Erich Hamel

Location 
Wilhelmsaue 136
District
Wilmersdorf
Stone was laid
30 July 2005
Born
11 January 1893 in Wollstein (Posen) / Wolsztyn
Forced Labour
Kabelarbeiter (Nicolaus & Co., Funktechnische Werkstätten)
Deportation
on 03 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Erich Hamel kam am 11. Januar 1893 in Wollstein südwestlich von Posen (heute Wolsztyn/Polen) als Sohn von Benno Hamel (1850–1913) und dessen Ehefrau Eugenie, geb. Adler (1865–1935) auf die Welt. Dort gab es eine große jüdische Gemeinde. Sein Vater war Besitzer eines Hotels und Gasthofs. Die Familie Hamel, die sich bis 1911 „Hammel“ nannte, besaß in Wollstein schon lange Zeit ein Manufaktur- und Modewarengeschäft. Erich Hamel hatte drei Brüder (Herbert *1889, Fritz *1895 und Kurt *?) und vier Schwestern. Zwei der Schwestern wanderten in die USA aus. Zwischen den anderen Geschwistern sollte weiterhin ein enger Kontakt bestehen.

Die Familie kam bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Im Berliner Adressbuch von 1910 findet sich Vater Benno Hamel als Kaufmann in der seit 1963 nicht mehr existierenden Marsiliusstraße 23 in Berlin-Mitte. (Die Straße lag zwischen der Großen Frankfurter Straße, heute Karl-Marx-Allee, und der Blumenstraße.) Nach der Erinnerung der Adoptivtochter von Erich Hamel eröffnete der Vater in Berlin eine Lesestube.

Ende Januar 1913 starb Vater Benno Hamel, und der Bruder Herbert wurde Hauptmieter der Wohnung. Die Mutter zog mit ihren ledigen Kindern nach Berlin-Wilmersdorf in eine große Wohnung in der Mainzer Straße 22, Ecke Weimarische Straße. Erich Hamel absolvierte eine kaufmännische Lehre bei dem bekannten Warenhaus Tietz, arbeitete aber später als Vertreter. 1914, gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs, meldete er sich freiwillig zur Armee. Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz (EK II) und dem Verwundetenabzeichen kehrte er aus dem Krieg nach Berlin zurück. Dort wohnte er weiterhin bei seiner Mutter in der Mainzer Straße.

Am 18. Juli 1929 heiratete Erich Hamel die 1905 geborene Verkäuferin Wally Hildegard Kieper, die er schon einige Jahre gekannt hatte. Sie war die Tochter des Tischlermeisters Otto Kieper, war evangelisch und auch nach den später über Leben und Tod entscheidenen Rassengesetzen der Nationalsozialisten keine Jüdin. Hildegard Kieper lebte noch bei ihren Eltern in der Hauptstraße in Berlin-Schöneberg, sie brachte ihre kleine Tochter Ingrid mit in die Ehe.

1933 verlor Erich Hamel seinen Arbeitsplatz und musste in den folgenden Jahren von Gelegenheitsarbeiten leben. 1935 starb seine Mutter im Israelitischen Krankenheim der Gemeinde Adass Jisroel in der Elsässer Straße 85, heute Torstraße 146.

Nun meldete sich der leibliche Vater des Kindes, der dieses nicht mit einem Juden aufwachsen lassen wollte. 1936 ließen sich Erich und Hildegard Hamel daher scheiden, um die Tochter auf diesem Weg behalten zu können. Die Mutter lebte gemeinsam mit dem Kind, der Vater woanders – beide zur Untermiete, sodass sie in den Berliner Adressbüchern nicht notiert worden sind. Obwohl die Eltern andere Partner/innen hatten (Hildegard Hamel heiratete 1939 ein weiteres Mal) trafen sich die Eltern und das Kind weiterhin in der Wohnung der jüngsten Schwester Gertrud von Erich Hamel, die seit 1927 mit dem nichtjüdischen Alfred Hollstein verheiratet war. Auch nach der Scheidung und trotz unterschiedlicher Lebensweisen blieben die Familien Hamel und Kieper eng verbunden und boten sich gegenseitig Hilfe und „Schutzräume“.

Erich Hamel wurde schließlich zur Zwangsarbeit verpflichtet: Er musste als Kabelarbeiter bei der Firma Nicolaus & Co., Funktechnische Werkstätten in der Köpenicker Straße in Berlin-Kreuzberg arbeiten. Seine konkrete Tätigkeit bleibt unklar – sie soll schwer und schmutzig gewesen sein.

Erich Hamel wohnte zuletzt zur Untermiete bei dem mit ihm befreundeten Ehepaar Dagobert und Erna Marchand im vierten Stock des ersten Hinterhofes des Hauses Wilhelmsaue 136. (Das Ehepaar wurde ebenfalls deportiert und ermordet.) Im Zusammenhang mit der „Fabrikaktion“ wurde er festgenommen und – wie andere in „Mischehen“ lebende Männer – in einem Gebäude der Jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße 2 inhaftiert. Dort war auch sein Bruder Kurt, der eine nichtjüdische Ehefrau hatte. Der Bruder kam nach dem öffentlichen Protest der nichtjüdischen Ehefrauen frei. Erich Hamel blieb und wurde am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Dort kam er anfangs zur Arbeit nach Auschwitz-Monowitz – aber dies war nur ein Aufschub. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt. Erich Hamel wurde 1943 in Auschwitz ermordet.

Ermordet wurden auch sein nach Belgien geflohener Bruder Herbert und sein Bruder Fritz, der mit der Schwester Sophie in das Ghetto von Lodz deportiert worden war. Sein Bruder Kurt und die Schwester Gertrud überlebten in Berlin, weil sie durch ihre nichtjüdischen Partner geschützt waren.