Helene Konicki

Location 
Fasanenstr. 60
District
Wilmersdorf
Stone was laid
26 September 2006
Born
26 May 1873 in Gnesen (Posen) / Gniezno
Deportation
on 17 March 1943 to Theresienstadt
Later deported
on 16 May 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Helene Konicki war fast 70 Jahre alt, als sie in die fabrikmäßige Todesmaschinerie der Nationalsozialisten geriet. Aus ihrer schönen Wohnung in der Fasanenstraße 60 hatte sie auf Druck der Nazis ausziehen müssen. Die letzten Monate vor ihrer Deportation am 17. März 1943 wohnte sie in der nahen Meierottostraße 6 als „Untermieterin bei Jacobi“. Für das möblierte Zimmer bezahlte sie monatlich 25 RM.<br />
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Hoffnung auf eine Rückkehr in die angestammte Wohnung in der Fasanenstraße hatte Helene Konicki aber wohl bis zuletzt. Denn dort hielt ihre Tochter Lucie Kubler die Stellung, offenbar ohne von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) allzu sehr drangsaliert zu werden.<br />
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Die Hoffnung trog. In ihren Amtsstuben hatte die Gestapo Helene Konicki schon längst auf ihre Todeslisten gesetzt und verfügt, dass „das gesamte Vermögen der Helene Sara Konicki zugunsten des Deutschen Reiches einzuziehen“ sei. Am 22. Februar 1943 hatte sie die obligatorische Vermögenserklärung abgeben müssen, die üblicherweise den Deportationsprozess einleitete. Offenbar hatte die alte Dame ihre Möbel und Wertsachen ihrer Tochter überlassen, denn in dem 16-seitigen vorgedruckten Formular strich sie alle Kategorien und Posten konsequent durch.<br />
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Leider lassen die wenigen erhaltenen Dokumente, die vor allem im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam über Helene Konicki archiviert sind, keine Rekonstruktion ihres Lebens und Schicksals zu. Wir erfahren lediglich, dass sie am 26. Mai 1873 in Gnesen (Gniezno, Polen) geboren wurde und eine Tochter hatte. Andere Lebensstationen fehlen ebenso wie Angaben über Beruf und Ehe. Daran hatten die Nazis auch wenig Interesse; ihr Augenmerk galt der Vernichtung und finanziellen Ausbeutung der Todgeweihten.<br />
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Anfang März 1943 wurde Helene Konicki in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26 „verbracht“, wie es im Nazi-Jargon hieß. Am 17. März 1943 musste die fast 70-Jährige zusammen mit 1341 Schicksalsgefährten den Deportationszug nach Theresienstadt besteigen. Die Transportbezeichnung für diesen letzten „Großtransport“ aus Berlin nach Theresienstadt lautete „I/90“. Der Transport umfasste neben den Berliner Juden auch langjährige Angestellte der Jüdischen Kultusverwaltung, Träger von Verwundetenabzeichen sowie Kriegerwitwen und Kriegsbeschädigte. Auch wenn Theresienstadt kein Vernichtungslager war, erwartete die Deportierten dort die Hölle: Starben die Verschleppten nicht an Entkräftung oder Krankheit, wurden viele von ihnen weiter transportiert nach Auschwitz oder zu anderen Mordstätten. Eine der wenigen Überlebenden, die Schriftstellerin Ruth Klüger, sprach von Theresienstadt als „Stall vor dem Schlachthaus“.<br />
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Auch für Helene Konicki war Theresienstadt nicht die Endstation. Über ein Jahr blieb sie in dem Lager, überstand Hunger und Krankheiten. Dann, am 16. Mai 1944, wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft am 16. Mai 1944 ermordet wurde. Ihren Mördern war sie noch nicht einmal eine Nummer im Todesregister wert.<br />
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Die Berliner Schreibtischtäter schlossen die „Akte Konicki, Judenname Helene Sara“ am 31. August 1944.

Helene Konicki war fast 70 Jahre alt, als sie in die fabrikmäßige Todesmaschinerie der Nationalsozialisten geriet. Aus ihrer schönen Wohnung in der Fasanenstraße 60 hatte sie auf Druck der Nazis ausziehen müssen. Die letzten Monate vor ihrer Deportation am 17. März 1943 wohnte sie in der nahen Meierottostraße 6 als „Untermieterin bei Jacobi“. Für das möblierte Zimmer bezahlte sie monatlich 25 RM.

Hoffnung auf eine Rückkehr in die angestammte Wohnung in der Fasanenstraße hatte Helene Konicki aber wohl bis zuletzt. Denn dort hielt ihre Tochter Lucie Kubler die Stellung, offenbar ohne von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) allzu sehr drangsaliert zu werden.

Die Hoffnung trog. In ihren Amtsstuben hatte die Gestapo Helene Konicki schon längst auf ihre Todeslisten gesetzt und verfügt, dass „das gesamte Vermögen der Helene Sara Konicki zugunsten des Deutschen Reiches einzuziehen“ sei. Am 22. Februar 1943 hatte sie die obligatorische Vermögenserklärung abgeben müssen, die üblicherweise den Deportationsprozess einleitete. Offenbar hatte die alte Dame ihre Möbel und Wertsachen ihrer Tochter überlassen, denn in dem 16-seitigen vorgedruckten Formular strich sie alle Kategorien und Posten konsequent durch.

Leider lassen die wenigen erhaltenen Dokumente, die vor allem im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam über Helene Konicki archiviert sind, keine Rekonstruktion ihres Lebens und Schicksals zu. Wir erfahren lediglich, dass sie am 26. Mai 1873 in Gnesen (Gniezno, Polen) geboren wurde und eine Tochter hatte. Andere Lebensstationen fehlen ebenso wie Angaben über Beruf und Ehe. Daran hatten die Nazis auch wenig Interesse; ihr Augenmerk galt der Vernichtung und finanziellen Ausbeutung der Todgeweihten.

Anfang März 1943 wurde Helene Konicki in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26 „verbracht“, wie es im Nazi-Jargon hieß. Am 17. März 1943 musste die fast 70-Jährige zusammen mit 1341 Schicksalsgefährten den Deportationszug nach Theresienstadt besteigen. Die Transportbezeichnung für diesen letzten „Großtransport“ aus Berlin nach Theresienstadt lautete „I/90“. Der Transport umfasste neben den Berliner Juden auch langjährige Angestellte der Jüdischen Kultusverwaltung, Träger von Verwundetenabzeichen sowie Kriegerwitwen und Kriegsbeschädigte. Auch wenn Theresienstadt kein Vernichtungslager war, erwartete die Deportierten dort die Hölle: Starben die Verschleppten nicht an Entkräftung oder Krankheit, wurden viele von ihnen weiter transportiert nach Auschwitz oder zu anderen Mordstätten. Eine der wenigen Überlebenden, die Schriftstellerin Ruth Klüger, sprach von Theresienstadt als „Stall vor dem Schlachthaus“.

Auch für Helene Konicki war Theresienstadt nicht die Endstation. Über ein Jahr blieb sie in dem Lager, überstand Hunger und Krankheiten. Dann, am 16. Mai 1944, wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft am 16. Mai 1944 ermordet wurde. Ihren Mördern war sie noch nicht einmal eine Nummer im Todesregister wert.

Die Berliner Schreibtischtäter schlossen die „Akte Konicki, Judenname Helene Sara“ am 31. August 1944.