Willi Leyser

Location 
Karl-Marx-Straße 58
Historical name
Berliner Str. 32
District
Neukölln
Stone was laid
27 October 2010
Born
26 March 1865 in Berlin
Deportation
on 22 July 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 21 September 1942 to Treblinka
Murdered
in Treblinka

Willy (Willi) Leyser wurde am 26. März 1865 in Berlin geboren. Seine ebenfalls 1865 geborene Ehefrau Anna geborene Sander war von Beruf Schneiderin, sie war keine Jüdin. Willy Leyser wird in den Unterlagen und auch im Berliner Adressbuch als Kaufmann und Handelsvertreter geführt. Es kann aber sein, dass er ebenfalls Schneider war, denn um 1900 scheint er eine Werkstatt oder Fabrik für Schürzen und Matrosenkragen gehabt zu haben. Anfangs lebte und arbeitete er im heutigen Kreuzberg, dann unter verschiedenen Adressen in der Nähe des Hermannplatzes in Rixdorf bzw. Berlin-Neukölln. In der Berliner Straße 32 (heute Karl-Marx-Straße 58) hat Willy Leyser mit seiner Ehefrau Anna als Rentner gewohnt. Kinder gab es nicht. Der im Jahr 1940 eingesetzte Erbe des Ehepaares war ein Neffe.<br />
Das Ehepaar lebte in einer sogenannten Mischehe. Um seiner Ehefrau die Unsicherheit, den sozialen Druck der Umgebung und die behördlichen Schikanen durch die Nationalsozialisten zu ersparen, zog Willy Leyser im Februar 1940 in eines der Jüdischen Altersheime im Bezirk Tiergarten. (Im Berliner Adressbuch ist er für das Jahr 1939 in der Berliner Straße 32 gemeldet, für das Jahr 1940 nur noch seine Ehefrau Anna.) Im Heim in der Lützowstraße 77 bewohnte Willy Leyser bis zu seiner Deportation ein Zimmer. Da er als Ehemann Jude war, war die „Mischehe“ nicht „privilegiert“, und er musste seit September 1941 den Judenstern tragen. <br />
Nach den Erinnerungen vieler Nachbarn besuchte die Ehefrau ihren Ehemann täglich im Altersheim. Durch diesen Umzug entstand aber trotzdem der Eindruck eines getrennt lebenden Ehepaares. Dies sollte nach 1945 für Anna Leyser bei ihrem Antrag auf Entschädigung eine große Rolle spielen. <br />
Am 22. Juli 1942 wurde Willy Leyser mit dem „27. Alterstransport“ über das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 vom Anhalter Bahnhof aus nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 Deportierten überlebte nur ein einziger. Willy Leyser blieb nur wenige Wochen im „Durchgangslager“ Theresienstadt: Am 21. September 1942 wurde er mit einem der zehn großen „Herbsttransporte 1942“ in das Vernichtungslager Treblinka transportiert und dort sofort ermordet. <br />
<br />
Willy Leyser hinterließ keine „Vermögenswerte“, wie es in der Akte heißt. Anna Leyser war von 1940 bis 1945 ohne Einkommen und lebte auch nach dem Ende von NS-Diktatur und Krieg in ärmlichen Verhältnissen: Seit 1948 bekam sie eine kleine Rente und wohnte 1951 nach Aussage einer zur Hilfe entschlossenen Nachbarin pflegebedürftig in einer kalten Parterrewohnung in der Sonnenallee 128. 1952 befand sie sich stationär in einer Heilstätte. Anna Leyser starb am 5. Januar 1953 in Berlin. Der Neffe suchte den verschollenen Ehemann Willy Leyser. Dieser wurde 1955 für tot erklärt.<br />

Willy (Willi) Leyser wurde am 26. März 1865 in Berlin geboren. Seine ebenfalls 1865 geborene Ehefrau Anna geborene Sander war von Beruf Schneiderin, sie war keine Jüdin. Willy Leyser wird in den Unterlagen und auch im Berliner Adressbuch als Kaufmann und Handelsvertreter geführt. Es kann aber sein, dass er ebenfalls Schneider war, denn um 1900 scheint er eine Werkstatt oder Fabrik für Schürzen und Matrosenkragen gehabt zu haben. Anfangs lebte und arbeitete er im heutigen Kreuzberg, dann unter verschiedenen Adressen in der Nähe des Hermannplatzes in Rixdorf bzw. Berlin-Neukölln. In der Berliner Straße 32 (heute Karl-Marx-Straße 58) hat Willy Leyser mit seiner Ehefrau Anna als Rentner gewohnt. Kinder gab es nicht. Der im Jahr 1940 eingesetzte Erbe des Ehepaares war ein Neffe.
Das Ehepaar lebte in einer sogenannten Mischehe. Um seiner Ehefrau die Unsicherheit, den sozialen Druck der Umgebung und die behördlichen Schikanen durch die Nationalsozialisten zu ersparen, zog Willy Leyser im Februar 1940 in eines der Jüdischen Altersheime im Bezirk Tiergarten. (Im Berliner Adressbuch ist er für das Jahr 1939 in der Berliner Straße 32 gemeldet, für das Jahr 1940 nur noch seine Ehefrau Anna.) Im Heim in der Lützowstraße 77 bewohnte Willy Leyser bis zu seiner Deportation ein Zimmer. Da er als Ehemann Jude war, war die „Mischehe“ nicht „privilegiert“, und er musste seit September 1941 den Judenstern tragen.
Nach den Erinnerungen vieler Nachbarn besuchte die Ehefrau ihren Ehemann täglich im Altersheim. Durch diesen Umzug entstand aber trotzdem der Eindruck eines getrennt lebenden Ehepaares. Dies sollte nach 1945 für Anna Leyser bei ihrem Antrag auf Entschädigung eine große Rolle spielen.
Am 22. Juli 1942 wurde Willy Leyser mit dem „27. Alterstransport“ über das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 vom Anhalter Bahnhof aus nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 Deportierten überlebte nur ein einziger. Willy Leyser blieb nur wenige Wochen im „Durchgangslager“ Theresienstadt: Am 21. September 1942 wurde er mit einem der zehn großen „Herbsttransporte 1942“ in das Vernichtungslager Treblinka transportiert und dort sofort ermordet.

Willy Leyser hinterließ keine „Vermögenswerte“, wie es in der Akte heißt. Anna Leyser war von 1940 bis 1945 ohne Einkommen und lebte auch nach dem Ende von NS-Diktatur und Krieg in ärmlichen Verhältnissen: Seit 1948 bekam sie eine kleine Rente und wohnte 1951 nach Aussage einer zur Hilfe entschlossenen Nachbarin pflegebedürftig in einer kalten Parterrewohnung in der Sonnenallee 128. 1952 befand sie sich stationär in einer Heilstätte. Anna Leyser starb am 5. Januar 1953 in Berlin. Der Neffe suchte den verschollenen Ehemann Willy Leyser. Dieser wurde 1955 für tot erklärt.