häuserblocks entfernt wohnte zu dieser Zeit der aus Hohensalza (dem heutigen Inowrocław) stammende Hermann Krisch, den sie im Juli 1912 heiratete. Hermann war kaufmännischer Angestellter und arbeitete in einem Geschäft für Teppiche und Möbelbezüge in Mitte. Ab 1915 nahm sich das Ehepaar eine gemeinsame Wohnung in der Bötzowstraße 16, wohin Mechlie auch den von ihr betriebenen Putzsalon verlegte. Im April 1915 bekam das Ehepaar ihr erstes Kind, ihren Sohn Berthold, und nach Ende des Ersten Weltkriegs im Juli 1919 ihren zweiten Sohn, den sie Werner nannten. Mechlies Ehemann engagierte sich nach dem Krieg politisch als Sozialdemokrat. Anfang der 1920er-Jahre gründeten Mechlie und Hermann ein Textilgeschäft mit eigener Fabrikation, in dem sie beide arbeiteten und in das sie ihr Kapital investierten. Es lag zuerst in der Schivelbeiner Straße im Prenzlauer Berg, und später, ab 1934, in der Greifswalder Straße 195.<br />
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Im Jahr 1926 verstarb Mechlies Vater. Von ihren Geschwistern lebten noch ihre Brüder Siegbert und Julius Unterberg in Berlin, die beide als Kaufleute tätig waren und ihre Schwester Clara Fixson, geborene Unterberg. Ihre Geschwister Siegfried, Schander und Fanny waren in jungen Jahren 1893, 1897 und 1899 verstorben; ihre Schwester Betty als Jugendliche im Frühjahr 1916. Die Mutter von Mechlie flüchtete Ende der 1930er-Jahre mit ihrem Sohn Siegbert in die Niederlande und verstarb dort im Frühjahr 1940 in Naarden – kurz vor dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Mai 1940. Die Krischs erlebten das Ende der Weimarer Republik in Berlin als eine Zeit der politischen Krise, zunehmend offener Gewalttätigkeit und antisemitisch motivierter Ausschreitungen. Werner Krisch berichtete später, dass seine Familie, die nicht religiös gewesen war, erst durch die Nazis mit ihren jüdischen Wurzeln konfrontiert gewesen sei. Im Bötzowviertel erlebte er die SA-Aufmärsche und wurde Zeuge, wie die Schaufenster des Lebensmittelgeschäfts „Nordstern“, das von einem jüdischen Inhaber geführt wurde, von fahrenden Autos aus beschossen wurde. Als 1931 im Saalbau Friedrichshain eine Diskussion zwischen dem Kommunisten Walter Ulbricht und dem Gauleiter Joseph Goebbels stattfinden sollte, geriet Werner Krisch in schwere Straßenkämpfe.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Krisch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits direkt nach der Machtübergabe befassten sich die Krischs mit Plänen zur Auswanderung, doch alle späteren Versuche das Land zu verlassen, sollten misslingen. Vorerst garantierte das Geschäft von Mechlie und Hermann der Familie das Einkommen. Die Krischs gehörten zum bürgerlichen Mittelstands Berlins und zogen 1934 in eine größere Wohnung in der Trakehner Straße 3 in Charlottenburg. Die Söhne erlebten hier eine letzte Phase unbeschwerten Lebens in einem noch weitgehend intakten sozialen Umfeld, besuchten Kulturveranstaltungen und engagierten sich in Vereinen – so war Werner etwa ab 1934 Mitglied des Berliner Ruderclubs „BRC Trithon“. Mit den sogenannten Nürnberger Rassegesetzen von 1935 und dem Erlass zur „Rassentrennung auf den öffentlichen Schulen“ verschärfte sich die Situation. 1936 war Mechlies Sohn Werner gezwungen, die Königsstädtische Oberrealschule, die er bis dahin besucht hatte, zu verlassen. Er begann an der Kunstschule eine Ausbildung als Zeichner und arbeitete als Modezeichner in einer Berliner Konfektionsfirma. Berthold übte zu diesem Zeitpunkt eine kaufmännische Tätigkeit aus. Nach den November-Pogromen 1938 wurde das Geschäft von Mechlie und Hermann Krisch zwangsenteignet und Werner verlor seine Stellung. Bis zu ihrer Deportation wurden die Familienmitglieder durch eine Abteilung des Arbeitsamtes für „Nichtarier“ in verschiedenen Betrieben zu körperlicher Zwangsarbeit gezwungen. 1938 mussten die Krischs außerdem ihre Wohnung aufgeben und zogen erneut in den Prenzlauer Berg in die Bötzowstraße 60. Zwischen 1938 und 1941 unternahmen die Söhne mehrere Versuche, Deutschland illegal zu verlassen, da eine Auswanderungsgenehmigung für die Familie nicht mehr zu erhalten war. Es war vereinbart, dass die Eltern, sollte die Flucht gelingen, nachkommen sollten. Bei dem Versuch die belgische Grenze zu erreichen, wurden die Brüder bei einer Razzia in Köln festgenommen, ein weiterer Fluchtversuch über den Hamburger Hafen misslang ebenso wie weitere in den nächsten Monaten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich das Ehepaar Krisch und ihre Söhne nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in Berlin bewegen.<br />
<br />
Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Oktober wurden Mechlie und Hermann Krisch mit ihren beiden Söhnen von zwei bewaffneten Beamten und Gestapoleuten in Zivil aus ihrer Wohnung in das provisorisch umfunktionierte Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 verbracht. Von dort aus wurde die 53-Jährige mit ihrer Familie am 29. Oktober 1941 mit dem „3. Osttransport“ über den Bahnhof Berlin-Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Die Familie wurde im Ghetto in einer Baracke in der Reiterstraße untergebracht. In Litzmannstadt waren die Krischs mit katastrophalen Lebensbedingungen konfrontiert: Razzien und Gewaltakte gehörten zum Alltag, Überarbeitung, Mangelversorgung und Kälte sollten, so die zynische Kalkulation, zum Tod der Ghettobewohner führen. Im Winter 1941 meldeten sich Berthold und Werner Krisch, die aus dem Ghetto herauszukommen versuchten, gemeinsam mit anderen jungen Berlinern zum Einsatz in ein Arbeitslager. Sie wurden in ein Zwangsarbeitslager nach Rawitsch (Rawicz) deportiert. Mechlie und Hermann Krisch blieben in Litzmannstadt. Sie wurden 1942 weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft am 5. Mai 1942 in einem der drei „Gaswagen“ des Lagers ermordet.<br />
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Mechlies Sohn Berthold wurde im März 1943 im Straflager Paulseck (Pawłowo), etwa 25 Kilometer östlich des Lagers Rawitsch gelegen, ermordet, nachdem er sich geweigert hatte, an Hinrichtungen von Mithäftlingen mitzuwirken. Werner Krisch überlebte die NS-Zeit. Er wurde im August 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Herbst 1944 verschleppte man ihn in das KZ Sachsenhausen und im Februar 1945 nach Buchenwald. Dort erlebte er die Befreiung des Lagers im April 1945. Von den Geschwistern von Mechlie Krisch überlebten ihre Brüder Siegbert und Julius sowie ihre jüngere Schwester Clara die NS-Zeit.

Mechlie Maria Unterberg wurde am 26. Juli 1888 in der damals ostgalizischen Stadt Tarnopol (dem heute ukrainischen Ternopil) geboren. Sie war die Tochter des Cafétiers Mortko (genannt Max) Unterberg und seiner Frau Rosa, geborene Niwes. Mechlie war das erste von insgesamt acht Kindern des Ehepaares, von denen drei allerdings bereits im Kindesalter verstarben. Über die Kindheit und Jugend von Mechlie Unterberg in Tarnopol haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, die im 19. Jahrhundert etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung ausmachte und eigene Schulen unterhielt, die vermutlich auch Mechlie und ihre Geschwister besuchten. Um die Jahrhundertwende zog die Familie nach Berlin, wo Vater Max als Kellner Arbeit fand. Die Unterbergs wohnten an verschiedenen Adressen in Schöneberg, um 1900 in der Steinmetzstraße, zwischen 1901 und 1903 in der Potsdamerstraße 89, ab 1904 in der Goltzstraße – zu dieser Zeit eröffneten Max und Rosa ein Café in der Schöneberger Hauptstraße – und um 1910 in der Vorbergstraße, bevor Mechlies Eltern mit den noch jüngeren Geschwistern 1911 nach Friedrichshain zogen und 1912 schließlich eine Wohnung in der Schönhauser Allee 118 bezogen, wo sie das „Café Nord – Rosa Unterberg“ betrieben. Damals hatte Mechlie bereits eine eigene Wohnung in der Lippehner Straße 13 (der heutigen Käthe-Niederkirchner-Straße) im Prenzlauer Berg. Sie hatte einen kaufmännischen Beruf ergriffen und betrieb in der Straße einen Putzsalon. Einige Häuserblocks entfernt wohnte zu dieser Zeit der aus Hohensalza (dem heutigen Inowrocław) stammende Hermann Krisch, den sie im Juli 1912 heiratete. Hermann war kaufmännischer Angestellter und arbeitete in einem Geschäft für Teppiche und Möbelbezüge in Mitte. Ab 1915 nahm sich das Ehepaar eine gemeinsame Wohnung in der Bötzowstraße 16, wohin Mechlie auch den von ihr betriebenen Putzsalon verlegte. Im April 1915 bekam das Ehepaar ihr erstes Kind, ihren Sohn Berthold, und nach Ende des Ersten Weltkriegs im Juli 1919 ihren zweiten Sohn, den sie Werner nannten. Mechlies Ehemann engagierte sich nach dem Krieg politisch als Sozialdemokrat. Anfang der 1920er-Jahre gründeten Mechlie und Hermann ein Textilgeschäft mit eigener Fabrikation, in dem sie beide arbeiteten und in das sie ihr Kapital investierten. Es lag zuerst in der Schivelbeiner Straße im Prenzlauer Berg, und später, ab 1934, in der Greifswalder Straße 195.

Im Jahr 1926 verstarb Mechlies Vater. Von ihren Geschwistern lebten noch ihre Brüder Siegbert und Julius Unterberg in Berlin, die beide als Kaufleute tätig waren und ihre Schwester Clara Fixson, geborene Unterberg. Ihre Geschwister Siegfried, Schander und Fanny waren in jungen Jahren 1893, 1897 und 1899 verstorben; ihre Schwester Betty als Jugendliche im Frühjahr 1916. Die Mutter von Mechlie flüchtete Ende der 1930er-Jahre mit ihrem Sohn Siegbert in die Niederlande und verstarb dort im Frühjahr 1940 in Naarden – kurz vor dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Mai 1940. Die Krischs erlebten das Ende der Weimarer Republik in Berlin als eine Zeit der politischen Krise, zunehmend offener Gewalttätigkeit und antisemitisch motivierter Ausschreitungen. Werner Krisch berichtete später, dass seine Familie, die nicht religiös gewesen war, erst durch die Nazis mit ihren jüdischen Wurzeln konfrontiert gewesen sei. Im Bötzowviertel erlebte er die SA-Aufmärsche und wurde Zeuge, wie die Schaufenster des Lebensmittelgeschäfts „Nordstern“, das von einem jüdischen Inhaber geführt wurde, von fahrenden Autos aus beschossen wurde. Als 1931 im Saalbau Friedrichshain eine Diskussion zwischen dem Kommunisten Walter Ulbricht und dem Gauleiter Joseph Goebbels stattfinden sollte, geriet Werner Krisch in schwere Straßenkämpfe.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Krisch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits direkt nach der Machtübergabe befassten sich die Krischs mit Plänen zur Auswanderung, doch alle späteren Versuche das Land zu verlassen, sollten misslingen. Vorerst garantierte das Geschäft von Mechlie und Hermann der Familie das Einkommen. Die Krischs gehörten zum bürgerlichen Mittelstands Berlins und zogen 1934 in eine größere Wohnung in der Trakehner Straße 3 in Charlottenburg. Die Söhne erlebten hier eine letzte Phase unbeschwerten Lebens in einem noch weitgehend intakten sozialen Umfeld, besuchten Kulturveranstaltungen und engagierten sich in Vereinen – so war Werner etwa ab 1934 Mitglied des Berliner Ruderclubs „BRC Trithon“. Mit den sogenannten Nürnberger Rassegesetzen von 1935 und dem Erlass zur „Rassentrennung auf den öffentlichen Schulen“ verschärfte sich die Situation. 1936 war Mechlies Sohn Werner gezwungen, die Königsstädtische Oberrealschule, die er bis dahin besucht hatte, zu verlassen. Er begann an der Kunstschule eine Ausbildung als Zeichner und arbeitete als Modezeichner in einer Berliner Konfektionsfirma. Berthold übte zu diesem Zeitpunkt eine kaufmännische Tätigkeit aus. Nach den November-Pogromen 1938 wurde das Geschäft von Mechlie und Hermann Krisch zwangsenteignet und Werner verlor seine Stellung. Bis zu ihrer Deportation wurden die Familienmitglieder durch eine Abteilung des Arbeitsamtes für „Nichtarier“ in verschiedenen Betrieben zu körperlicher Zwangsarbeit gezwungen. 1938 mussten die Krischs außerdem ihre Wohnung aufgeben und zogen erneut in den Prenzlauer Berg in die Bötzowstraße 60. Zwischen 1938 und 1941 unternahmen die Söhne mehrere Versuche, Deutschland illegal zu verlassen, da eine Auswanderungsgenehmigung für die Familie nicht mehr zu erhalten war. Es war vereinbart, dass die Eltern, sollte die Flucht gelingen, nachkommen sollten. Bei dem Versuch die belgische Grenze zu erreichen, wurden die Brüder bei einer Razzia in Köln festgenommen, ein weiterer Fluchtversuch über den Hamburger Hafen misslang ebenso wie weitere in den nächsten Monaten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich das Ehepaar Krisch und ihre Söhne nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in Berlin bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Oktober wurden Mechlie und Hermann Krisch mit ihren beiden Söhnen von zwei bewaffneten Beamten und Gestapoleuten in Zivil aus ihrer Wohnung in das provisorisch umfunktionierte Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 verbracht. Von dort aus wurde die 53-Jährige mit ihrer Familie am 29. Oktober 1941 mit dem „3. Osttransport“ über den Bahnhof Berlin-Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Die Familie wurde im Ghetto in einer Baracke in der Reiterstraße untergebracht. In Litzmannstadt waren die Krischs mit katastrophalen Lebensbedingungen konfrontiert: Razzien und Gewaltakte gehörten zum Alltag, Überarbeitung, Mangelversorgung und Kälte sollten, so die zynische Kalkulation, zum Tod der Ghettobewohner führen. Im Winter 1941 meldeten sich Berthold und Werner Krisch, die aus dem Ghetto herauszukommen versuchten, gemeinsam mit anderen jungen Berlinern zum Einsatz in ein Arbeitslager. Sie wurden in ein Zwangsarbeitslager nach Rawitsch (Rawicz) deportiert. Mechlie und Hermann Krisch blieben in Litzmannstadt. Sie wurden 1942 weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft am 5. Mai 1942 in einem der drei „Gaswagen“ des Lagers ermordet.

Mechlies Sohn Berthold wurde im März 1943 im Straflager Paulseck (Pawłowo), etwa 25 Kilometer östlich des Lagers Rawitsch gelegen, ermordet, nachdem er sich geweigert hatte, an Hinrichtungen von Mithäftlingen mitzuwirken. Werner Krisch überlebte die NS-Zeit. Er wurde im August 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Herbst 1944 verschleppte man ihn in das KZ Sachsenhausen und im Februar 1945 nach Buchenwald. Dort erlebte er die Befreiung des Lagers im April 1945. Von den Geschwistern von Mechlie Krisch überlebten ihre Brüder Siegbert und Julius sowie ihre jüngere Schwester Clara die NS-Zeit.