Leo Moser

Location 
Jenaer Str. 18
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 November 2005
Born
24 June 1892 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Deportation
on 28 May 1943 to Theresienstadt
Later deported
on 01 October 1944 to Auschwitz
Murdered
1944 in Auschwitz

Leo Moser (auch Leo Moses, Lio Mozer), geboren am 24. Juni 1892 als Sohn von Isidor und Hedwig Moser, geb. Jacobi, zog es nach seinem Abitur am Königlichen Realgymnasium seiner Heimatstadt Bromberg (heute: Bydgoszcz/Polen) nach Berlin zu seinen Verwandten, der Familie Cassirer. Hier begann er ein Philosophiestudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin), brach dieses jedoch ab, um als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Während seines Fronteinsatzes geriet er gegen Ende des Krieges in Gefangenschaft. Aus dieser entlassen, kehrte er nach Berlin zurück und fand bei der Firma Nathan Heimann & Co., ansässig in der Berliner Straße 13 in Berlin-Pankow, eine Anstellung als Kaufmann. Durch seinen Arbeitgeber, den Mitinhaber der Luxus-Spitzen-Papier-Fabrik sowie der Maschinen- und Gravier-Anstalt Heinrich-Julius Henschel, lernte Leo dessen Tochter Charlotte kennen.<br />
Charlotte, die einer bildungsbürgerlichen jüdischen Familie aus Berlin-Pankow entstammte, besuchte eine der Höheren Töchterschulen. Hier wurde sie nicht nur auf ihre zukünftige Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet, sondern sie erfuhr zudem eine allgemeine „geistige Bildung“. So sprach Charlotte fünf Sprachen, erhielt Gesangs- und Klavierunterricht und entpuppte sich als eine begabte Pianistin.<br />
Im Mai 1922 heiratete Leo im Alter von dreißig Jahren die zehn Jahre jüngere Charlotte, Tochter von Heinrich-Julius Henschel und Henriette Henschel, geb. Heimann.<br />
Nach der Heirat bezog das junge Paar seine erste gemeinsame Wohnung in der Hadlichstraße 27 in Berlin-Pankow. Im Oktober 1923 wurde Tochter Eveline geboren, sechs Jahre später, im Dezember 1929, folgte Sohn Werner. In dieser Zeit zog die Familie noch einmal um in die Kavalierstraße 21, ebenfalls in Berlin-Pankow.<br />
Im April 1933 begann die „Entjudung“ bzw. „Arisierung“. Juden und Jüdinnen sowie Menschen, die in der rassistischen Klassifikation der Nationalsozialisten als Jude oder „jüdische Mischlinge“ galten, wurden aus Handel, Gewerbe und Wissenschaft sowie aus ihren Wohnungen und Häusern gedrängt. Dabei machte diese Verdrängung auch vor Schulen und Universitäten nicht halt. So wurde am 25. April 1933 das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen verabschiedet. Damit begann die staatlich organisierte Diskriminierung jüdischer Schülerinnen und Schüler. In der Hoffnung, ihrer Tochter antisemitische Diskriminierungen ersparen zu können, zogen Leo und Charlotte Moser nun mit ihren Kindern nach Berlin-Wilmersdorf in die Jenaer Straße 18 und schickten Eveline fortan auf die Höhere Privatschule für Mädchen, die sogenannte „Zickelschule“ in die Kufsteiner Straße 16 desselben Bezirks.<br />
Weil Leo Moser keine Zukunft in Deutschland sah, fasste die Familie bereits zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft den Entschluss auszuwandern und reiste vorübergehend nach Palästina. „Da kann man ja nicht leben“, sagte Leo Moser nach der Rückkehr. Daraufhin planten sie in die Schweiz auszuwandern. Aber der Versuch, den Familienbetrieb in die Schweiz zu verlegen, scheiterte an den Schikanen an der Grenze. Denn plötzlich durften trotz vorheriger Erlaubnis, alle firmeneigenen Maschinen aus Deutschland zu überführen, nur noch einige wenige ausgeführt werden. Der Verlust wäre jedoch immens gewesen und der Betrieb hätte mit den nunmehr wenigen genehmigten Maschinen nicht alle an der Firma beteiligten Familienmitglieder ernähren können. Deshalb beschloss die Familie, die Verlegung des Betriebs in die Schweiz abzubrechen. Kurz darauf, im Januar 1934, nahm sich Charlotte Mosers Mutter Henriette Henschel das Leben.<br />
Aufgrund der am 15. September 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze wurde es Jüdinnen und Juden unter anderem untersagt, „arische“ Dienstmädchen unter 45 Jahren in ihren Haushalten zu beschäftigen. So mussten das geliebte Kindermädchen Thata und weitere „arische“ Angestellte des Hauses entlassen werden.<br />
Im November 1938 trat die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ in Kraft. Die Firma Nathan Heimann & Co. wurde ab Anfang März 1939 unter Treuhandverwaltung gestellt und Leo Moser, inzwischen seit vielen Jahren Gesellschafter, durfte die Geschäfts- und Betriebsräume ab Mai 1939 nicht mehr betreten. Er wurde über Nacht arbeitslos. Infolgedessen musste er Gelegenheitsarbeiten annehmen, um zum Lebensunterhalt der Familie beitragen zu können. 1941 wurde die Firma dann im Zuge der „Arisierung“ zwangsverkauft.<br />
Am 30. April 1939 trat das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ in Kraft. Der dadurch erzwungene Wohnungswechsel der Familie fand im Juli 1939 statt: Sie zog nach Berlin-Wilmersdorf in die Nassauische Straße 5 in eines der sogenannten Judenhäuser. Leo und Charlotte Moser werden angewiesen, zusätzlich jüdische Untermieter in ihre Wohnung aufzunehmen. Daher vermieteten sie ein Zimmer an die Eheleute Aron und Berta Flach.<br />
Bereits am 31. März 1939 wurde die „Zickelschule“ zwangsweise geschlossen und die Tochter Eveline musste die Schule ohne Abitur oder sonstigen Abschluss verlassen. Nachdem im Juni 1942 jüdischen Kindern und Jugendlichen jeglicher Schulbesuch verboten wurde, musste auch Werner nach nur sechs Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen.<br />
Ab 1940 verpflichtete die Zentrale Dienststelle für Juden alle arbeitsfähigen jüdischen Frauen und Männer zwischen 18 und 60 Jahren zu einem sogenannten geschlossenen Arbeitseinsatz in der Berliner Wirtschaft. Jüdinnen und Juden durften sich nun also nicht mehr selbstständig Arbeit suchen, sondern mussten bis zu ihrer Deportation Zwangsarbeit leisten. Leo Moser wurde als Arbeiter bei der B. E. S. Bahnmeisterei 3 in der Ungarnstraße 24 in Nord-Berlin verpflichtet und Charlotte Moser als Näherin im Uniform-Betrieb Martin Michalski in der Frankfurter Allee 116 in Ost-Berlin. Obwohl erst 17 Jahre alt, musste auch Eveline in einer Gärtnerei nahe dem Lehrter Bahnhof Zwangsarbeit leisten.<br />
Weil alle arbeitsfähigen Jüdinnen und Juden zum „geschlossenen Arbeitseinsatz“ herangezogen wurden, musste die Reichsvereinigung der Juden die Betreuung von jüdischen Kindern organisieren. Infolgedessen wurde Werner bis zum Tag seiner Deportation als jugendlicher Helfer in der Küche des Jüdischen Krankenhauses Berlin in der Iranischen Straße 2 in Berlin-Wedding eingesetzt.<br />
Am 28. Mai 1943 wurden Leo und Charlotte Moser gemeinsam mit ihrem Sohn Werner, ihrer inzwischen erwachsenen Tochter Eveline und deren Ehemann Walter Moses aus der Nassauischen Straße 5 von der Gestapo abgeholt und in das sogenannte Siechenheim in der Auguststraße 14–16 nach Berlin-Mitte überstellt. Von dort deportierte man sie noch am selben Tag mit weiteren 323 Berliner Jüdinnen und Juden mit dem „90. Alterstransport“ nach Theresienstadt.<br />
Am 29. Juli 1943 wurde die Wohnung in der Nassauischen Straße 5 bis auf das Zimmer der Eheleute Flach geräumt. Aron und Berta Flach, die in einer sogenannten Mischehe lebten, blieben in der Wohnung zurück. Die beschlagnahmten Gegenstände aus dem Vermögen der Familie Moser wurden unter anderem an den SS-Obersturmbannführer Otto Bovensiepen verkauft. Dieser war als Gestapochef in Berlin mitverantwortlich für die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden in die Ghettos, nach Theresienstadt und in die Vernichtungslager.<br />
Am 31. Mai 1944 wurde auch den Eheleuten Aron und Berta Flach der (Unter-)Mietvertrag gekündigt. Über ihr Schicksal gibt es keine weiteren Anhaltspunkte.<br />
Am 4. Oktober 1944 wurden der 52-jährige Leo Moser und seine 42-jährige Ehefrau Charlotte gemeinsam mit ihren Kindern Werner (14 Jahre) und Eveline (20 Jahre) und deren Ehemann Walter (34 Jahre) von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort unmittelbar bei ihrer Ankunft getrennt. Eveline wurde für die Zwangsarbeit „selektiert“ und wenige Tage später, am 12. Oktober 1944, ins KZ Freiberg, ein Außenlager des KZ Flossenbürg, überstellt. Dort wurde sie zur Rüstungsproduktion im Werk II des Wehrbetriebs Max Hildebrand GmbH eingesetzt. Kurz vor Kriegsende wurde das KZ Freiberg am 14. April 1945 angesichts der immer näher rückenden alliierten Truppen evakuiert. Eveline wurde mit den anderen jüdischen Mädchen und Frauen in offene Güterwaggons verladen und mit einem Bahntransport ins KZ Mauthausen deportiert, wo sie nach einer Irrfahrt von 16 Tagen am 29. April 1945 ankam.<br />
Am 5. Mai 1945 wurde sie durch US-amerikanische Truppen befreit. Eveline hat ihre Eltern und ihren Bruder nach ihrer Selektion in Auschwitz nie wiedergesehen. Leo, Charlotte und Werner Moser wurden nach dem Krieg zum 1. November 1944 für tot erklärt. Erst nach Kriegsende erfuhr Eveline durch die Behörden, dass ihr Mann überlebt hat. Sie blieb nach Kriegsende in Deutschland. Später fand sie ihren Lebensmittelpunkt in München, wo sie im November 2014 im Alter von 91 Jahren verstarb. Sie wurde im Kreis ihrer Kinder, Enkel*innen und Urenkel*innen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee neben ihren Großeltern beigesetzt.<br />
Zum Gedenken an ihre Eltern und ihren Bruder beauftragte Eveline im Jahr 2003 den Kölner Künstler Gunter Demnig mit der Verlegung dreier Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Jenaer Straße 18 in Berlin-Wilmersdorf.<br />
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Leo Moser (auch Leo Moses, Lio Mozer), geboren am 24. Juni 1892 als Sohn von Isidor und Hedwig Moser, geb. Jacobi, zog es nach seinem Abitur am Königlichen Realgymnasium seiner Heimatstadt Bromberg (heute: Bydgoszcz/Polen) nach Berlin zu seinen Verwandten, der Familie Cassirer. Hier begann er ein Philosophiestudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin), brach dieses jedoch ab, um als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Während seines Fronteinsatzes geriet er gegen Ende des Krieges in Gefangenschaft. Aus dieser entlassen, kehrte er nach Berlin zurück und fand bei der Firma Nathan Heimann & Co., ansässig in der Berliner Straße 13 in Berlin-Pankow, eine Anstellung als Kaufmann. Durch seinen Arbeitgeber, den Mitinhaber der Luxus-Spitzen-Papier-Fabrik sowie der Maschinen- und Gravier-Anstalt Heinrich-Julius Henschel, lernte Leo dessen Tochter Charlotte kennen.
Charlotte, die einer bildungsbürgerlichen jüdischen Familie aus Berlin-Pankow entstammte, besuchte eine der Höheren Töchterschulen. Hier wurde sie nicht nur auf ihre zukünftige Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet, sondern sie erfuhr zudem eine allgemeine „geistige Bildung“. So sprach Charlotte fünf Sprachen, erhielt Gesangs- und Klavierunterricht und entpuppte sich als eine begabte Pianistin.
Im Mai 1922 heiratete Leo im Alter von dreißig Jahren die zehn Jahre jüngere Charlotte, Tochter von Heinrich-Julius Henschel und Henriette Henschel, geb. Heimann.
Nach der Heirat bezog das junge Paar seine erste gemeinsame Wohnung in der Hadlichstraße 27 in Berlin-Pankow. Im Oktober 1923 wurde Tochter Eveline geboren, sechs Jahre später, im Dezember 1929, folgte Sohn Werner. In dieser Zeit zog die Familie noch einmal um in die Kavalierstraße 21, ebenfalls in Berlin-Pankow.
Im April 1933 begann die „Entjudung“ bzw. „Arisierung“. Juden und Jüdinnen sowie Menschen, die in der rassistischen Klassifikation der Nationalsozialisten als Jude oder „jüdische Mischlinge“ galten, wurden aus Handel, Gewerbe und Wissenschaft sowie aus ihren Wohnungen und Häusern gedrängt. Dabei machte diese Verdrängung auch vor Schulen und Universitäten nicht halt. So wurde am 25. April 1933 das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen verabschiedet. Damit begann die staatlich organisierte Diskriminierung jüdischer Schülerinnen und Schüler. In der Hoffnung, ihrer Tochter antisemitische Diskriminierungen ersparen zu können, zogen Leo und Charlotte Moser nun mit ihren Kindern nach Berlin-Wilmersdorf in die Jenaer Straße 18 und schickten Eveline fortan auf die Höhere Privatschule für Mädchen, die sogenannte „Zickelschule“ in die Kufsteiner Straße 16 desselben Bezirks.
Weil Leo Moser keine Zukunft in Deutschland sah, fasste die Familie bereits zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft den Entschluss auszuwandern und reiste vorübergehend nach Palästina. „Da kann man ja nicht leben“, sagte Leo Moser nach der Rückkehr. Daraufhin planten sie in die Schweiz auszuwandern. Aber der Versuch, den Familienbetrieb in die Schweiz zu verlegen, scheiterte an den Schikanen an der Grenze. Denn plötzlich durften trotz vorheriger Erlaubnis, alle firmeneigenen Maschinen aus Deutschland zu überführen, nur noch einige wenige ausgeführt werden. Der Verlust wäre jedoch immens gewesen und der Betrieb hätte mit den nunmehr wenigen genehmigten Maschinen nicht alle an der Firma beteiligten Familienmitglieder ernähren können. Deshalb beschloss die Familie, die Verlegung des Betriebs in die Schweiz abzubrechen. Kurz darauf, im Januar 1934, nahm sich Charlotte Mosers Mutter Henriette Henschel das Leben.
Aufgrund der am 15. September 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze wurde es Jüdinnen und Juden unter anderem untersagt, „arische“ Dienstmädchen unter 45 Jahren in ihren Haushalten zu beschäftigen. So mussten das geliebte Kindermädchen Thata und weitere „arische“ Angestellte des Hauses entlassen werden.
Im November 1938 trat die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ in Kraft. Die Firma Nathan Heimann & Co. wurde ab Anfang März 1939 unter Treuhandverwaltung gestellt und Leo Moser, inzwischen seit vielen Jahren Gesellschafter, durfte die Geschäfts- und Betriebsräume ab Mai 1939 nicht mehr betreten. Er wurde über Nacht arbeitslos. Infolgedessen musste er Gelegenheitsarbeiten annehmen, um zum Lebensunterhalt der Familie beitragen zu können. 1941 wurde die Firma dann im Zuge der „Arisierung“ zwangsverkauft.
Am 30. April 1939 trat das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ in Kraft. Der dadurch erzwungene Wohnungswechsel der Familie fand im Juli 1939 statt: Sie zog nach Berlin-Wilmersdorf in die Nassauische Straße 5 in eines der sogenannten Judenhäuser. Leo und Charlotte Moser werden angewiesen, zusätzlich jüdische Untermieter in ihre Wohnung aufzunehmen. Daher vermieteten sie ein Zimmer an die Eheleute Aron und Berta Flach.
Bereits am 31. März 1939 wurde die „Zickelschule“ zwangsweise geschlossen und die Tochter Eveline musste die Schule ohne Abitur oder sonstigen Abschluss verlassen. Nachdem im Juni 1942 jüdischen Kindern und Jugendlichen jeglicher Schulbesuch verboten wurde, musste auch Werner nach nur sechs Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen.
Ab 1940 verpflichtete die Zentrale Dienststelle für Juden alle arbeitsfähigen jüdischen Frauen und Männer zwischen 18 und 60 Jahren zu einem sogenannten geschlossenen Arbeitseinsatz in der Berliner Wirtschaft. Jüdinnen und Juden durften sich nun also nicht mehr selbstständig Arbeit suchen, sondern mussten bis zu ihrer Deportation Zwangsarbeit leisten. Leo Moser wurde als Arbeiter bei der B. E. S. Bahnmeisterei 3 in der Ungarnstraße 24 in Nord-Berlin verpflichtet und Charlotte Moser als Näherin im Uniform-Betrieb Martin Michalski in der Frankfurter Allee 116 in Ost-Berlin. Obwohl erst 17 Jahre alt, musste auch Eveline in einer Gärtnerei nahe dem Lehrter Bahnhof Zwangsarbeit leisten.
Weil alle arbeitsfähigen Jüdinnen und Juden zum „geschlossenen Arbeitseinsatz“ herangezogen wurden, musste die Reichsvereinigung der Juden die Betreuung von jüdischen Kindern organisieren. Infolgedessen wurde Werner bis zum Tag seiner Deportation als jugendlicher Helfer in der Küche des Jüdischen Krankenhauses Berlin in der Iranischen Straße 2 in Berlin-Wedding eingesetzt.
Am 28. Mai 1943 wurden Leo und Charlotte Moser gemeinsam mit ihrem Sohn Werner, ihrer inzwischen erwachsenen Tochter Eveline und deren Ehemann Walter Moses aus der Nassauischen Straße 5 von der Gestapo abgeholt und in das sogenannte Siechenheim in der Auguststraße 14–16 nach Berlin-Mitte überstellt. Von dort deportierte man sie noch am selben Tag mit weiteren 323 Berliner Jüdinnen und Juden mit dem „90. Alterstransport“ nach Theresienstadt.
Am 29. Juli 1943 wurde die Wohnung in der Nassauischen Straße 5 bis auf das Zimmer der Eheleute Flach geräumt. Aron und Berta Flach, die in einer sogenannten Mischehe lebten, blieben in der Wohnung zurück. Die beschlagnahmten Gegenstände aus dem Vermögen der Familie Moser wurden unter anderem an den SS-Obersturmbannführer Otto Bovensiepen verkauft. Dieser war als Gestapochef in Berlin mitverantwortlich für die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden in die Ghettos, nach Theresienstadt und in die Vernichtungslager.
Am 31. Mai 1944 wurde auch den Eheleuten Aron und Berta Flach der (Unter-)Mietvertrag gekündigt. Über ihr Schicksal gibt es keine weiteren Anhaltspunkte.
Am 4. Oktober 1944 wurden der 52-jährige Leo Moser und seine 42-jährige Ehefrau Charlotte gemeinsam mit ihren Kindern Werner (14 Jahre) und Eveline (20 Jahre) und deren Ehemann Walter (34 Jahre) von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort unmittelbar bei ihrer Ankunft getrennt. Eveline wurde für die Zwangsarbeit „selektiert“ und wenige Tage später, am 12. Oktober 1944, ins KZ Freiberg, ein Außenlager des KZ Flossenbürg, überstellt. Dort wurde sie zur Rüstungsproduktion im Werk II des Wehrbetriebs Max Hildebrand GmbH eingesetzt. Kurz vor Kriegsende wurde das KZ Freiberg am 14. April 1945 angesichts der immer näher rückenden alliierten Truppen evakuiert. Eveline wurde mit den anderen jüdischen Mädchen und Frauen in offene Güterwaggons verladen und mit einem Bahntransport ins KZ Mauthausen deportiert, wo sie nach einer Irrfahrt von 16 Tagen am 29. April 1945 ankam.
Am 5. Mai 1945 wurde sie durch US-amerikanische Truppen befreit. Eveline hat ihre Eltern und ihren Bruder nach ihrer Selektion in Auschwitz nie wiedergesehen. Leo, Charlotte und Werner Moser wurden nach dem Krieg zum 1. November 1944 für tot erklärt. Erst nach Kriegsende erfuhr Eveline durch die Behörden, dass ihr Mann überlebt hat. Sie blieb nach Kriegsende in Deutschland. Später fand sie ihren Lebensmittelpunkt in München, wo sie im November 2014 im Alter von 91 Jahren verstarb. Sie wurde im Kreis ihrer Kinder, Enkel*innen und Urenkel*innen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee neben ihren Großeltern beigesetzt.
Zum Gedenken an ihre Eltern und ihren Bruder beauftragte Eveline im Jahr 2003 den Kölner Künstler Gunter Demnig mit der Verlegung dreier Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Jenaer Straße 18 in Berlin-Wilmersdorf.