Gabriele Caro née Schmelkes

Location 
Bleibtreustr. 19
District
Charlottenburg
Stone was laid
19 April 2010
Born
10 November 1871 in Prag / Praha
Deportation
on 18 May 1943 to Theresienstadt
Murdered
18 October 1943 in Theresienstadt

Gabriele Caro war eine kleine, eher stille Frau mit leicht gewellten Haaren. Doch in ihrer großzügigen Wohnung in der Mommsenstraße 60, in der sie lange zusammen mit ihrer Familie wohnte, bis sie 1938 in die deutlich kleinere Wohnung in der nahen Bleibtreustraße 19 umzog, war sie, die stets Ella genannt wurde, der unumstrittene Mittelpunkt. Sie führte nicht nur das Zepter in der Küche, sondern auch insgesamt ein sehr gastfreundliches Haus. Dabei wurde das Geld knapp, nachdem ihr Mann Isaac Caro 1932 an einem Herzinfarkt gestorben war. So beschreibt der indische Schriftsteller Vikram Seth in seinem Buch Zwei Leben (im Fischer-Verlag) die Hausherrin, bei der sein Onkel Shanti 1933 als Untermieter eingezogen war. Prompt verliebte sich Shanti in die Tochter Henny Caro, die er später nach dem Krieg heiratete.<br />
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Gabriele Caro wurde am 11. November 1871 als Gabriele Schmelkes in Prag geboren. Ihr Vater war dort Geschäftsführer einer Zeitung. 1906 heiratete sie in Dresden Isaac Caro, der als Verwalter des Besitzes seiner Geschwister und anderer Personen Geld verdiente. Später zog das Paar nach Berlin und bekam drei Kinder, die Töchter Lola und Henny sowie den Sohn Heinz. Die beiden Töchter arbeiteten als Sekretärinnen bei der Mannheimer Lebensversicherungsgesellschaft, Sohn Heinz übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Job als Vermögensverwalter. 1938 emigrierte er nach Südamerika; wie ihm das gelang, ist unklar.<br />
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Ein Jahr später – einen Monat vor Beginn des Zweiten Weltkrieges – gelang auch seiner Schwester Henny Caro die Flucht nach England. Nur mit einem Koffer mit ein paar Kleidern und Büchern kam sie in London an, wo sie bei einem entfernt bekannten Professor gegen Hausarbeit und Kinderbetreuung Unterkunft und Verpflegung fand. Zurück in Deutschland blieben ihre Schwester Lola und ihre Mutter Gabriele. Sie saßen im eigenen Heimatland in der Falle.<br />
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Die schnappte im Mai 1943 zu. Nachdem sie die obligatorische Vermögenserklärung über etwaige Geldwerte und ihren Haushalt hatte abgeben müssen, mit der die Nazis den Deportationsprozess üblicherweise einleiteten, wurde Gabriele Caro am 15. Mai in das jüdische Sammellager in der Großen Hamburger Straße „verbracht“. Schon Monate zuvor hatte die Gestapo einmal die über 70-Jährige aus ihrer Wohnung in der Bleibtreustraße abgeholt; es gelang der Tochter Lola aber, die Mutter wieder frei zu bekommen. Ein zweites Mal glückte die Rettung nicht. Am 18. Mai 1943 wurde Gabriele Caro nach Theresienstadt deportiert. Die Transportbezeichnung dieses sogenannten „Alterstransports“ mit seinen 100 Menschen lautete „I/93“. Einen Tag später erklärten die Nazis Berlin offiziell für „judenfrei“.<br />
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Theresienstadt war zwar kein Vernichtungslager, dennoch waren die Überlebenschancen gering. Dies galt besonders auch für Gabriele Caro, die nach den Recherchen von Vikram Seth schon bei ihrer Ankunft „sehr krank, unterernährt und infektionsanfällig“ gewesen war. Sie kam umgehend ins Krankenhaus. Am 26. Juli 1943 konnte sie noch eine Postkarte an einen Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Berlin schreiben: „Nach einer Erkrankung geht es mir Gott sei Dank besser.“ Ihre große Sorge galt ihrer Tochter Lola: „Gerne würde ich wissen, ob sich Lola schon gemeldet hat.“ Die war einen Tag vor der Deportation der Mutter ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt worden, wo sie zunächst Zwangsarbeit verrichten musste, um vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 1943 ermordet zu werden.<br />
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Gabriele Caro starb in Theresienstadt am 18. Oktober 1943.

Gabriele Caro war eine kleine, eher stille Frau mit leicht gewellten Haaren. Doch in ihrer großzügigen Wohnung in der Mommsenstraße 60, in der sie lange zusammen mit ihrer Familie wohnte, bis sie 1938 in die deutlich kleinere Wohnung in der nahen Bleibtreustraße 19 umzog, war sie, die stets Ella genannt wurde, der unumstrittene Mittelpunkt. Sie führte nicht nur das Zepter in der Küche, sondern auch insgesamt ein sehr gastfreundliches Haus. Dabei wurde das Geld knapp, nachdem ihr Mann Isaac Caro 1932 an einem Herzinfarkt gestorben war. So beschreibt der indische Schriftsteller Vikram Seth in seinem Buch Zwei Leben (im Fischer-Verlag) die Hausherrin, bei der sein Onkel Shanti 1933 als Untermieter eingezogen war. Prompt verliebte sich Shanti in die Tochter Henny Caro, die er später nach dem Krieg heiratete.

Gabriele Caro wurde am 11. November 1871 als Gabriele Schmelkes in Prag geboren. Ihr Vater war dort Geschäftsführer einer Zeitung. 1906 heiratete sie in Dresden Isaac Caro, der als Verwalter des Besitzes seiner Geschwister und anderer Personen Geld verdiente. Später zog das Paar nach Berlin und bekam drei Kinder, die Töchter Lola und Henny sowie den Sohn Heinz. Die beiden Töchter arbeiteten als Sekretärinnen bei der Mannheimer Lebensversicherungsgesellschaft, Sohn Heinz übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Job als Vermögensverwalter. 1938 emigrierte er nach Südamerika; wie ihm das gelang, ist unklar.

Ein Jahr später – einen Monat vor Beginn des Zweiten Weltkrieges – gelang auch seiner Schwester Henny Caro die Flucht nach England. Nur mit einem Koffer mit ein paar Kleidern und Büchern kam sie in London an, wo sie bei einem entfernt bekannten Professor gegen Hausarbeit und Kinderbetreuung Unterkunft und Verpflegung fand. Zurück in Deutschland blieben ihre Schwester Lola und ihre Mutter Gabriele. Sie saßen im eigenen Heimatland in der Falle.

Die schnappte im Mai 1943 zu. Nachdem sie die obligatorische Vermögenserklärung über etwaige Geldwerte und ihren Haushalt hatte abgeben müssen, mit der die Nazis den Deportationsprozess üblicherweise einleiteten, wurde Gabriele Caro am 15. Mai in das jüdische Sammellager in der Großen Hamburger Straße „verbracht“. Schon Monate zuvor hatte die Gestapo einmal die über 70-Jährige aus ihrer Wohnung in der Bleibtreustraße abgeholt; es gelang der Tochter Lola aber, die Mutter wieder frei zu bekommen. Ein zweites Mal glückte die Rettung nicht. Am 18. Mai 1943 wurde Gabriele Caro nach Theresienstadt deportiert. Die Transportbezeichnung dieses sogenannten „Alterstransports“ mit seinen 100 Menschen lautete „I/93“. Einen Tag später erklärten die Nazis Berlin offiziell für „judenfrei“.

Theresienstadt war zwar kein Vernichtungslager, dennoch waren die Überlebenschancen gering. Dies galt besonders auch für Gabriele Caro, die nach den Recherchen von Vikram Seth schon bei ihrer Ankunft „sehr krank, unterernährt und infektionsanfällig“ gewesen war. Sie kam umgehend ins Krankenhaus. Am 26. Juli 1943 konnte sie noch eine Postkarte an einen Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Berlin schreiben: „Nach einer Erkrankung geht es mir Gott sei Dank besser.“ Ihre große Sorge galt ihrer Tochter Lola: „Gerne würde ich wissen, ob sich Lola schon gemeldet hat.“ Die war einen Tag vor der Deportation der Mutter ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt worden, wo sie zunächst Zwangsarbeit verrichten musste, um vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 1943 ermordet zu werden.

Gabriele Caro starb in Theresienstadt am 18. Oktober 1943.