Chaim Horn

Location 
Großbeerenstr. 92
District
Kreuzberg
Stone was laid
01 July 2010
Born
10 July 1902 in Petrikau / Piotrków
Deportation
on 14 October 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Chaim Horn wurde am 10. Juli 1902 als Sohn des Bürstenmachers Josef Horn in Petrikau/Piotrków in Polen geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte die jüdische Familie nach Brandenburg an der Havel über. Im väterlichen Betrieb absolvierte Chaim Horn nach Beendigung der Volksschule eine Lehre zum Bürstenmacher. Im Juni 1920 nahm er als angestellter Bürsteneinrichter eine Stelle in der „Brandenburger Bürstenwarenfabrik“ an, einem der führenden Unternehmen dieser Art in der Stadt. <br />
Am 25. Dezember 1922 heiratete er Martha Machla Stanger, geboren am 6. August 1903 im galizischen Sieniawa. <br />
Das Ehepaar bewohnte in Brandenburg an der Havel eine kleine Wohnung in der kleinen Gartenstraße 33 nahe dem Bahnhof. Als Chaim Horn durch die Umstrukturierung der Bürstenwarenfabrik im November 1925 seine Arbeit verlor, fasste er den Entschluss, sich selbstständig zu machen und erwarb 1926 die in Konkurs geratene „Bürstenwaren Lichtenstein, Inhaber Ernst Rosendahl“. Neben der Fabrik kaufte Chaim Horn auch das auf dem Gelände befindliche Wohnhaus in der Wollenweberstraße 41 und zog mit seiner Ehefrau in eine Wohnung mit Blick auf den nahen Park. Am 10. Oktober 1926 kam Sohn Max zur Welt, am 18. Mai 1930 Tochter Ruth. Im neugegründeten Unternehmen „Brandenburger Bürsten-Industrie Ch. Horn“ erlernte Machla von ihrem Mann das Bürstenmacherhandwerk und arbeitete mit ihm zusammen. <br />
Nach der Pogromnacht 1938 verlor Chaim Horn aufgrund der eingeleiteten antijüdischen Maßnahmen seine Gewerbeerlaubnis und musste 1939 Haus und Geschäft weit unter Preis zwangsverkaufen. In der Pogromnacht 1938 wurden Chaim Horn und seine Frau Machla außerdem von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet und bis zum nächsten Tag in Potsdam festgehalten. Ihre Kinder blieben allein in der Wohnung in der Wollenweberstraße 41 zurück. Im Sommer 1939 verließ die Familie aufgrund dieser Erlebnisse Brandenburg und versuchte in den nachfolgenden Monaten vergeblich, von Berlin aus ihre Auswanderung nach Bolivien zu organisieren. Chaim Horn arbeitet zeitweilig in der Landwirtschaft, um das Geld für die Auswanderung zusammenzubekommen. Nachdem die Familie zunächst bei Machlas Mutter Rosa untergekommen war, fanden sie im Sommer 1940 eine Unterkunft in einer Kellerwohnung in der Großbeerenstraße 92 in Berlin-Kreuzberg. Vermieter war Otto Weidt, der bis zu diesem Zeitpunkt diese Zimmer als Werkräume für seine Blindenwerkstatt genutzt hatte. Otto Weidt gab Familie Horn mit dieser Wohnung nicht nur eine günstige Unterkunft, sondern beschäftigte auch den ehemaligen Bürstenmacher und Fabrikanten Chaim Horn als gut bezahlten Leiter der Zurichterei in der Blindenwerkstatt in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. Die Blindenwerkstatt produzierte Bürsten und andere Produkte aus Borsten und Rosshaar. Chaim Horn war mit 55 RM Wochenlohn der bestbezahlte Angestellte der Blindenwerkstatt. Sein Sohn Max, der ebenso wie seine Frau bei ihm das Handwerk des Bürstenmachens gelernt hatte, wurde von Otto Weidt ebenfalls beschäftigt. Ab 1941 mussten alle Mitglieder der Familie Horn den gelben Stern tragen. Als die Horns Anfang 1943 ihre Deportation aus Berlin befürchteten, bat Chaim Horn Otto Weidt um Hilfe. Otto Weidt riet Chaim Horn, mit seiner Familie unterzutauchen, und bot als Versteck einen Raum hinter der Werkstatt an, der nur durch einen Kleiderschrank von den eigentlichen Arbeitsräumen der Blindenwerkstatt abgetrennt war. Nachts waren die Horns nun im Versteck untergebracht, am Tage arbeiteten sie in der Werkstatt. Anfang Oktober 1943 wurde die Familie jedoch durch den Spitzel Rolf Isaaksohn an die Gestapo verraten. Bei einer nachfolgenden Razzia in der Blindenwerkstatt wurden Chaim, Malcha, Max und Ruth verhaftet und am 14. Oktober 1943 zusammen mit anderen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. <br />
Machla Horns Mutter Rosa und den Schwestern Frieda und Sabine gelang die Auswanderung nach Palästina. Schwester Ida starb bei der Geburt ihres zweiten Kindes 1943 in Bern. Schwester Regina Drucker, ihr Mann Benzion und ihre drei Kinder überlebten nicht.<br />

Chaim Horn wurde am 10. Juli 1902 als Sohn des Bürstenmachers Josef Horn in Petrikau/Piotrków in Polen geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte die jüdische Familie nach Brandenburg an der Havel über. Im väterlichen Betrieb absolvierte Chaim Horn nach Beendigung der Volksschule eine Lehre zum Bürstenmacher. Im Juni 1920 nahm er als angestellter Bürsteneinrichter eine Stelle in der „Brandenburger Bürstenwarenfabrik“ an, einem der führenden Unternehmen dieser Art in der Stadt.
Am 25. Dezember 1922 heiratete er Martha Machla Stanger, geboren am 6. August 1903 im galizischen Sieniawa.
Das Ehepaar bewohnte in Brandenburg an der Havel eine kleine Wohnung in der kleinen Gartenstraße 33 nahe dem Bahnhof. Als Chaim Horn durch die Umstrukturierung der Bürstenwarenfabrik im November 1925 seine Arbeit verlor, fasste er den Entschluss, sich selbstständig zu machen und erwarb 1926 die in Konkurs geratene „Bürstenwaren Lichtenstein, Inhaber Ernst Rosendahl“. Neben der Fabrik kaufte Chaim Horn auch das auf dem Gelände befindliche Wohnhaus in der Wollenweberstraße 41 und zog mit seiner Ehefrau in eine Wohnung mit Blick auf den nahen Park. Am 10. Oktober 1926 kam Sohn Max zur Welt, am 18. Mai 1930 Tochter Ruth. Im neugegründeten Unternehmen „Brandenburger Bürsten-Industrie Ch. Horn“ erlernte Machla von ihrem Mann das Bürstenmacherhandwerk und arbeitete mit ihm zusammen.
Nach der Pogromnacht 1938 verlor Chaim Horn aufgrund der eingeleiteten antijüdischen Maßnahmen seine Gewerbeerlaubnis und musste 1939 Haus und Geschäft weit unter Preis zwangsverkaufen. In der Pogromnacht 1938 wurden Chaim Horn und seine Frau Machla außerdem von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet und bis zum nächsten Tag in Potsdam festgehalten. Ihre Kinder blieben allein in der Wohnung in der Wollenweberstraße 41 zurück. Im Sommer 1939 verließ die Familie aufgrund dieser Erlebnisse Brandenburg und versuchte in den nachfolgenden Monaten vergeblich, von Berlin aus ihre Auswanderung nach Bolivien zu organisieren. Chaim Horn arbeitet zeitweilig in der Landwirtschaft, um das Geld für die Auswanderung zusammenzubekommen. Nachdem die Familie zunächst bei Machlas Mutter Rosa untergekommen war, fanden sie im Sommer 1940 eine Unterkunft in einer Kellerwohnung in der Großbeerenstraße 92 in Berlin-Kreuzberg. Vermieter war Otto Weidt, der bis zu diesem Zeitpunkt diese Zimmer als Werkräume für seine Blindenwerkstatt genutzt hatte. Otto Weidt gab Familie Horn mit dieser Wohnung nicht nur eine günstige Unterkunft, sondern beschäftigte auch den ehemaligen Bürstenmacher und Fabrikanten Chaim Horn als gut bezahlten Leiter der Zurichterei in der Blindenwerkstatt in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. Die Blindenwerkstatt produzierte Bürsten und andere Produkte aus Borsten und Rosshaar. Chaim Horn war mit 55 RM Wochenlohn der bestbezahlte Angestellte der Blindenwerkstatt. Sein Sohn Max, der ebenso wie seine Frau bei ihm das Handwerk des Bürstenmachens gelernt hatte, wurde von Otto Weidt ebenfalls beschäftigt. Ab 1941 mussten alle Mitglieder der Familie Horn den gelben Stern tragen. Als die Horns Anfang 1943 ihre Deportation aus Berlin befürchteten, bat Chaim Horn Otto Weidt um Hilfe. Otto Weidt riet Chaim Horn, mit seiner Familie unterzutauchen, und bot als Versteck einen Raum hinter der Werkstatt an, der nur durch einen Kleiderschrank von den eigentlichen Arbeitsräumen der Blindenwerkstatt abgetrennt war. Nachts waren die Horns nun im Versteck untergebracht, am Tage arbeiteten sie in der Werkstatt. Anfang Oktober 1943 wurde die Familie jedoch durch den Spitzel Rolf Isaaksohn an die Gestapo verraten. Bei einer nachfolgenden Razzia in der Blindenwerkstatt wurden Chaim, Malcha, Max und Ruth verhaftet und am 14. Oktober 1943 zusammen mit anderen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Machla Horns Mutter Rosa und den Schwestern Frieda und Sabine gelang die Auswanderung nach Palästina. Schwester Ida starb bei der Geburt ihres zweiten Kindes 1943 in Bern. Schwester Regina Drucker, ihr Mann Benzion und ihre drei Kinder überlebten nicht.