Else Grand

Location 
Rungiusstraße 33
District
Britz
Stone was laid
12 September 2008
Born
19 December 1893 in Ortelsburg (Ostpreußen) / Szczytno
Escape into death
03 November 1941 in Berlin

Else Grand und ihre ältere Schwester Johanna gehören zu jenen oftmals älteren Menschen, die durch die jahrelangen täglichen Schikanen während der NS-Diktatur zermürbt und ohne Hoffnung waren und – seit 1941 die drohende Deportation vor Augen – in den Tod flüchteten. Ihr Freitod war ein „erzwungener Freitod“. <br />
<br />
Else Grand wurde am 19. Dezember 1893 im ostpreußischen Ortelsburg (heute: Szczytno / Polen) geboren. Der kleine Ort südöstlich von Allenstein hatte um diese Zeit knapp 3000 deutsch- und polnischsprachige Einwohner, darunter ungefähr 160 Juden. Ortelsburg lag in einer der ärmsten Gegenden Preußens, und die Menschen wanderten in die Städte, nach Berlin und bis in die USA. <br />
Else Grands ältere Schwester Johanna war am 31. Dezember 1892 auf die Welt gekommen. Sie blieb wie Else unverheiratet und sollte später mit ihr in Berlin leben. Die große Familie Grand – wer die Eltern von Else und Johanna waren, bleibt unklar – hatte mit zu den Gründern der Synagogengemeinde von Ortelsburg im Jahr 1847 gehört. Die Männer lebten mit ihren Familien als Kaufleute im Kreis Ortelsburg (in Willenberg, Passenheim und Bischofsburg) und im Ort selbst. Einige waren recht wohlhabende Hausbesitzer. A. Grand (da gab es den 1825 geborenen Ascher Grand und später auch Adam Grand) besaß „Am Markt“ von Ortelsburg ein Konfektionsgeschäft, Max Grand (sein Sohn) handelte mit Spitzen, Borten u.Ä., damals „Posamentierwaren“ genannt. Ein Barthel (Berthel) Grand war um 1900 wie eine Johanna Grand Mitglied in der Synagogengemeinde. Einige Mitglieder der Familie wanderten von Hamburg in die USA aus. Andere zogen nach Berlin, darunter waren Barthel, Hermann, Max, Louis und auch Johanna und Else Grand – wahrscheinlich mit ihren Eltern. <br />
Da Else Grand unverheiratet war, ist sie im Adressbuch der Stadt Berlin schwer zu finden – nur die „Haushaltsvorstände“ wurden dort aufgelistet. Erst in den 1930er Jahren taucht ihre Schwester Johanna im Adressbuch als „Sekretärin“, „kaufmännische Angestellte“ oder „Stenotypistin“ auf – sie arbeitete also im Büro und an der Schreibmaschine. Else Grand lebte mit ihrer Schwester in einem Haushalt – ohne Beruf? <br />
Die beiden Schwestern Grand wohnten für kurze Zeit in der Rungiusstraße 54 in Britz. Dann zog Else Grand gemeinsam mit ihrer Schwester in die Rungiusstraße 33. Dort war 1931 nicht weit von der Siedlung „Ideal“ ein vorbildliches Mietshaus gebaut worden. Die Schwestern gehörten wohl zu den ersten Mieterinnen und Mietern dieses Neubaus. Sie sollten dort bis zu ihrem Tod bleiben. <br />
Seit dem 19. September 1941 musste Else Grand den „Judenstern“ tragen. Am 18. Oktober 1941 ging der erste Transport von Berlin in das Ghetto von Lodz. Seit Jahren immer weiter entrechtet und nun die drohende Deportation vor Augen, floh Else Grand am 3. November 1941 in den Tod, auch dies gemeinsam mit ihrer Schwester Johanna in der Wohnung in der Rungiusstraße 33. In der Friedhofskartei des Jüdischen Friedhofs Weißensee steht „Gasvergiftung“, keine Tabletten wie bei so vielen anderen. Bestellt wurde das Grab von einem Arzt, keinem Verwandten. <br />

Else Grand und ihre ältere Schwester Johanna gehören zu jenen oftmals älteren Menschen, die durch die jahrelangen täglichen Schikanen während der NS-Diktatur zermürbt und ohne Hoffnung waren und – seit 1941 die drohende Deportation vor Augen – in den Tod flüchteten. Ihr Freitod war ein „erzwungener Freitod“.

Else Grand wurde am 19. Dezember 1893 im ostpreußischen Ortelsburg (heute: Szczytno / Polen) geboren. Der kleine Ort südöstlich von Allenstein hatte um diese Zeit knapp 3000 deutsch- und polnischsprachige Einwohner, darunter ungefähr 160 Juden. Ortelsburg lag in einer der ärmsten Gegenden Preußens, und die Menschen wanderten in die Städte, nach Berlin und bis in die USA.
Else Grands ältere Schwester Johanna war am 31. Dezember 1892 auf die Welt gekommen. Sie blieb wie Else unverheiratet und sollte später mit ihr in Berlin leben. Die große Familie Grand – wer die Eltern von Else und Johanna waren, bleibt unklar – hatte mit zu den Gründern der Synagogengemeinde von Ortelsburg im Jahr 1847 gehört. Die Männer lebten mit ihren Familien als Kaufleute im Kreis Ortelsburg (in Willenberg, Passenheim und Bischofsburg) und im Ort selbst. Einige waren recht wohlhabende Hausbesitzer. A. Grand (da gab es den 1825 geborenen Ascher Grand und später auch Adam Grand) besaß „Am Markt“ von Ortelsburg ein Konfektionsgeschäft, Max Grand (sein Sohn) handelte mit Spitzen, Borten u.Ä., damals „Posamentierwaren“ genannt. Ein Barthel (Berthel) Grand war um 1900 wie eine Johanna Grand Mitglied in der Synagogengemeinde. Einige Mitglieder der Familie wanderten von Hamburg in die USA aus. Andere zogen nach Berlin, darunter waren Barthel, Hermann, Max, Louis und auch Johanna und Else Grand – wahrscheinlich mit ihren Eltern.
Da Else Grand unverheiratet war, ist sie im Adressbuch der Stadt Berlin schwer zu finden – nur die „Haushaltsvorstände“ wurden dort aufgelistet. Erst in den 1930er Jahren taucht ihre Schwester Johanna im Adressbuch als „Sekretärin“, „kaufmännische Angestellte“ oder „Stenotypistin“ auf – sie arbeitete also im Büro und an der Schreibmaschine. Else Grand lebte mit ihrer Schwester in einem Haushalt – ohne Beruf?
Die beiden Schwestern Grand wohnten für kurze Zeit in der Rungiusstraße 54 in Britz. Dann zog Else Grand gemeinsam mit ihrer Schwester in die Rungiusstraße 33. Dort war 1931 nicht weit von der Siedlung „Ideal“ ein vorbildliches Mietshaus gebaut worden. Die Schwestern gehörten wohl zu den ersten Mieterinnen und Mietern dieses Neubaus. Sie sollten dort bis zu ihrem Tod bleiben.
Seit dem 19. September 1941 musste Else Grand den „Judenstern“ tragen. Am 18. Oktober 1941 ging der erste Transport von Berlin in das Ghetto von Lodz. Seit Jahren immer weiter entrechtet und nun die drohende Deportation vor Augen, floh Else Grand am 3. November 1941 in den Tod, auch dies gemeinsam mit ihrer Schwester Johanna in der Wohnung in der Rungiusstraße 33. In der Friedhofskartei des Jüdischen Friedhofs Weißensee steht „Gasvergiftung“, keine Tabletten wie bei so vielen anderen. Bestellt wurde das Grab von einem Arzt, keinem Verwandten.