Dr. Otto Mendelsson

Location 
Nassauische Str. 16 A
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 October 2009
Born
26 March 1880 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Deportation
on 03 October 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 16 May 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Otto Mendelsson wurde am 26. März 1880 in Breslau (dem heutigen Wrocław) geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Adolf Mendelsson. Über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Otto im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der schlesischen Großstadt an der Oder. <br />
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Otto Mendelsson studierte nach seinem Schulabschluss Medizin in Breslau, Freiburg und München und promovierte mit einer Arbeit zu Gefäßmissbildungen mit dem Titel: „Über primäres cavernöses Haemangiom der quergestreiften Muskeln“. 1903 erhielt der damals 23-jährige Mediziner seine Approbation. Während des Ersten Weltkriegs meldete sich Otto Mendelsson freiwillig oder er wurde rekrutiert und erhielt für seinen Einsatz später das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. Nach dem Ende des Krieges ließ er sich 1920 als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin nieder. Seine Praxis befand sich in der Lützowstraße 72 in Mitte. Anfang der 1920er-Jahre heiratete Otto Mendelsson die praktische Ärztin Dr. Hedwig Mendelsson, mit der er in den nächsten Jahren in der Lützowstraße eine Gemeinschaftspraxis führte. Am 4. Mai 1925 bekam das Ehepaar einen Sohn, dem sie den Namen Wolfgang Alexander gaben. 1929 oder 1930 verstarb Ottos Ehefrau Hedwig. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Mendelssons im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Otto Mendelsson und seinen Sohn. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden „nichtarische“ Ärzte mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933“ vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, zwischen 1933 und 1937 wurden ihnen sukzessive mit insgesamt sieben Verordnungen die Kassenzulassungen entzogen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten.<br />
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Otto Mendelsson wurde 1933 aus seiner Stellung als Fürsorgearzt in Kreuzberg aus dem städtischen Gesundheitswesen Berlins entlassen. Er verlegte seine Praxis 1933 in die Gleditschstraße 48 in Schöneberg und 1935 in die Behmstraße 1 im Gesundbrunnen. Am 30. September 1938 wurde ihm wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Er konnte fortan noch als „Krankenbehandler“ ausschließlich jüdische Patienten versorgen. Ottos Sohn Wolfgang hatte seit ihrer Gründung 1935 die „Private Jüdische Schule Dr. Leonore Goldschmidt“ in Berlin-Grunewald besucht, an der zwischen Mai 1935 und September 1939 jüdische Kinder von aus dem Staatsdienst entlassenen jüdischen Lehrkräften unterrichtet wurden. Seit 1936 hatte die Schule die offizielle Abiturlizenz. Nach deren Schließung wechselte Wolfgang Mendelsson im Oktober 1939 an eine andere jüdische Schule, wo der 16-jährige am 31. März 1942 sein Abitur ablegte. 1939 waren Vater und Sohn in die Nassauische Straße 16 in Wilmersdorf gezogen. Ende der 1930er- und Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Otto und Wolfgang Mendelsson in Berlin zum reinen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Wolfgang war in dieser Zeit gezwungen, als jugendlicher Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung zu arbeiten. 1941 mussten Vater und Sohn ihre Wohnung in Wilmersdorf aufgeben, nahmen sich eine Wohnung am Siegmunds Hof 15 im Hansaviertel und kamen schließlich 1942 in einer Wohnung in der Levetzowstraße 12a in Moabit unter, wo sie zur Untermiete bei der Mieterin Else Schragenheim lebten.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Herbst 1942 erhielten Otto und Wolfgang Mendelsson den Deportationsbescheid. Sie wurden von Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei in die Sammelstelle in der Große Hamburger Straße 26 gebracht und wurden von dort am 3. Oktober 1942 mit dem „3. Großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Wolfgang Mendelsson im Alter von 17 Jahren im März 1943 ermordet wurde – entweder durch direkte Gewalteinwirkung oder durch die unmenschlichen Bedingungen mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Otto Mendelsson wurde aus Theresienstadt am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Otto Mendelsson wurde am 26. März 1880 in Breslau (dem heutigen Wrocław) geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Adolf Mendelsson. Über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Otto im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der schlesischen Großstadt an der Oder.

Otto Mendelsson studierte nach seinem Schulabschluss Medizin in Breslau, Freiburg und München und promovierte mit einer Arbeit zu Gefäßmissbildungen mit dem Titel: „Über primäres cavernöses Haemangiom der quergestreiften Muskeln“. 1903 erhielt der damals 23-jährige Mediziner seine Approbation. Während des Ersten Weltkriegs meldete sich Otto Mendelsson freiwillig oder er wurde rekrutiert und erhielt für seinen Einsatz später das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. Nach dem Ende des Krieges ließ er sich 1920 als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin nieder. Seine Praxis befand sich in der Lützowstraße 72 in Mitte. Anfang der 1920er-Jahre heiratete Otto Mendelsson die praktische Ärztin Dr. Hedwig Mendelsson, mit der er in den nächsten Jahren in der Lützowstraße eine Gemeinschaftspraxis führte. Am 4. Mai 1925 bekam das Ehepaar einen Sohn, dem sie den Namen Wolfgang Alexander gaben. 1929 oder 1930 verstarb Ottos Ehefrau Hedwig. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Mendelssons im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Otto Mendelsson und seinen Sohn. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden „nichtarische“ Ärzte mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933“ vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, zwischen 1933 und 1937 wurden ihnen sukzessive mit insgesamt sieben Verordnungen die Kassenzulassungen entzogen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten.

Otto Mendelsson wurde 1933 aus seiner Stellung als Fürsorgearzt in Kreuzberg aus dem städtischen Gesundheitswesen Berlins entlassen. Er verlegte seine Praxis 1933 in die Gleditschstraße 48 in Schöneberg und 1935 in die Behmstraße 1 im Gesundbrunnen. Am 30. September 1938 wurde ihm wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Er konnte fortan noch als „Krankenbehandler“ ausschließlich jüdische Patienten versorgen. Ottos Sohn Wolfgang hatte seit ihrer Gründung 1935 die „Private Jüdische Schule Dr. Leonore Goldschmidt“ in Berlin-Grunewald besucht, an der zwischen Mai 1935 und September 1939 jüdische Kinder von aus dem Staatsdienst entlassenen jüdischen Lehrkräften unterrichtet wurden. Seit 1936 hatte die Schule die offizielle Abiturlizenz. Nach deren Schließung wechselte Wolfgang Mendelsson im Oktober 1939 an eine andere jüdische Schule, wo der 16-jährige am 31. März 1942 sein Abitur ablegte. 1939 waren Vater und Sohn in die Nassauische Straße 16 in Wilmersdorf gezogen. Ende der 1930er- und Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Otto und Wolfgang Mendelsson in Berlin zum reinen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Wolfgang war in dieser Zeit gezwungen, als jugendlicher Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung zu arbeiten. 1941 mussten Vater und Sohn ihre Wohnung in Wilmersdorf aufgeben, nahmen sich eine Wohnung am Siegmunds Hof 15 im Hansaviertel und kamen schließlich 1942 in einer Wohnung in der Levetzowstraße 12a in Moabit unter, wo sie zur Untermiete bei der Mieterin Else Schragenheim lebten.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Herbst 1942 erhielten Otto und Wolfgang Mendelsson den Deportationsbescheid. Sie wurden von Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei in die Sammelstelle in der Große Hamburger Straße 26 gebracht und wurden von dort am 3. Oktober 1942 mit dem „3. Großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Wolfgang Mendelsson im Alter von 17 Jahren im März 1943 ermordet wurde – entweder durch direkte Gewalteinwirkung oder durch die unmenschlichen Bedingungen mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Otto Mendelsson wurde aus Theresienstadt am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.