Klara Zimmer née Bettmann

Location 
Karl-Marx-Straße 26
Historical name
Berliner Str. 14
District
Neukölln
Stone was laid
27 October 2010
Born
09 January 1876 in Köln
Occupation
Krankenpflegerin
Deportation
on 10 January 1944 to Theresienstadt
Survived

Klara Bettmann kam am 9. Januar 1876 in Köln, der Stadt mit der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen, als Tochter von August Bettmann und seiner Ehefrau Julie, geb. Cohn, zur Welt. Der Vater, Vertreter für chirurgische Instrumente und Gummiwaren, starb Anfang der Weimarer Republik in Köln. Klara Bettmann/Zimmer lebte dort bis 1928. Die Wohnungen ihrer Kindheit, Jugend und ersten Ehejahre lagen fast alle in der Kölner Altstadt.<br />
Das Leben von Klara Zimmer ist schwierig zu rekonstruieren. Nach ihren Angaben war Klara Bettmann seit 1894 Krankenpflegerin und auch Masseurin. Im Adressbuch der Stadt Köln ist sie um 1900 als Wärterin oder als „Massiererin“ und Wärterin notiert. („Wärterinnen“ waren allerdings keine ausgebildeten und geprüften Frauen, sondern meist kurz oder gar nicht geschulte Frauen aus den unteren Schichten der Gesellschaft.) Klara Bettmann lebte noch bei den Eltern. <br />
Zwischen 1901 und 1905 heiratete sie den am 14. September 1875 geborenen Dreher Jakob Zimmer. Er war kein Jude. Jakob Zimmer scheint auch als Masseur gearbeitet zu haben, besaß aber gleichzeitig ein Lokal in der Straße „Vor St. Martin“ in der Kölner Altstadt. <br />
Das Ehepaar bekam vier Kinder, darunter zwei Söhne: Johann, geboren am 7. Januar 1907 und Wilhelm, geboren am 2. Februar 1909. – Beide wurden später Kellner oder Zapfer – blieben also in der Branche. Jakob Zimmer nahm am Ersten Weltkrieg teil und kehrte als Kriegsinvalide zurück. Klara Zimmer war während des Kriegs Krankenpflegerin und dann Schwester bei der englischen Besatzungsmacht. Von 1921 bis 1927 arbeitete sie in der Gastwirtschaft des Ehemannes. <br />
<br />
1928 zog die Familie nach Berlin. Jakob und Klara Zimmer wohnten bis 1935 in der Bastianstraße 24 im Bezirk Wedding. Am 4. Oktober 1935 starb der herzkranke Ehemann im Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Klara Zimmer arbeitete bis 1935 selbstständig als Masseurin und bezog von ihrem Ehemann eine Invaliden- und Kriegsrente. Seit dem 1. April 1935 durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, und die Rente des Ehemannes wurde gestrichen. Die Witwe zog 1936 in eine 1-Zimmer-Wohnung im zweiten Quergebäude des Hinterhofs des Hauses Berliner Straße 14 (heute Karl-Marx-Straße 26) im Bezirk Neukölln. Dort wohnte bereits ihr Sohn Wilhelm. Nach dessen Auszug zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebte Sohn Johann mit der Mutter in der Berliner Straße 14. Er bestritt Miete und Lebensunterhalt.<br />
Am 10. Januar 1944 wurde Klara Zimmer mit dem „99. Alterstransport“ von Moabit aus in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Am 8. Mai 1945 wurde Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Klara Zimmer gehörte zu den Überlebenden. Sie blieb bis 30. Juli 1945 im Ghettolager.<br />
<br />
Zurück in Berlin, lebte sie anfangs mit dem Sohn Johann in der alten Wohnung. Ihre Rente für politisch, rassisch und religiös Verfolgte war niedrig, und der Sohn sorgte wiederum für die Mutter. Klara Zimmer stritt viele Jahre um eine angemessene Rente. Fehlende Unterlagen und Zweifel an ihren Aussagen ließen sie erfolglos bleiben. Klara Zimmer starb am 14. Mai 1958 in Berlin.<br />

Klara Bettmann kam am 9. Januar 1876 in Köln, der Stadt mit der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen, als Tochter von August Bettmann und seiner Ehefrau Julie, geb. Cohn, zur Welt. Der Vater, Vertreter für chirurgische Instrumente und Gummiwaren, starb Anfang der Weimarer Republik in Köln. Klara Bettmann/Zimmer lebte dort bis 1928. Die Wohnungen ihrer Kindheit, Jugend und ersten Ehejahre lagen fast alle in der Kölner Altstadt.
Das Leben von Klara Zimmer ist schwierig zu rekonstruieren. Nach ihren Angaben war Klara Bettmann seit 1894 Krankenpflegerin und auch Masseurin. Im Adressbuch der Stadt Köln ist sie um 1900 als Wärterin oder als „Massiererin“ und Wärterin notiert. („Wärterinnen“ waren allerdings keine ausgebildeten und geprüften Frauen, sondern meist kurz oder gar nicht geschulte Frauen aus den unteren Schichten der Gesellschaft.) Klara Bettmann lebte noch bei den Eltern.
Zwischen 1901 und 1905 heiratete sie den am 14. September 1875 geborenen Dreher Jakob Zimmer. Er war kein Jude. Jakob Zimmer scheint auch als Masseur gearbeitet zu haben, besaß aber gleichzeitig ein Lokal in der Straße „Vor St. Martin“ in der Kölner Altstadt.
Das Ehepaar bekam vier Kinder, darunter zwei Söhne: Johann, geboren am 7. Januar 1907 und Wilhelm, geboren am 2. Februar 1909. – Beide wurden später Kellner oder Zapfer – blieben also in der Branche. Jakob Zimmer nahm am Ersten Weltkrieg teil und kehrte als Kriegsinvalide zurück. Klara Zimmer war während des Kriegs Krankenpflegerin und dann Schwester bei der englischen Besatzungsmacht. Von 1921 bis 1927 arbeitete sie in der Gastwirtschaft des Ehemannes.

1928 zog die Familie nach Berlin. Jakob und Klara Zimmer wohnten bis 1935 in der Bastianstraße 24 im Bezirk Wedding. Am 4. Oktober 1935 starb der herzkranke Ehemann im Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Klara Zimmer arbeitete bis 1935 selbstständig als Masseurin und bezog von ihrem Ehemann eine Invaliden- und Kriegsrente. Seit dem 1. April 1935 durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, und die Rente des Ehemannes wurde gestrichen. Die Witwe zog 1936 in eine 1-Zimmer-Wohnung im zweiten Quergebäude des Hinterhofs des Hauses Berliner Straße 14 (heute Karl-Marx-Straße 26) im Bezirk Neukölln. Dort wohnte bereits ihr Sohn Wilhelm. Nach dessen Auszug zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebte Sohn Johann mit der Mutter in der Berliner Straße 14. Er bestritt Miete und Lebensunterhalt.
Am 10. Januar 1944 wurde Klara Zimmer mit dem „99. Alterstransport“ von Moabit aus in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Am 8. Mai 1945 wurde Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Klara Zimmer gehörte zu den Überlebenden. Sie blieb bis 30. Juli 1945 im Ghettolager.

Zurück in Berlin, lebte sie anfangs mit dem Sohn Johann in der alten Wohnung. Ihre Rente für politisch, rassisch und religiös Verfolgte war niedrig, und der Sohn sorgte wiederum für die Mutter. Klara Zimmer stritt viele Jahre um eine angemessene Rente. Fehlende Unterlagen und Zweifel an ihren Aussagen ließen sie erfolglos bleiben. Klara Zimmer starb am 14. Mai 1958 in Berlin.