Arthur Itzig

Location 
Reichenberger Str. 181
District
Kreuzberg
Stone was laid
02 December 2005
Born
06 May 1894 in Soldau (Ostpreußen) / Działdowo
Deportation
on 26 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Arthur Itzig wurde am 6. Mai 1894 in Soldau (dem heutigen Działdowo in Polen) geboren. Er war der Sohn des um 1862 geborenen Kaufmanns Philipp Itzig und dessen Frau, deren Namen aus den erhaltenen Dokumenten nicht hervorgeht. Arthur wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf. Seine beiden jüngeren Schwestern Hedwig und Jenny kamen 1897 und 1901 in Soldau zur Welt. Arthurs Geburtsstadt am Nordufer des gleichnamigen Flusses (Działdówka) erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Kreuzpunkt der Bahnlinien Danzig–Warschau (Gdańsk–Warszawa) und Thorn–Ortelsburg (Toruń–Szczytno) eine wirtschaftliche Blüte und entwickelte sich zu einem für die Region bedeutenden Umschlagplatz für Vieh und Getreide. Über die Kindheit und Jugend von Arthur Itzig und seinen Schwestern in Soldau haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur relativ kleinen Jüdischen Gemeinde, zu der ein Jahr nach der Geburt von Arthur 154 der rund 3000 Einwohner Soldaus zählten.<br />
<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Soldau aufgrund der Versailler Bestimmungen 1920 polnisch und viele der jüdischen Bewohner verließen den Ort, vermutlich auch die Familie Itzig. Vielleicht hatte sie aber auch bereits in den 1910er-Jahren Soldau verlassen und sich im benachbarten Neidenburg (Nidzica) angesiedelt, das weiterhin zum damaligen Ostpreußen gehörte. Hier heiratete der Arthur Itzig, der eine kaufmännische Laufbahn eingeschlagen hatte, am 3. November 1920 die vier Jahre jüngere Gertrud Lazarus. Die gebürtige Neidenburgerin war die Tochter des ortsansässigen Handelsmanns Isaak Lazarus und der Amalie Lauter. In Neidenburg lebten auch Gertruds Geschwister Cäcilie, Lea und Jertha (Shoshana) sowie Alfred Lazarus.<br />
<br />
Das Ehepaar Itzig nahm sich eine Wohnung in der Neidenburger Innenstadt, am Marktplatz, wo auch Gertruds Eltern wohnten. Arthur Itzig unterhielt am Marktplatz seit den 1920er-Jahren ein Manufakturwarenhaus – also ein Warengeschäft für Meter- und Textilwaren, welche nach Maßangabe des Käufers geschnitten und verkauft wurden. Mit dem Warenhaus bestritt das Ehepaar in den 1920er- und 1930er-Jahren seinen Lebensunterhalt. Ein Jahr nach der Hochzeit kam am 3. Oktober 1921 in Neidenburg ihre Tochter Amalie zur Welt. Mit Gerd Peter bekam das Ehepaar im Mai 1928 ihr zweites Kind. Ihr Sohn wurde in Königsberg (Kaliningrad) geboren, wohin die Itzigs aber nicht dauerhaft ihren Lebensmittelpunkt verlegt haben können, da sie auch später noch in Neidenburg gemeldet waren.<br />
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Arthurs Schwester Jenny heiratete in den 1920er-Jahren Joseph Brenner und lebte mit ihm und ihren 1925 und 1928 geborenen Söhnen Gerhard und Hans in Dresden und später in Berlin, zuletzt in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg. Seine zweite Schwester Hedwig hatte im damals ostpreußischen Hohenstein (heute Olsztynek) den Kaufmann Fritz Israel geheiratet. In der knapp 60 Kilometer nördlich von Neidenburg gelegenen Stadt kam im Oktober 1920 ihr Sohn Georg zur Welt. Später zog auch das Ehepaar Israel nach Berlin, wo sie zuletzt in der Artilleriestraße 4–6 (heute Tucholskystraße) in Mitte lebten. In Neidenburg blieben zunächst außer den Itzigs auch Gertruds Eltern und die meisten ihrer Geschwister ansässig. Arthurs Vater Philipp war noch im November 1924 in Neidenburg gemeldet. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in der ostpreußischen Stadt zur Zeit der Weimarer Republik geben könnten.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Arthur Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Arthur Itzig als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP schon früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Die angeordneten Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte in der Stadt führten dazu, dass bereits 1933/1934 etwa 20 Geschäftsleute ihre Unternehmen aufgeben mussten. Arthur Itzig führte sein Geschäft noch wenigstens bis 1936 in der Stadt, musste es aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchteten das Ehepaar Arthur und Gertrud Itzig sowie ihre Kinder Amalie und Gerd Peter aus ihrer ostpreußischen Heimat nach Berlin, wo zu dieser Zeit die meisten ihrer nahen Verwandten lebten.<br />
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1939/1940 kamen sie in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg nahe dem Kottbusser Tor unter. Neben der Familie Itzig mitsamt ihren Kindern wohnte in der Wohnung seit April 1940 auch Gertruds Schwester Cäcilie Lazarus zur Untermiete. Im Januar 1942 nahmen Arthur und Gertrud Itzig trotz ihrer Not außerdem noch einen Säugling als Pflegekind auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, die zwöfjährige Norma Fleischer.<br />
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Außer Gertrud und Gerd Itzig und später den Pflegetöchtern mussten alle Familienmitglieder seit spätestens Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter Itzig war zuletzt unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin. Das Leben nahm für die Familie spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Arthur Itzig, seine Ehefrau und seine Kinder, seine Pflegetöchter und seine Schwägerin Cäcilie Lazarus erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurden der damals 48-jährige Arthur Itzig und seine Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
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Nur wenige von Arthur Itzigs Verwandten überlebten die NS-Verfolgung. Seine Schwester Hedwig Israel, deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war, wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Sohn Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Arthur nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert wurde und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Arthurs Schwester Jenny Brenner, ihr Ehemann Joseph und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA. Arthurs Schwager Alfred Lazarus war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Schwägerin Lea Bach, geborene Lazarus, war mit ihrem Mann Kurt und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und im Vernichtungslager ermordet worden. Eine weitere Schwägerin von Arthur namens Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil.

Arthur Itzig wurde am 6. Mai 1894 in Soldau (dem heutigen Działdowo in Polen) geboren. Er war der Sohn des um 1862 geborenen Kaufmanns Philipp Itzig und dessen Frau, deren Namen aus den erhaltenen Dokumenten nicht hervorgeht. Arthur wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf. Seine beiden jüngeren Schwestern Hedwig und Jenny kamen 1897 und 1901 in Soldau zur Welt. Arthurs Geburtsstadt am Nordufer des gleichnamigen Flusses (Działdówka) erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Kreuzpunkt der Bahnlinien Danzig–Warschau (Gdańsk–Warszawa) und Thorn–Ortelsburg (Toruń–Szczytno) eine wirtschaftliche Blüte und entwickelte sich zu einem für die Region bedeutenden Umschlagplatz für Vieh und Getreide. Über die Kindheit und Jugend von Arthur Itzig und seinen Schwestern in Soldau haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur relativ kleinen Jüdischen Gemeinde, zu der ein Jahr nach der Geburt von Arthur 154 der rund 3000 Einwohner Soldaus zählten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Soldau aufgrund der Versailler Bestimmungen 1920 polnisch und viele der jüdischen Bewohner verließen den Ort, vermutlich auch die Familie Itzig. Vielleicht hatte sie aber auch bereits in den 1910er-Jahren Soldau verlassen und sich im benachbarten Neidenburg (Nidzica) angesiedelt, das weiterhin zum damaligen Ostpreußen gehörte. Hier heiratete der Arthur Itzig, der eine kaufmännische Laufbahn eingeschlagen hatte, am 3. November 1920 die vier Jahre jüngere Gertrud Lazarus. Die gebürtige Neidenburgerin war die Tochter des ortsansässigen Handelsmanns Isaak Lazarus und der Amalie Lauter. In Neidenburg lebten auch Gertruds Geschwister Cäcilie, Lea und Jertha (Shoshana) sowie Alfred Lazarus.

Das Ehepaar Itzig nahm sich eine Wohnung in der Neidenburger Innenstadt, am Marktplatz, wo auch Gertruds Eltern wohnten. Arthur Itzig unterhielt am Marktplatz seit den 1920er-Jahren ein Manufakturwarenhaus – also ein Warengeschäft für Meter- und Textilwaren, welche nach Maßangabe des Käufers geschnitten und verkauft wurden. Mit dem Warenhaus bestritt das Ehepaar in den 1920er- und 1930er-Jahren seinen Lebensunterhalt. Ein Jahr nach der Hochzeit kam am 3. Oktober 1921 in Neidenburg ihre Tochter Amalie zur Welt. Mit Gerd Peter bekam das Ehepaar im Mai 1928 ihr zweites Kind. Ihr Sohn wurde in Königsberg (Kaliningrad) geboren, wohin die Itzigs aber nicht dauerhaft ihren Lebensmittelpunkt verlegt haben können, da sie auch später noch in Neidenburg gemeldet waren.

Arthurs Schwester Jenny heiratete in den 1920er-Jahren Joseph Brenner und lebte mit ihm und ihren 1925 und 1928 geborenen Söhnen Gerhard und Hans in Dresden und später in Berlin, zuletzt in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg. Seine zweite Schwester Hedwig hatte im damals ostpreußischen Hohenstein (heute Olsztynek) den Kaufmann Fritz Israel geheiratet. In der knapp 60 Kilometer nördlich von Neidenburg gelegenen Stadt kam im Oktober 1920 ihr Sohn Georg zur Welt. Später zog auch das Ehepaar Israel nach Berlin, wo sie zuletzt in der Artilleriestraße 4–6 (heute Tucholskystraße) in Mitte lebten. In Neidenburg blieben zunächst außer den Itzigs auch Gertruds Eltern und die meisten ihrer Geschwister ansässig. Arthurs Vater Philipp war noch im November 1924 in Neidenburg gemeldet. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in der ostpreußischen Stadt zur Zeit der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Arthur Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Arthur Itzig als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP schon früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Die angeordneten Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte in der Stadt führten dazu, dass bereits 1933/1934 etwa 20 Geschäftsleute ihre Unternehmen aufgeben mussten. Arthur Itzig führte sein Geschäft noch wenigstens bis 1936 in der Stadt, musste es aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchteten das Ehepaar Arthur und Gertrud Itzig sowie ihre Kinder Amalie und Gerd Peter aus ihrer ostpreußischen Heimat nach Berlin, wo zu dieser Zeit die meisten ihrer nahen Verwandten lebten.

1939/1940 kamen sie in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg nahe dem Kottbusser Tor unter. Neben der Familie Itzig mitsamt ihren Kindern wohnte in der Wohnung seit April 1940 auch Gertruds Schwester Cäcilie Lazarus zur Untermiete. Im Januar 1942 nahmen Arthur und Gertrud Itzig trotz ihrer Not außerdem noch einen Säugling als Pflegekind auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, die zwöfjährige Norma Fleischer.

Außer Gertrud und Gerd Itzig und später den Pflegetöchtern mussten alle Familienmitglieder seit spätestens Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter Itzig war zuletzt unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin. Das Leben nahm für die Familie spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Arthur Itzig, seine Ehefrau und seine Kinder, seine Pflegetöchter und seine Schwägerin Cäcilie Lazarus erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurden der damals 48-jährige Arthur Itzig und seine Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Nur wenige von Arthur Itzigs Verwandten überlebten die NS-Verfolgung. Seine Schwester Hedwig Israel, deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war, wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Sohn Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Arthur nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert wurde und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Arthurs Schwester Jenny Brenner, ihr Ehemann Joseph und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA. Arthurs Schwager Alfred Lazarus war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Schwägerin Lea Bach, geborene Lazarus, war mit ihrem Mann Kurt und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und im Vernichtungslager ermordet worden. Eine weitere Schwägerin von Arthur namens Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil.