Dr. Curt Ehrlich

Location 
Sybelstr. 65
District
Charlottenburg
Stone was laid
30 July 2005
Born
12 January 1878 in Kattowitz (Schlesien) / Katowice
Occupation
Apotheker
Deportation
on 03 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Der 1878 in Kattowitz (dem heutigen Katowice) geborene Curt Ehrlich war Apotheker. Er hatte in Zürich, Breslau und Königsberg studiert und 1904 in Königsberg promoviert. Nach Tätigkeit als Apotheker in Nürnberg und Berlin eröffnete er am 4. April 1931 die „Eigelstein-Apotheke“ in Köln , die er bis ca. 1936 betreiben konnte, dann aber verpachten mußte, da ihm als Juden die Approbation entzogen worden war. 1938 wurde die Apotheke in Köln „arisiert“.

Curt Ehrlich war verheiratet mit Meta, geb. Jacobsohn (geb. 1885). Bis zur Deportation wohnte das Ehepaar in der Sybelstr. 65 in Berlin-Charlottenburg. Am 3. Februar 1943 wurden Curt und Meta Ehrlich nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Curt (Kurt) Ehrlich kam am 12. Januar 1878 als Sohn des jüdischen Schneidermeisters Josef Ehrlich und dessen Ehefrau Flora, geb. Schüller im oberschlesischen Kattowitz (heute Katowice/Polen) auf die Welt gekommen.

Die Stadt Kattowitz, auch das „Zentrum des schlesischen Ruhrgebiets“ genannt, gehörte seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich. Umgeben von Kohle- und Erzvorkommen hatte sie sich in kurzer Zeit aus einem Dorf zu einer Industriestadt entwickelt. Die erste Kattowitzer Synagoge stand seit 1862 an der Ecke Grundmann- und Schillerstraße. Nicht weit davon wuchs Curt Ehrlich auf, und in der Nähe haben auch seine Verwandten gewohnt: Im Adressbuch von Kattowitz ist seine Mutter Flora 1894 (bereits als Witwe) für die Grundmannstraße 20 eingetragen, 1897 wurde Curt Ehrlich als „Pharmaceut“ in der Friedrichstraße 8 notiert. Seine Mutter starb 1898 in Kattowitz.

Curt Ehrlich hatte als „Pharmaceut“ nicht studiert. Der Beruf des Apothekers war neu, ein Pharmaziestudium war erst seit 1875 im ganzen Deutschen Reich vorgeschrieben. Auch der Antisemitismus traf die Juden ganz besonders, sie durften den Beruf des Apothekers erst seit 1861 in eigener Verantwortung ausüben. – Curt Ehrlich verließ Kattowitz und studierte Pharmazie in Zürich, Breslau und Königsberg. In Königsberg arbeitete er 1902/1903 in einer Militärapotheke als „Einjähriger“, d.h. als Freiwilliger für ein Jahr anstelle des dreijährigen normalen Wehrdienstes, und promovierte 1904 an der dortigen Universität zum Dr. phil.

Die Eröffnung einer Apotheke war für Juden noch immer schwer, und einige jüdische Apotheker gründeten daher pharmazeutische Fabriken – so auch Curt Ehrlich. Er war nach Berlin gezogen und wohnte anfangs in der Schumannstraße in Berlin-Mitte, seine Firma, eine „Dragee- und Komprimierindustrie“ befand sich in der Bülowstraße 56.

Am 21. September 1908 heiratete Curt Ehrlich die 1885 geborene Meta Jacobsohn, die bis dahin bei ihren Eltern in der Würzburgerstraße 19 in Schöneberg (bis 1920 bei Berlin) gelebt hatte. Nach der Hochzeit zog das Ehepaar in eine Wohnung im 2. Stock der Cranachstraße 55 in Berlin-Friedenau. 1909 tat Curt Ehrlich sich mit Otto Lener zusammen, der in der Gitschinerstraße eine ähnliche Firma wie er selbst betrieb, und die beiden gründeten die pharmazeutische Fabrik „Dr. Ehrlich & Lener, Vereinigte Werke GmbH.“ Die Firma sollte sich bis zum Ende der 1920er-Jahre in der Chausseestraße 25 befinden.

Im Ersten Weltkrieg ging Curt Ehrlich kurz nach Kriegsbeginn Anfang August 1914 als Apotheker an die Front im Westen. Die knappen Einträge in den „Kriegsranglisten und -stammrollen“ lassen die Hölle des Krieges nur ahnen: Curt Ehrlich arbeitete in Feldlazaretten, nahm in Lothringen und Flandern an verschiedenen großen Schlachten und an dem besonders grausamen und zermürbenden Stellungskrieg teil. Dann musste er die Front verlassen. Zum 1. Februar 1917 wurde er nach einem „Erholungsurlaub“ zum Reservelazarett Nürnberg versetzt.

Während des Krieges veränderte sich das Leben in Berlin: Das Ehepaar Curt und Meta Ehrlich besaß für kurze Zeit eine Wohnung in der Sybelstraße 12, die Firma hatte viele Jahre einen anderen Geschäftsführer. 1915 starb sein Schwiegervater Salomon Jacobsohn in Berlin.

Curt Ehrlich kehrte nach dem Krieg aus Nürnberg nach Berlin zurück. In den folgenden Jahren lebte das Ehepaar Ehrlich in der Wielandstraße 6 in Friedenau. (Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.) Curt Ehrlich wird im Berliner Adressbuch als Apotheker und Chemiker bezeichnet. – Es scheint aber, als hätte er die Firma letztendlich verkauft. – Curt Ehrlich war in diesen Jahren Freimaurer und Mitglied der „Johannis-Loge-zum Spiegel der Wahrheit“ in Berlin. Um 1930 verließ er Berlin.

Anfang April 1931 gründete Curt Ehrlich die noch immer bestehende Eigelstein Apotheke in Köln, am Eigelstein 100. Sie lag (und liegt) „mitten im Herzen der Stadt“. Das Ehepaar wohnte in der Domstraße 43, ebenfalls in der Kölner Altstadt. (Dort liegt heute ein Stolperstein, der an Curt Ehrlich erinnert.) Zum 31. Januar 1939 wurde den jüdischen Apothekern die Approbation entzogen. Curt Ehrlich findet sich bereits 1938 wieder im Berliner Adressbuch, er scheint seine Kölner Apotheke zuerst verpachtet und dann ganz verloren zu haben.

In Berlin gab es bereits seit Herbst 1936 keine Apotheke mehr, die von einem Juden geleitet wurde. Curt Ehrlichs ehemaliger Berliner Kompagnon Otto Lener war mit seiner Familie Mitte der 1930er-Jahre nach Frankreich emigriert. Curt Ehrlich und seine Ehefrau Meta Ehrlich wohnten in den folgenden Jahren in der Sybelstraße 65 im Bezirk Charlottenburg.

Am 3. Februar 1943 wurde Dr. Curt Ehrlich gemeinsam mit seiner Ehefrau aus der allerletzten Wohnung in der Knesebeckstraße 70/71, einem sogenannten Judenhaus, nach Auschwitz deportiert. Über 950 Menschen gehörten zu diesem Transport, fünf Menschen haben überlebt. Das Ehepaar Dr. Curt und Meta Ehrlich wurde ermordet.