Margarete Loew

Location 
Schillerstr. 14
District
Charlottenburg
Stone was laid
19 April 2010
Born
23 February 1867 in Wien
Deportation
on 29 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
17 December 1941 in Łódź / Litzmannstadt

Margarete Loew, oft auch Löw geschrieben, wurde am 24. Februar 1867 in Wien geboren. Sie war eine Nichte von Anna Loew, der Mutter Ernst Heymanns. Es ist nicht bekannt, wann und warum sie nach Berlin kam. Mitte der 1920er Jahre hat sie ihrer inzwischen verwitweten Tante den Haushalt geführt und sie gepflegt. In Ernst Heymanns Testament von 1928 wird sie mit einer lebenslangen Rente bedacht. Nach dem Tod von Anna Heymann (geb. Loew) blieb Margarete dem Vetter verbunden und zog im Juli 1932, wie erwähnt, mit ihm zusammen in die Schillerstraße in eine 4-Zimmer-Wohnung.<br />
<br />
Mitte Oktober 1941 mussten beide die von ihnen verlangte „Vermögenserklärung“ ausfüllen. Margarete Loew, inzwischen 74 Jahre alt, litt möglicherweise an einer Alterskrankheit: die seit 1919 im Heymannschen Haushalt als Dienstmädchen tätige Anna Keller wird wenig später in einem an die Gestapo gerichteten Brief, in dem sie Lohnforderungen „an die abgeholten Juden“ geltend macht, äußern, „die Jüdin Loew“ sei „seit Jahren nicht mehr zurechnungsfähig“ (u.a. verlangte Anna Keller Nachzahlungen für 20 Jahre nicht erhaltenen Urlaub – ihr Ansinnen wurde abgelehnt). Die sehr zittrige und unvollständige Unterschrift Margarete Loews deutet darauf hin, dass sie zumindest mit dem Schreiben größte Schwierigkeiten hatte. Ihr Formular war vermutlich von Ernst Heymann ausgefüllt. In seinem eigenen gab er äußerst minutiös noch eine Reihe von Sachen an, die von früherem Wohlstand zeugen, zum Beispiel Ölgemälde, Familienportraits und andere Kunstgegenstände, Smoking, Frack und Pelzmantel, goldene Manschettenknöpfe und Uhr, Silberbesteck und „zwei Dutzend Krebsgabeln“, und einiges mehr, das zum Teil auch Fräulein Loew gehöre. Alles Gegenstände, die „dem Reich verfallen“, wie eine „Enteignungsverfügung“ besagte, die ihnen am 26. Oktober zugestellt wurde. Da waren beide bereits in die zur Sammelstelle umfunktionierten Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 eingeliefert. Tags darauf, am 27. Oktober 1941, wurden sie in das Ghetto Lodz deportiert.<br />
<br />
Das Ghetto wurde bereits 1940 durch die deutschen Besatzer von der polnischen Industriestadt Lodz – von den Nationalsozialisten Litzmannstadt genannt - abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt. Etwa 160 000 Juden aus Lodz wurden in die äußerst ärmlichen Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 wurden weitere 20 000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto deportiert. Am 27. Oktober ging von Gleis 17 im Grunewald der dritte „Transport“ mit über 1 000 Juden von Berlin ab, unter ihnen Margarete Loew und Ernst Heymann. <br />
<br />
Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Für arbeitsfähig Gehaltene mussten Zwangsarbeit in Munitionsfabriken und Uniformschneidereien leisten. Ernst Heymann und Margarete Loew wurden für arbeitsfähig befunden (Margaretes Alter war fälschlich – trotz korrektem Geburtsdatum – mit 64 angegeben). Ihre letzten Lebenswochen konnten sie nicht mal in der gleichen Unterkunft verbringen: Ernst wurde in der Gnesenstraße 26 „eingesiedelt“, so die Amtssprache, Margarete in der Zimmerstraße 26/2. Unter den dortigen Bedingungen waren die Wintermonate kaum zu überstehen. Margarete Loew erlag den Verhältnissen am 17. Dezember 1941.

Margarete Loew, oft auch Löw geschrieben, wurde am 24. Februar 1867 in Wien geboren. Sie war eine Nichte von Anna Loew, der Mutter Ernst Heymanns. Es ist nicht bekannt, wann und warum sie nach Berlin kam. Mitte der 1920er Jahre hat sie ihrer inzwischen verwitweten Tante den Haushalt geführt und sie gepflegt. In Ernst Heymanns Testament von 1928 wird sie mit einer lebenslangen Rente bedacht. Nach dem Tod von Anna Heymann (geb. Loew) blieb Margarete dem Vetter verbunden und zog im Juli 1932, wie erwähnt, mit ihm zusammen in die Schillerstraße in eine 4-Zimmer-Wohnung.

Mitte Oktober 1941 mussten beide die von ihnen verlangte „Vermögenserklärung“ ausfüllen. Margarete Loew, inzwischen 74 Jahre alt, litt möglicherweise an einer Alterskrankheit: die seit 1919 im Heymannschen Haushalt als Dienstmädchen tätige Anna Keller wird wenig später in einem an die Gestapo gerichteten Brief, in dem sie Lohnforderungen „an die abgeholten Juden“ geltend macht, äußern, „die Jüdin Loew“ sei „seit Jahren nicht mehr zurechnungsfähig“ (u.a. verlangte Anna Keller Nachzahlungen für 20 Jahre nicht erhaltenen Urlaub – ihr Ansinnen wurde abgelehnt). Die sehr zittrige und unvollständige Unterschrift Margarete Loews deutet darauf hin, dass sie zumindest mit dem Schreiben größte Schwierigkeiten hatte. Ihr Formular war vermutlich von Ernst Heymann ausgefüllt. In seinem eigenen gab er äußerst minutiös noch eine Reihe von Sachen an, die von früherem Wohlstand zeugen, zum Beispiel Ölgemälde, Familienportraits und andere Kunstgegenstände, Smoking, Frack und Pelzmantel, goldene Manschettenknöpfe und Uhr, Silberbesteck und „zwei Dutzend Krebsgabeln“, und einiges mehr, das zum Teil auch Fräulein Loew gehöre. Alles Gegenstände, die „dem Reich verfallen“, wie eine „Enteignungsverfügung“ besagte, die ihnen am 26. Oktober zugestellt wurde. Da waren beide bereits in die zur Sammelstelle umfunktionierten Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 eingeliefert. Tags darauf, am 27. Oktober 1941, wurden sie in das Ghetto Lodz deportiert.

Das Ghetto wurde bereits 1940 durch die deutschen Besatzer von der polnischen Industriestadt Lodz – von den Nationalsozialisten Litzmannstadt genannt - abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt. Etwa 160 000 Juden aus Lodz wurden in die äußerst ärmlichen Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 wurden weitere 20 000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto deportiert. Am 27. Oktober ging von Gleis 17 im Grunewald der dritte „Transport“ mit über 1 000 Juden von Berlin ab, unter ihnen Margarete Loew und Ernst Heymann.

Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Für arbeitsfähig Gehaltene mussten Zwangsarbeit in Munitionsfabriken und Uniformschneidereien leisten. Ernst Heymann und Margarete Loew wurden für arbeitsfähig befunden (Margaretes Alter war fälschlich – trotz korrektem Geburtsdatum – mit 64 angegeben). Ihre letzten Lebenswochen konnten sie nicht mal in der gleichen Unterkunft verbringen: Ernst wurde in der Gnesenstraße 26 „eingesiedelt“, so die Amtssprache, Margarete in der Zimmerstraße 26/2. Unter den dortigen Bedingungen waren die Wintermonate kaum zu überstehen. Margarete Loew erlag den Verhältnissen am 17. Dezember 1941.