Ernst Bromberg

Location 
Konstanzer Str. 4
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 March 2008
Born
18 April 1872 in Aachen/Rhein
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 26 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
10 February 1943 in Theresienstadt

Ernst Bromberg (Isaac Ernst Bromberg) kam am 18. April 1872 in Aachen (damals Rheinprovinz) als Sohn des jüdischen Kantors und Grundschullehrers Abraham Bromberg (1833/1834–1915) und seiner Ehefrau Friederike (Riekchen), geb. Steinberg (1838/39–1920) auf die Welt. Sein Vater stammte laut Sterberegistereintrag aus der Kreisstadt Aldenau in der Provinz Posen, der Großvater Bromberg war dort ebenfalls Kantor gewesen. Seine Mutter war in Vlotho in Ostwestfalen aufgewachsen. Großvater Steinberg und auch ein Onkel waren Metzgermeister.<br />
Der Vater von Ernst Bromberg arbeitete als Kantor und Lehrer zuerst im westfälischen Sauerland und dann in Aachen. Die ältesten Geschwister kamen noch im Sauerland auf die Welt: 1860 die Schwester Deborah in Marsberg (Kreis Brilon) und 1861 der Bruder Jeremias in Brilon. (Er lebte später als „Jermie“ Bromberg in den Niederlanden, wo er 1935 gestorben ist.) <br />
In Aachen waren 1862 am Promenadenplatz (seit 1984 Synagogenplatz) eine Synagoge und 1868 eine neue jüdische Gemeindeschule eröffnet worden. Im Aachener Adressbuch von 1868 ist Abraham Bromberg bereits als Kantor der Gemeinde und Lehrer an der israelitischen Schule verzeichnet. Die Familie wohnte in der Promenadenstraße 21/1. Sohn Ernst Bromberg wuchs also neben der Synagoge auf und wird die Schule besucht haben, an der sein Vater unterrichtete. <br />
Wie viele Geschwister er hatte, bleibt unklar. Neben einigen wohl früh verstorbenen Schwestern und Brüdern kamen in Aachen 1863 der Bruder Adolph, 1865 die Schwester Anna und 1875 die Schwester Rosalie auf die Welt. <br />
Ernst Bromberg wurde Kaufmann und ging nach Berlin. Dort heiratete er am 30. August 1899 die 1868 in Berlin geborene Alice Freudenberg, die noch bei ihren Eltern Gustav und Rebekka Freudenberg in der Klosterstraße 79 in „Alt- Berlin“ (heute Berlin-Mitte) lebte. Ihr Vater war gerichtlich vereidigter Taxator, also Gutachter, für Möbel und Nachlässe. Sie selbst war „ohne Beruf“. Im Heiratsregistereintrag steht als Religionszugehörigkeit „mosaisch“. Ob Alice Freudenberg auch nach den Rassengesetzen der NS-Diktatur Jüdin, jüdischer Herkunft oder „jüdisch versippt“ war, bleibt unklar oder wird widersprüchlich angegeben. Klar ist, dass fast all ihre nahen Verwandten Mitglieder der jüdischen Gemeinde gewesen sind oder – wie ihre Schwester Else und ihr Bruder Paul – vor der Taufe gewesen waren.<br />
Ebenfalls 1899 heiratete Ernst Brombergs Schwester Rosalie nach Berlin, und die Eltern Bromberg zogen aus Aachen in die Reichshauptstadt. In den folgenden Jahren lebten sie im ruhigen Pankow, bis 1920 noch eine Landgemeinde bei Berlin. <br />
Ernst Bromberg arbeitete als Geschäftsreisender und „Vertreter auswärtiger Häuser“. Er wohnte mit seiner Ehefrau zu Beginn des neuen Jahrhunderts in der Steinmetzstraße 25 in Schöneberg. Hier wurde am 18. März 1900 die Tochter Else geboren. Am 30. Dezember 1903 kam Sohn Werner in der Moselstraße 8 in Friedenau auf die Welt. Aber dort blieb die Familie laut Adressbuch nur für ein Jahr. (Auch Schöneberg und Friedenau gehörten noch nicht zu Berlin.)<br />
Danach lagen die Wohn- und Geschäftsadressen bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg zuerst in der Lindenstraße und dann in der Wilhelmstraße. Beide Straßen stehen eigentlich für das Berliner Presseviertel und das Regierungsviertel, aber in der Nähe war auch das Exportviertel Ritterstraße im heutigen Kreuzberg. Rund um die Ritterstraße waren nicht allein kleine Industriebetriebe und viele Handelsfirmen, sondern auch – wie eine ständige Messe – unzählige Musterlager. Ernst Bromberg besaß ein Tuchlager in der Wilhelmstraße. <br />
Von 1912 bis zur NS-Diktatur lebten Ernst und Alice Bromberg in der Martin-Luther-Straße 45. Heute wäre dies in der Nähe der Urania und der Keithstraße, damals standen hier repräsentative Bürgerhäuser. Als Beruf von Ernst Bromberg wird „Kaufmann“ angegeben. Es scheint, dass auch die Tochter Else – während dieser Jahre erwachsen geworden – weiterhin bei den Eltern gewohnt hat. <br />
Ernst Brombergs Schwestern Anna und Rosalie (die erste ledig geblieben und von Beruf Gesangslehrerin, die andere verheiratet) waren bereits Anfang des Jahrhunderts in Berlin gestorben. Mitte Oktober 1915 starb auch sein Vater Abraham Bromberg, und seine Mutter zog zu Sohn und Schwiegertochter in die Martin-Luther-Straße. Dort starb sie am 4. April 1920.<br />
Nach dem Beginn der NS-Diktatur wechselte die Familie Bromberg einige Male die Wohnung, wohnte in der Erfurter Straße und der Sybelstraße. Seit 1938 lebte sie in einer 4-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage des Vorderhauses der Konstanzer Straße 4, ein Eckhaus zur Duisburger Straße. Ernst Bromberg wurde im Berliner Adressbuch bis zum letzten Eintrag im Jahr 1940 als „Kaufmann“ notiert. Sohn Werner Bromberg, der beim Lette-Verein eine Lehre zum Fotografen absolviert hatte, wohnte Ende der 1930er-Jahre nicht mehr bei den Eltern, sondern in der nahen Xantener Straße 10. Die unverheiratete Tochter Else Bromberg war Zwangsarbeiterin bei der Krone Presswerk GmbH in Berlin-Lichtenberg.<br />
Am 13. Juni 1942 wurde der Sohn Walter Bromberg Richtung Sobibor/Maidanek deportiert und am 19. Juni 1942 im Vernichtungslager Maidanek ermordet. Seine Eltern Ernst und Alice Bromberg wurden am 26. August 1942 vom Anhalter Bahnhof aus mit einem der „kleinen“ Alterstransporte (100 Personen in zwei Personenwaggons) nach Theresienstadt deportiert. Tochter Else Bromberg blieb in der Wohnung und musste jüdische Untermieter aufnehmen. <br />
Ernst Bromberg kam bereits am 10. Februar 1943 in Theresienstadt um. Seine Ehefrau Alice lebte noch bis zum 8. Mai 1944. Else Bromberg wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.<br />

Ernst Bromberg (Isaac Ernst Bromberg) kam am 18. April 1872 in Aachen (damals Rheinprovinz) als Sohn des jüdischen Kantors und Grundschullehrers Abraham Bromberg (1833/1834–1915) und seiner Ehefrau Friederike (Riekchen), geb. Steinberg (1838/39–1920) auf die Welt. Sein Vater stammte laut Sterberegistereintrag aus der Kreisstadt Aldenau in der Provinz Posen, der Großvater Bromberg war dort ebenfalls Kantor gewesen. Seine Mutter war in Vlotho in Ostwestfalen aufgewachsen. Großvater Steinberg und auch ein Onkel waren Metzgermeister.
Der Vater von Ernst Bromberg arbeitete als Kantor und Lehrer zuerst im westfälischen Sauerland und dann in Aachen. Die ältesten Geschwister kamen noch im Sauerland auf die Welt: 1860 die Schwester Deborah in Marsberg (Kreis Brilon) und 1861 der Bruder Jeremias in Brilon. (Er lebte später als „Jermie“ Bromberg in den Niederlanden, wo er 1935 gestorben ist.)
In Aachen waren 1862 am Promenadenplatz (seit 1984 Synagogenplatz) eine Synagoge und 1868 eine neue jüdische Gemeindeschule eröffnet worden. Im Aachener Adressbuch von 1868 ist Abraham Bromberg bereits als Kantor der Gemeinde und Lehrer an der israelitischen Schule verzeichnet. Die Familie wohnte in der Promenadenstraße 21/1. Sohn Ernst Bromberg wuchs also neben der Synagoge auf und wird die Schule besucht haben, an der sein Vater unterrichtete.
Wie viele Geschwister er hatte, bleibt unklar. Neben einigen wohl früh verstorbenen Schwestern und Brüdern kamen in Aachen 1863 der Bruder Adolph, 1865 die Schwester Anna und 1875 die Schwester Rosalie auf die Welt.
Ernst Bromberg wurde Kaufmann und ging nach Berlin. Dort heiratete er am 30. August 1899 die 1868 in Berlin geborene Alice Freudenberg, die noch bei ihren Eltern Gustav und Rebekka Freudenberg in der Klosterstraße 79 in „Alt- Berlin“ (heute Berlin-Mitte) lebte. Ihr Vater war gerichtlich vereidigter Taxator, also Gutachter, für Möbel und Nachlässe. Sie selbst war „ohne Beruf“. Im Heiratsregistereintrag steht als Religionszugehörigkeit „mosaisch“. Ob Alice Freudenberg auch nach den Rassengesetzen der NS-Diktatur Jüdin, jüdischer Herkunft oder „jüdisch versippt“ war, bleibt unklar oder wird widersprüchlich angegeben. Klar ist, dass fast all ihre nahen Verwandten Mitglieder der jüdischen Gemeinde gewesen sind oder – wie ihre Schwester Else und ihr Bruder Paul – vor der Taufe gewesen waren.
Ebenfalls 1899 heiratete Ernst Brombergs Schwester Rosalie nach Berlin, und die Eltern Bromberg zogen aus Aachen in die Reichshauptstadt. In den folgenden Jahren lebten sie im ruhigen Pankow, bis 1920 noch eine Landgemeinde bei Berlin.
Ernst Bromberg arbeitete als Geschäftsreisender und „Vertreter auswärtiger Häuser“. Er wohnte mit seiner Ehefrau zu Beginn des neuen Jahrhunderts in der Steinmetzstraße 25 in Schöneberg. Hier wurde am 18. März 1900 die Tochter Else geboren. Am 30. Dezember 1903 kam Sohn Werner in der Moselstraße 8 in Friedenau auf die Welt. Aber dort blieb die Familie laut Adressbuch nur für ein Jahr. (Auch Schöneberg und Friedenau gehörten noch nicht zu Berlin.)
Danach lagen die Wohn- und Geschäftsadressen bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg zuerst in der Lindenstraße und dann in der Wilhelmstraße. Beide Straßen stehen eigentlich für das Berliner Presseviertel und das Regierungsviertel, aber in der Nähe war auch das Exportviertel Ritterstraße im heutigen Kreuzberg. Rund um die Ritterstraße waren nicht allein kleine Industriebetriebe und viele Handelsfirmen, sondern auch – wie eine ständige Messe – unzählige Musterlager. Ernst Bromberg besaß ein Tuchlager in der Wilhelmstraße.
Von 1912 bis zur NS-Diktatur lebten Ernst und Alice Bromberg in der Martin-Luther-Straße 45. Heute wäre dies in der Nähe der Urania und der Keithstraße, damals standen hier repräsentative Bürgerhäuser. Als Beruf von Ernst Bromberg wird „Kaufmann“ angegeben. Es scheint, dass auch die Tochter Else – während dieser Jahre erwachsen geworden – weiterhin bei den Eltern gewohnt hat.
Ernst Brombergs Schwestern Anna und Rosalie (die erste ledig geblieben und von Beruf Gesangslehrerin, die andere verheiratet) waren bereits Anfang des Jahrhunderts in Berlin gestorben. Mitte Oktober 1915 starb auch sein Vater Abraham Bromberg, und seine Mutter zog zu Sohn und Schwiegertochter in die Martin-Luther-Straße. Dort starb sie am 4. April 1920.
Nach dem Beginn der NS-Diktatur wechselte die Familie Bromberg einige Male die Wohnung, wohnte in der Erfurter Straße und der Sybelstraße. Seit 1938 lebte sie in einer 4-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage des Vorderhauses der Konstanzer Straße 4, ein Eckhaus zur Duisburger Straße. Ernst Bromberg wurde im Berliner Adressbuch bis zum letzten Eintrag im Jahr 1940 als „Kaufmann“ notiert. Sohn Werner Bromberg, der beim Lette-Verein eine Lehre zum Fotografen absolviert hatte, wohnte Ende der 1930er-Jahre nicht mehr bei den Eltern, sondern in der nahen Xantener Straße 10. Die unverheiratete Tochter Else Bromberg war Zwangsarbeiterin bei der Krone Presswerk GmbH in Berlin-Lichtenberg.
Am 13. Juni 1942 wurde der Sohn Walter Bromberg Richtung Sobibor/Maidanek deportiert und am 19. Juni 1942 im Vernichtungslager Maidanek ermordet. Seine Eltern Ernst und Alice Bromberg wurden am 26. August 1942 vom Anhalter Bahnhof aus mit einem der „kleinen“ Alterstransporte (100 Personen in zwei Personenwaggons) nach Theresienstadt deportiert. Tochter Else Bromberg blieb in der Wohnung und musste jüdische Untermieter aufnehmen.
Ernst Bromberg kam bereits am 10. Februar 1943 in Theresienstadt um. Seine Ehefrau Alice lebte noch bis zum 8. Mai 1944. Else Bromberg wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.