Horst Werner Kuss

Location 
Richardstraße 49
District
Neukölln
Stone was laid
14 November 2009
Born
22 June 1932 in Berlin-Neukölln
Murdered
05 December 1944 in Meseritz-Obrawalde

Horst Werner Kurt - diese Namen gab die Spielwarenverkäuferin Helene Kuss ihrem Sohn, der am 22. Juni 1932 im Britzer Krankenhaus in Neukölln zur Welt kam. Vater des Kindes war der Stereotypeur Karl Kuss. Am 2. April 1933 ließ das Paar seinen Sohn in der Neuköllner Magdalenen-Kirche evangelisch taufen. Die Familie lebte einige Jahre in der Neuköllner Richardstraße 49. Horst Kuss hatte einen älteren Bruder und zwei Schwestern, von denen eine bereits am Tag ihrer Geburt verstorben war.<br />
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Das kurze Leben von Horst Kuss war durch Krankenhausaufenthalte geprägt. Schon im Alter von einer Woche musste der Junge mit einer Blutvergiftung im Britzer Krankenhaus behandelt werden. Die Sepsis könnte zu einer frühkindlichen Hirnschädigung mit anschließenden chronischen Bewegungsstörungen bei Horst Kuss geführt haben. Sein Leiden wurde von den Ärzten als „Morbus Little“ diagnostiziert. In den Jahren 1938 bis 1944 war Horst Kuss Patient in mehreren Anstalten, darunter im Kinderheim Brüssow bei Prenzlau und in den Berliner Städtischen Nervenkliniken für Kinder in Wittenau, Buch und der Charité. Von der Charité aus wurde Horst Kuss am 17. August 1944 in die Wittenauer Heilstätten verlegt. Von solchen regelrechten Abschiebungen von Heim zu Heim waren vor allem Kinder betroffen, die als nicht therapierbar oder als nicht arbeitsfähig galten.<br />
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Horst Kuss wurde schließlich am 30. August 1944 mit einem Sammeltransport mit der Eisenbahn letztmalig von Wittenau nach Meseritz-Obrawalde verlegt. Die Angehörigen wurden darüber in der Regel nicht informiert. Die 1904 nahe der Stadt Meseritz (heute Międzyrzecz, Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen errichteten Irrenanstalt wurde 1942 zu einer Tötungsstätte umgestellt, in der Kranke systematisch durch Injektionen von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln und durch absichtlich herbeigeführte chronische Erschöpfung und Unterernährung ermordet wurden. Allein 1944 verzeichnete die damals völlig überfüllte Anstalt Obrawalde über 3800 Todesfälle. Getötet wurden vorrangig arbeitsunfähige Patienten und solche, die den Pflegern Arbeit machten oder unangenehm waren. Insgesamt wurden schätzungsweise 10.000 Patienten in der Anstalt Obrawalde ermordet.<br />
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Helene Kuss erkundigte sich in den Anstalten mehrfach nach dem Zustand ihres Sohnes und wollte ihn besuchen, man gab ihr statt einer Besuchserlaubnis jedoch nur vage schriftliche Auskünfte. Am 5. Dezember 1944 erhielt sie ein Telegramm mit der Nachricht, dass ihr 12-jähriger Sohn „Horst Kuss entschlafen“ sei, „Beerdigung Freitag vormittag, Überführung und Einäscherung nicht möglich“. Die Telegrammgebühr wurde ihr mit 4,85 Reichsmark in Rechnung gestellt. Als Todesursache gab der Anstaltsleiter Walter Grabowski zwei Tage später in einem Schreiben an Helene Kuss „Lungenentzündung“ an, weitere Anfragen wurden verbeten.

Horst Werner Kurt - diese Namen gab die Spielwarenverkäuferin Helene Kuss ihrem Sohn, der am 22. Juni 1932 im Britzer Krankenhaus in Neukölln zur Welt kam. Vater des Kindes war der Stereotypeur Karl Kuss. Am 2. April 1933 ließ das Paar seinen Sohn in der Neuköllner Magdalenen-Kirche evangelisch taufen. Die Familie lebte einige Jahre in der Neuköllner Richardstraße 49. Horst Kuss hatte einen älteren Bruder und zwei Schwestern, von denen eine bereits am Tag ihrer Geburt verstorben war.

Das kurze Leben von Horst Kuss war durch Krankenhausaufenthalte geprägt. Schon im Alter von einer Woche musste der Junge mit einer Blutvergiftung im Britzer Krankenhaus behandelt werden. Die Sepsis könnte zu einer frühkindlichen Hirnschädigung mit anschließenden chronischen Bewegungsstörungen bei Horst Kuss geführt haben. Sein Leiden wurde von den Ärzten als „Morbus Little“ diagnostiziert. In den Jahren 1938 bis 1944 war Horst Kuss Patient in mehreren Anstalten, darunter im Kinderheim Brüssow bei Prenzlau und in den Berliner Städtischen Nervenkliniken für Kinder in Wittenau, Buch und der Charité. Von der Charité aus wurde Horst Kuss am 17. August 1944 in die Wittenauer Heilstätten verlegt. Von solchen regelrechten Abschiebungen von Heim zu Heim waren vor allem Kinder betroffen, die als nicht therapierbar oder als nicht arbeitsfähig galten.

Horst Kuss wurde schließlich am 30. August 1944 mit einem Sammeltransport mit der Eisenbahn letztmalig von Wittenau nach Meseritz-Obrawalde verlegt. Die Angehörigen wurden darüber in der Regel nicht informiert. Die 1904 nahe der Stadt Meseritz (heute Międzyrzecz, Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen errichteten Irrenanstalt wurde 1942 zu einer Tötungsstätte umgestellt, in der Kranke systematisch durch Injektionen von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln und durch absichtlich herbeigeführte chronische Erschöpfung und Unterernährung ermordet wurden. Allein 1944 verzeichnete die damals völlig überfüllte Anstalt Obrawalde über 3800 Todesfälle. Getötet wurden vorrangig arbeitsunfähige Patienten und solche, die den Pflegern Arbeit machten oder unangenehm waren. Insgesamt wurden schätzungsweise 10.000 Patienten in der Anstalt Obrawalde ermordet.

Helene Kuss erkundigte sich in den Anstalten mehrfach nach dem Zustand ihres Sohnes und wollte ihn besuchen, man gab ihr statt einer Besuchserlaubnis jedoch nur vage schriftliche Auskünfte. Am 5. Dezember 1944 erhielt sie ein Telegramm mit der Nachricht, dass ihr 12-jähriger Sohn „Horst Kuss entschlafen“ sei, „Beerdigung Freitag vormittag, Überführung und Einäscherung nicht möglich“. Die Telegrammgebühr wurde ihr mit 4,85 Reichsmark in Rechnung gestellt. Als Todesursache gab der Anstaltsleiter Walter Grabowski zwei Tage später in einem Schreiben an Helene Kuss „Lungenentzündung“ an, weitere Anfragen wurden verbeten.