Adolf Berkelmann

Location 
Giesebrechtstr. 21
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 May 2011
Born
20 October 1914 in Berlin
Verhaftet
in Sachsenhausen
Murdered
05 October 1942 in Sachsenhausen

Adolf Joachim Berkelmann kam am 20. Oktober 1914 in Berlin als Sohn des Drogisten Johannes Ernst (genannt Hans) Berkelmann und seiner Ehefrau Marie Olga geb. Simon auf die Welt. Mit (fast) 28 Jahren starb er im KZ Sachsenhausen, nach offiziellen Angaben an Ruhr. Über sein Leben ist bisher wenig bekannt.<br />
Die Eltern von Adolf Berkelmann hatten 1913 in Berlin geheiratet. Sein 1884 geborener Vater, der evangelischer Christ und auch nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten kein Jude war, stammte aus Lehe, heute ein Stadtteil von Bremerhaven. Dort war Adolf Berkelmanns Großvater Maschineninspektor bei der bekannten Reederei Norddeutscher Lloyd. Seine 1888 in Berlin geborene Mutter stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Schlesien nach Berlin gekommen war. Seine Großmutter Simon lernte Adolf Berkelmann nicht mehr kennen, sie war 1906 gestorben. Es lebten aber in Berlin mehrere verheiratete Schwestern seiner Mutter. Eine wichtige Rolle wird sicherlich die 1875 noch in Schlesien geborene und ledig gebliebene Tante Gertrud Simon für ihn gespielt haben: Sie besaß eine Pension in der Ansbacher Straße 38 in Berlin-Schöneberg. In demselben Haus sollte er aufwachsen und lange leben. <br />
Auch die Mutter von Adolf Berkelmann war vor der Ehe berufstätig gewesen: Als sie 1913 Hans Berkelmann heiratete, wohnte sie zwar noch bei ihrem Vater, war aber laut Heiratsurkunde „Erzieherin“ von Beruf, also Hauslehrerin oder Gouvernante, keine „Kindergärtnerin“. <br />
Sein Vater gab zum Zeitpunkt der Hochzeit als Anschrift die Ansbacher Straße 38 an – die Anschrift der Pension der Tante. <br />
Als Adolf Berkelmann ungefähr ein Vierteljahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges auf die Welt kam, wohnten seine Eltern in Teltow am südwestlichen Stadtrand von Berlin. Sein Vater war schon „im Felde“, wie es in der Geburtsanzeige im Berliner Tageblatt heißt. Er überlebte den Krieg nicht und fiel bereits am 20. Februar 1915.<br />
In Teltow findet sich sein Name auf einer Gedenktafel in der Kirche St. Andreas für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.<br />
Als Kriegerwitwe zog Marie Berkelmann in das Erdgeschoss des Gartenhauses der Ansbacher Straße 38 und eröffnete ein „Schreibmaschinenbüro“. Sie heiratete nicht wieder. Bis zum Ende der Weimarer Republik lebten und arbeiteten sie und ihre Schwester Gertrud Simon in der Ansbacher Straße. Marie Berkelmann zog als berufstätige Frau ihr Kind groß. Ob ihr Sohn Kontakt zu den Großeltern und anderen Verwandten Berkelmann in Lehe hatte?<br />
Adolf Berkelmann wurde Drogist wie sein Vater. Er blieb ledig und scheint in Berlin bei seiner Mutter gewohnt zu haben. Im Mai 1939 wohnten Mutter und Sohn laut Volkszählung in einer Erdgeschosswohnung im Hinterhaus der Giesebrechtstraße 21. Aber es heißt auch, dass man seit 1936 nichts mehr von Adolf Berkelmann gehört hat.<br />
Adolf Berkelmann war „mosaisch“, also Glaubensjude, und mit einer jüdischen Mutter auch nach der Halacha, dem jüdischen Gesetz, Jude. Für die Nationalsozialisten war er als „Halbjude“ und als Mitglied der jüdischen Religionsgemeinschaft „Geltungsjude“, musste den „Stern“ tragen und war allen anderen Einschränkungen und Diskriminierungen der Juden unterworfen. <br />
Wann und warum Adolf Berkelmann in die Hafenstadt Rostock gezogen ist, bleibt bis jetzt unklar. Seine Mutter war am 14. April 1942 aus der Giesebrechtstraße in das Ghetto von Warschau deportiert worden. Sie kehrte nicht zurück. Seine Tante Gertrud Simon, die noch immer in Berlin gelebt hatte, wurde am 3. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. In Rostock wohnte Adolf Berkelmann in der Ferdinandstraße 7, einer Straße mit vielen Einfamilienhäusern. Das Haus Nr. 7 war im Besitz der Familie Schulte bzw. der Erben Schulte. Dort muss er zur Untermiete gewohnt haben, und von dort wurde er in das KZ Sachsenhausen verschleppt. <br />
Im Juli 1942 wurde Adolf Berkelmann im Lager Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 45241 registriert. Als „jüdischer Häftling“ kam er in die Baracke 38, die „Judenbaracke“. Der Zwangsvorname „Israel“ wurde nicht notiert, und auch der Grund seiner Inhaftierung im KZ Sachsenhausen bleibt eine Vermutung. (Am 10. Juli 1942 wurden aus Rostock 24 (22?) Personen in den „Osten“ deportiert.) <br />
Nach drei Monaten Haft starb Adolf Berkelmann am 5. Oktober 1942 im KZ Sachsenhausen an Ruhr. So die offizielle Lesart.<br />

Adolf Joachim Berkelmann kam am 20. Oktober 1914 in Berlin als Sohn des Drogisten Johannes Ernst (genannt Hans) Berkelmann und seiner Ehefrau Marie Olga geb. Simon auf die Welt. Mit (fast) 28 Jahren starb er im KZ Sachsenhausen, nach offiziellen Angaben an Ruhr. Über sein Leben ist bisher wenig bekannt.
Die Eltern von Adolf Berkelmann hatten 1913 in Berlin geheiratet. Sein 1884 geborener Vater, der evangelischer Christ und auch nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten kein Jude war, stammte aus Lehe, heute ein Stadtteil von Bremerhaven. Dort war Adolf Berkelmanns Großvater Maschineninspektor bei der bekannten Reederei Norddeutscher Lloyd. Seine 1888 in Berlin geborene Mutter stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Schlesien nach Berlin gekommen war. Seine Großmutter Simon lernte Adolf Berkelmann nicht mehr kennen, sie war 1906 gestorben. Es lebten aber in Berlin mehrere verheiratete Schwestern seiner Mutter. Eine wichtige Rolle wird sicherlich die 1875 noch in Schlesien geborene und ledig gebliebene Tante Gertrud Simon für ihn gespielt haben: Sie besaß eine Pension in der Ansbacher Straße 38 in Berlin-Schöneberg. In demselben Haus sollte er aufwachsen und lange leben.
Auch die Mutter von Adolf Berkelmann war vor der Ehe berufstätig gewesen: Als sie 1913 Hans Berkelmann heiratete, wohnte sie zwar noch bei ihrem Vater, war aber laut Heiratsurkunde „Erzieherin“ von Beruf, also Hauslehrerin oder Gouvernante, keine „Kindergärtnerin“.
Sein Vater gab zum Zeitpunkt der Hochzeit als Anschrift die Ansbacher Straße 38 an – die Anschrift der Pension der Tante.
Als Adolf Berkelmann ungefähr ein Vierteljahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges auf die Welt kam, wohnten seine Eltern in Teltow am südwestlichen Stadtrand von Berlin. Sein Vater war schon „im Felde“, wie es in der Geburtsanzeige im Berliner Tageblatt heißt. Er überlebte den Krieg nicht und fiel bereits am 20. Februar 1915.
In Teltow findet sich sein Name auf einer Gedenktafel in der Kirche St. Andreas für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Als Kriegerwitwe zog Marie Berkelmann in das Erdgeschoss des Gartenhauses der Ansbacher Straße 38 und eröffnete ein „Schreibmaschinenbüro“. Sie heiratete nicht wieder. Bis zum Ende der Weimarer Republik lebten und arbeiteten sie und ihre Schwester Gertrud Simon in der Ansbacher Straße. Marie Berkelmann zog als berufstätige Frau ihr Kind groß. Ob ihr Sohn Kontakt zu den Großeltern und anderen Verwandten Berkelmann in Lehe hatte?
Adolf Berkelmann wurde Drogist wie sein Vater. Er blieb ledig und scheint in Berlin bei seiner Mutter gewohnt zu haben. Im Mai 1939 wohnten Mutter und Sohn laut Volkszählung in einer Erdgeschosswohnung im Hinterhaus der Giesebrechtstraße 21. Aber es heißt auch, dass man seit 1936 nichts mehr von Adolf Berkelmann gehört hat.
Adolf Berkelmann war „mosaisch“, also Glaubensjude, und mit einer jüdischen Mutter auch nach der Halacha, dem jüdischen Gesetz, Jude. Für die Nationalsozialisten war er als „Halbjude“ und als Mitglied der jüdischen Religionsgemeinschaft „Geltungsjude“, musste den „Stern“ tragen und war allen anderen Einschränkungen und Diskriminierungen der Juden unterworfen.
Wann und warum Adolf Berkelmann in die Hafenstadt Rostock gezogen ist, bleibt bis jetzt unklar. Seine Mutter war am 14. April 1942 aus der Giesebrechtstraße in das Ghetto von Warschau deportiert worden. Sie kehrte nicht zurück. Seine Tante Gertrud Simon, die noch immer in Berlin gelebt hatte, wurde am 3. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. In Rostock wohnte Adolf Berkelmann in der Ferdinandstraße 7, einer Straße mit vielen Einfamilienhäusern. Das Haus Nr. 7 war im Besitz der Familie Schulte bzw. der Erben Schulte. Dort muss er zur Untermiete gewohnt haben, und von dort wurde er in das KZ Sachsenhausen verschleppt.
Im Juli 1942 wurde Adolf Berkelmann im Lager Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 45241 registriert. Als „jüdischer Häftling“ kam er in die Baracke 38, die „Judenbaracke“. Der Zwangsvorname „Israel“ wurde nicht notiert, und auch der Grund seiner Inhaftierung im KZ Sachsenhausen bleibt eine Vermutung. (Am 10. Juli 1942 wurden aus Rostock 24 (22?) Personen in den „Osten“ deportiert.)
Nach drei Monaten Haft starb Adolf Berkelmann am 5. Oktober 1942 im KZ Sachsenhausen an Ruhr. So die offizielle Lesart.